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Nachruf: Michael Karoli

Michael Karoli (29.4.1948 -18.11.2001)

Nur die mich kennen, sollīn meine Verse lesen -
Nur jene, mit liebenden Blick auf mein Wesen,
all jene nur, die im Nichts treiben,
und wissen, was kommt - wie Propheten es sehn.

Denn die Stille erschien mir im Traum -
in Menschengestalt stand sie im Raum.
Und in ihrem Herzen, da verweilten
zugleich ein Tiger und ein zahmes Reh.


Attila Jószef, 1937
(grobe Übersetzung: Karoly Michael Varga)

Michael Karoli (29.4.1948 -17.11.2001)

Der Tod erlöste Michael Karoli am 17.11.2001 von einem langjährigen Krebsleiden. Völlig überrascht bleiben wir traurig zurück, und schauen uns betroffen an.
Seine Musik war ihm im schweren Kampf gegen das Unentrinnbare ein wichtiger Halt. Nun bleibt uns nur noch die Erinnerung an ihn - und zu unserem Trost seine Musik.

Der leidenschaftliche Musiker entwickelte als Gründungsmitglied der Avantgarde-Gruppe CAN seit 1968 einen ureigenen und unnachahmlichen Gitarren-Stil. Der beeindruckende Teamgeist, in dem alle Bandmitglieder sich individuell einbringen und eine visionäre Kraft entfalten konnten, brachte eine reiche und spannungsgeladene Ernte hervor.
Obwohl die letzte gemeinsame CD der Gruppe im Jahre 1989 erschien, gehört CAN zu den wenigen deutschen Rockformationen mit internationaler Anerkennung, deren beeindruckende Tondokumente auch von Musikfreunden nachfolgender Generationen hoch geschätzt werden.
Die Früchte der Gruppenarbeit bieten aber zugleich die Erklärung, weshalb Michael Karoli trotz des spektakulären Stils im allgemeinen Bewusstsein hierzulande keine mit anderen zeitgenössischen Gitarrenhelden vergleichbare Popularität erreichte (obwohl er zweifellos zur Klasse der außergewöhnlichen Gitarristen zählt):
Ihm ging es nie um oberflächliche Posen, Techniken oder sonstige banalen Äußerlichkeiten.
Seine einzigartige Instrumentenbehandlung verschmolz als Werkzeug im Dialog mit den beteiligten Musikern und war stets rein und aufrichtig.
Michael Karolis musikalisches Selbstverständnis, feinnervig und verletzlich - als hausten in seinem Herzen zugleich Tiger und zahmes Reh - leuchtet ebenfalls aus seinem einzigen, unter Mitwirkung von Sängerin Polly Eltes Soloalbum "Deluge".
Das im spröden Reggae-Rhythmus eingespielte Album dokumentiert die Vielseitigkeit des Musikers. Leider hat das Solo-Werk bei Veröffentlichung im Jahre 1984 aus den oben genannten Gründen nicht die ihm gebührende Beachtung auf dem Plattenmarkt gefunden.
Vor allem die ehemaligen CAN-Mitstreiter Irmin Schmidt und Holger Czukay sorgten durch entsprechende Gastauftritte Karolis oder mittels Verwendung von Samples auf diversen CD-Produktionen dafür, dass der besondere Karoli-Klang weiterhin hörbar wurde.
Abgesehen davon, dass die moderne Sample-Technik hin und wieder "neues" Material ermöglichen wird, haben interessierte Musikliebhaber die Möglichkeit, den kühnen und hellen Sound jederzeit mit einer Zeitreise durch das imposant berauschende Gitarrensolo auf "Mother Sky" oder den Songs anderer Can-Alben nachvollziehen zu können.

v.-red. 24. November 2001

Mehr Informationen:
www.spoonrecords.com
www.czukay.de

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