The Story of Middle Class Pig
Erik Bauer
So fingīs an
Middle Class Pig habe ich im April 1997 gegründet. Ich hatte die
Schnauze voll von Techno, House und Mainstream Radio. Guter Rock 'n' Roll
hat wirklich gefehlt. Es gab fast keine Konzerte mehr--beim Auflegen
wurde ich sogar manchmal beschimpft, weil ich kein Techno oder so was
gespielt habe. Aus Wut habe ich das Label gegründet.
Die Bands
Middle Class Pig möchte unbekannte Bands aus aller Welt promoten,
unterstützen und vermarkten. Das war mein Ziel-und ist immer noch mein Ziel.
Middle Class Pig ist ein Rock 'n' Roll Label--alles von Garage Punk bis
Kraut Rock. Wenn ich eine Band signe, dann muss die Band mir persönlich
gefallen. Ich kann nicht aus reinen kapitalistischen Gründen hinter
einer Band stehen. Ich muss an die Band glauben--man muss bereit sein, für
Rock 'n' Roll sterben zu können. Rock 'n' Roll ist nicht nur Musik für
mich, sondern ein Lebenstil, eine Mentalität, eine Religion. Wenn man an
die Bands glaubt, dann kann man nur hoffen, dass das Geld auch reinkommt.
Ja, und dann
Ich habe endlich Vertriebe bekommen--Sommer 1999. Fast zwei Jahre
habe ich nur mit lokalen Läden und ein paar Mailorders gearbeitet, und das
hat nicht so viel gebracht. Es kann zwar viel bringen, aber die Bands
waren so verdammt unbekannt, fast keiner hat was gekauft. Im Sommer 1998
habe ich angefangen, mit We Bite in Stuttgart, House of Kicks in
Stockholm, Sonic Rendezvous in Holland und Plastic Head in England zu
arbeiten. Das hat Middle Class Pig gerettet--UND, ich habe die Jungs von
Proton Booking in Kassel kennengelernt. Das hat Middle Class Pig auch
gerettet. In Mai 1999 ging die erste Middle Class Pig Band auf Tour--The
Hefners aus Lawrence, Kansas. The Masons aus L.A kamen nach Europa auf
Tour in November 1999, und die Cretin 66 Tour war in Februar/März 2000.
Die Tourneen sind sehr gut gelaufen, und sie werden jedes Mal besser.
Jetzt kann ich Platten verkaufen--über Vertrieb, Mailorder und sogar in
Tübingen in Plattenläden. . .
In der Zukunft kommen neue
Platten von The Hefners und The Masons raus. The Hefners kommen wieder
auf Tour in Oktober/November, und The Masons sind in Dezember/Januar
wieder da. Cretin 66 kommen auch wieder.
On Tour
Auf Tour zu gehen ist stressig--aber witzig. Man fährt lange Strecken,
und man ist öfters müde und mit der Zeit grätig. Es gibt manchmal drei
Wochen Konzerte ohne Off Days. Es gibt Pannen mit dem Tourbus. Das Handy
funktioniert plötzlich nicht. Der Sänger der Band ist erkältet und
verliert langsam seine Stimme. Man sitzt im Stau und musste schon vor
zwei Stunden im Club sein. In jeder Stadt haben wir uns verfahren. Aber,
wenn das Publikum auf einem Konzert richtig abgeht, gibt es kein
besseres Gefühl im Leben (Okay--ein paar Sachen im Leben sind schon
besser, aber wir reden jetzt von Rock 'n' Roll). Man verkauft Platten,
man lernt Leute kennen. Manchmal kommen Kiddies auf Konzerte und meinen,
sie haben schon die Platte in ihren Lieblings Plattenladen gekauft, und
sie warten schon seit einem Jahr, dass die Band in ihre Heimatstadt
kommt. Das ist Belohnung für diese harte und oft frustrierende Arbeit.
Warum Vinyl
Middle Class Pig bedeutet vor allem Vinyl Schallplatten. Sie verkaufen
sich sogar besser als CDs. Kaum zu glauben, aber es ist wahr! Farbiges
Vinyl, Glow-In-The-Dark (phosphorierend), 7-Inches, 10-Inches,
Endlosrillen. . . Vinyl ist was besonderes, und das Publikum von
Garage, Rockabilly, Punk/Punk 'n' Roll und andere Underground Richtungen
kaufen gerne Vinyl. CDs sind lahmarschig--Rock 'n' Roll gehört auf
Platte. CDs muss man auch herstellen lassen. Nicht jeder kauft
Schallplatten. Es ist auch wichtig zu gucken, dass doch jeder an die
Musik rankommen kann. Still--Vinyl is more fun!
Im Studio
Middle Class Pig Bands brauchen auch nicht so viel Zeit im Studio--wenn
sie überhaupt ins Studio gehen. Viele Aufnahmen haben wir mit 8-Spur
Aufnahmegeräten und sogar mit 2-Spur Geräten gemacht. Rock 'n' Roll ist
doch ziemlich einfache Musik und es ist unnötig, länger als zwei Tage im
Studio zu sein. 8-Spur kann man zu Hause machen. Mainstream ist so
Scheiße, weil das Feeling der Musik einfach verloren geht. Rock 'n' Roll
ist dreckig und schlampig, und, wenn es manchmal nicht so perfekt ist,
sollte man das auch erkennen und akzeptieren. Wie ist absichtliche
Rückkopplung entstanden? Vielleicht war es am Anfang ein Fehler, oder
zumindest ein Experiment (die erste Aufnahme mit Rückkopplung war "Eight
Days A Week" von The Beatles. . .). Lange Studioaufenthalten sind für
Phil Collins, die (modernen) Rolling Stones und Eric Clapton. Middle
Class Pig sorgt dafür, dass Rock 'n' Roll authentisch bleibt. . .
Es war einmal eine Fanzine
Am Anfang habe ich auch eine Fanzine zu dem Label herausgebracht
(Interviews mit Garage und Punk Bands, Comics, usw.). Es kam Interviews
mit The Oblivians, Descendents, Guitar Wolf, Lazy Cowgirls, The
Monsters, Tocotronic, Brüllen und viele andere. Ich habe die Hefte
umsonst ausgelegt und verteilt, und ich habe versucht, die Sache mit
Anzeigen zu finanzieren. Es hat leider nicht geklappt, und mit der Zeit
war die Arbeit des Labels wichtiger. Im Januar 1998 kamen die ersten
Veröffentlichung raus. . .Die letzte Ausgabe hätte Interviews mit Zen
Guerilla, Cave 4, The Flaming Sideburns und Jeff Dahl enthalten.
The Dirtys, im Travellerīs Club 1998, war das beste Interview, was
jemals in den Middle Class Pig Heft reinkam. Das Interview ist witzig--die Jungs
sind ziemlich grob, aber sie hatten wirklich was gutes zu sagen. Eine
schlechte Nachricht über die Band: Eine der Gitarristen (Larry TerBush)
ist im Summer 1999 gestorben--Alkoholvergiftung).
So this ones for You!
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Die Bands
"Swinging with the Hefners"
Das Tübinger Label mit dem grandiosen Namen macht sich einen eben solchen in letzter Zeit vor allem durch abgedrehte
Split-10inches, die grundverschiedene Bands featuren sollen.
In einigen Fällen kann sowas in die Hose gehen, nicht so bei der Ausgabe Hefner
vs. Schwarz, von denen erstere nun einen Longplayer in die weite Welt schicken,
der es in sich hat. Auf den ersten Hör haben wir es hier mit klassischen Garage-Rock
der besseren Sorte zu tun. Auf den zweiten übrigens auch, allerdings mit dem
feinen Unterschied, daß die Krachmacher aus dem texanischen Austin es wagen, einen
flüchtigen Blick über den Tellerand zu riskieren. Das von Granpa Tim Kerr produzierte
Werk ist etwas mehr als der stupide Team-Beat vergleichbarer Kapellen. Von Orgelsounds
im authentischen Stil bis zu schenllen Tanzdielen-Smashern, die
schon fast Punk sind, reicht die Palette der straighten Songs. Angereichert wird der Salat durch
schräge und bluesartige Tracks, die ihr Zuhause in der Nachbarschaft von Delta
72, Monorchid oder Speedball Baby haben.
Andreas Kohl, Visions 6/99
"The Masons"
Schon der erste Blick aufīs Cover des MASONS-Albums lässt keine Fragen offen: Flammen und ein
sportliches amerikanische Automobil der Siebziger Jahre.
Das sieht nach Rock aus, und ja, hier gibt's auch Rock.
- was im übrigen auch jeder weiss, der vor ein paar Ausgaben ihren Song "Crash my Car" auf der Ox-CD
gehört hat. Sie kommen aus Lawrence, Kansas, sind ein Trio, haben eine Schlagzeugerin
mit Nietenlederjacke und spielen CRAMPS-lastigen Rockabilly/Rock'n'Roll, schrecken
aber auch kein Stück davor zurück, das Gaspedal mal voll durchzulatschen und es
so richtig bratzen zu lassen. Richtig scary der Gesang: fauchend und hallig verzerrt,
wie das alptraumhaft verzerrte Abbild der Stimme des Kings - und MISFITS-Fans
scheinen MASONS überdies auch noch zu sein. Der King wird übrigens auch gecovert!
("Grils girls girls"), ebenso wie die SONICS ("The witch").
Klasse Scheibe, ein gutes Stück anders als das, was man sonst so aus dieser Richtung vorgesetzt bekommt.
Mit Middle Class Pig, dem kleinen Lable aus Tübingen muss man angesichts der MASONS,
HEFNERS und CRETIN 66 definitiv in Zukunft rechnen.
jh, Ox #36
"Burnin` Rubber Outta Hellīs Garage"
Diese Scheibe läßt garantiert jeden CD-Player und jeden Plattenspieler binnen Sekunden in Rauch aufgehen. Was edleres hätte Erik von MCP-Records auch gar nicht signen können.
Diese Band hat Klasse! Die Jungs von Cretin66 kommen aus
Kansas City und rocken dort wahrschenlich jeden Club
und jede Gosse völlig kaputt. Permanent vordergründige, teilweise übelst schreiende Distortion-Gitarren, rotziger
Gesang und ein absolut in die fresse tretendes Schlagzeug machen "Burnin` Rubber..."
schon jetzt zur Rock-Scheibe des Jahres. Vinyl kommt
selbstverständlich in fiesgrün und īnem schönen Einleger.
F.P. Bonzai 12/99
Die Fanzine...
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