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Musik Feuilleton

Konzert von Anne Clark am 8. November 2003 in der Liederhalle, Stuttgart

Es ist soweit. Anlässlich ihres neuen Albums "From the Heart“ ist Anne Clark mit ihrer Band auf Tournee und der Konzertauftakt fand ausgerechnet in der fast ausverkauften Liederhalle in Stuttgart statt.

Gemeinsam mit ihren Bandmitgliedern - Murat Parlak (Piano), Jann Michael Engel (Cello), Jeff Aug (Gitarre) und dem außergewöhnlichen Schlagzeuger Niko Lai – verzauberte Sie mit den durchweg akustisch vorgetragenen Songs das recht gemischte Publikum, in dem sich auch einige Altfans befanden.

Anne Clark bei einer Fotosession, Köln 2002. (C) Blank & Jones, 2003, in: Anne Clark, "notes teaken, traces left", Berlin 2003



Jeff Aug

Niko Lai

Murat Parlak

Jann Michael Engel
Bilder aus: Anne Clark, "notes teaken, traces left", Berlin 2003, S. 251-255


Im Interview kurz vor dem Konzert meinte sie auf meine Frage, ob sie in bezug auf die anstehende Tournee nervös sei, lachend: „Heute ist das erste Konzert. Und das zeigt einem die kommende Richtung an. Ich habe keine Ahnung, wie alles funktioniert, ich hoffe, die Technik macht da mit und das Publikum genießt es. Man weiß nie. Es gibt unglaubliche Dinge, die einem während eines Konzerts durch den Kopf gehen. Aber hoffentlich klappt alles. Drei mal auf das Holz klopfen“.

Und tatsächlich konnte man ihr anfänglich ein wenig Nervosität ansehen, die sich allerdings bald legte, nachdem sie mit ihrer herausfordernden Stimme das Publikum mitriss und der gediegene Mozartsaal zu einem Tanzpalast umfunktioniert worden war.

Die Stimmung war umwerfend und so kamen die etwa 700 Gäste bei stehenden Ovationen schließlich auch in den Genuss zahlreicher Zugaben. Der Tourbeginn war durch und durch gelungen. Wir wünschen dieser Band mit ihrer weltbekannten Frontfrau alles Gute und mindestens genauso viel Spaß bei den anderen Konzerten.



Interview 8. November 2003 (Übersetzung s.w.)

K-Extra: Bist du schon mal in Stuttgart gewesen?

Anne Clark: Oh Ja, ich bin schon ein paar mal hier gewesen. Zum Beispiel spielte ich zusammen mit Kraftwerk vor ein paar Jahren in Stuttgart. Ich fühle mich zwar hier nicht heimisch, aber es ist ein guter Ort, um zu spielen. Deutschland ist auch ein wichtiger Ort für mich. Ich habe großartige Freunde hier und viele Kollegen, mit denen ich arbeiten kann. Ich bin sehr glücklich und sehr erfolgreich in Deutschland.

K-Extra: Spielst du lieber vor wenigen Leuten als in einem großen Konzert?

Anne Clark: Wenn man bei großen Festivals auftritt, ist es manchmal erschreckend, 100.000 Leute vor sich zu sehen. Es ist viel spannender, direkt vor dem Publikum zu stehen und direkten Augenkontakt zu haben. Man ist dann viel näher bei den Leuten und natürlich haben sie es auch noch bequemer.

K-Extra: Wird es nächstes Jahr ein neues Album geben?

Anne Clark: Vielleicht. Ich habe ehrlich gesagt noch nicht darüber nachgedacht, neues Material aufzunehmen, obwohl es einiges gibt, was noch in meiner Schublade schlummert. Im Moment konzentriere ich mich auf andere Sachen.

K-Extra: “From the Heart” ist für die meisten Fans dein bisher bestes Album.

Anne Clark: Wow, danke sehr. Ich bin sehr glücklich, mit solchen guten Musikern wie Jeff und den anderen zu spielen. Sie sind mir sehr ans Herz gewachsen. Ich kenne Jeff jetzt seit zwei Jahren und wir alle arbeiten seit ungefähr 18 Monaten zusammen.

K-Extra: Ist dein neues Buch “Notes Taken, Traces Left” ein persönlicher Einblick?

Anne Clark: Wahrscheinlich. Dieses Buch ist etwas, was ich schon lange tun wollte, also meine Gedichte und Texte in deutscher Übersetzung zu präsentieren, damit die Leute hier noch mehr an meinen Gefühlen und Einsichten teilhaben können. Dass macht mich sehr stolz. Natürlich wollen die Verlage und Medien heutzutage immer mehr von einem. Aber ich wollte, das die Texte für sich sprechen. Mein Buch ist aber auch eine Reise durch meine Vergangenheit.

K-Extra: Wie siehst du deine musikalische Entwicklung. Z.B. in bezug auf elektronische Einflüsse? Willst du in Zukunft auf sie verzichten?

Anne Clark: Ich denke, ein Künstler sollte nicht sagen, dass er etwas nie wieder tun wird, denn dass würde zum Beispiel die gesamte elektronische Szene beleidigen. Ich benutzte schon immer akustische Elemente. Man kann das ja sehr gut auf meinem ersten Album hören. Ich liebe es, mit jeder Art zu experimentieren. Aber ich warte auf etwas in der elektronischen Musik, dass mein Interesse neu erweckt. Ich bin gespannt, wie sich diese Musik weiterentwickelt.

K-Extra: Welche musikalischen Vorbilder haben dich geprägt?

Anne Clark: Ich liebe jeder Art der Musik. Früher hörte ich zum Beispiel David Bowie und Roxy Musik, aber auch die Monkeys und die Beatles. Punk hat mich sehr beeinflusst, da es in dieser Zeit für eine neue Art von Freiheit stand. Und selbstverständlich beeinflussen mich die heutigen Bands auch sehr.

K-Extra: Was möchtest du mit deiner Musik bewirken?

Anne Clark: Positive Energie rüberbringen, das uns Verbindende. Es gibt natürlich gewisse Umstände in jedem Land, ihre Politik entsprechend zu führen. Jeder ist verschieden. Aber für mich gibt es mehr Gemeinsamkeiten in vielen Dingen. Wir alle haben Gefühle, in unseren Adern fließt das gleiche Blut. Alles, was ich tue, ist den Leuten zu zeigen, wie ähnlich wir uns doch in Wirklichkeit alle sind. Das ist meine Hoffnung, was man mit Musik machen kann. Ich versuche natürlich, diese positive Energie weiterzugeben.
Ich würde nicht sagen, dass die Menschen zur Zeit paralysiert sind, aber...
...zwei Bücher wurden im letzten Jahrhundert geschrieben: “1984” erzählt, wie man die Menschen mit Gewalt und Angst kontrolliert und dann gibt es noch die “Schöne neue Welt” von Huxley, welches davon handelt, wie man die Leute durch schöne und paradiesische Verblendung kontrolliert. Wir sind sehr materialistisch. Ich sehe die Labor Partei, wie sie Margaret Thatcher wie ein Lamm aussehen lässt. Es ist eine sehr repressive Politik mit dem Irak, sie ignorieren direkt die Meinung des Volkes. Es ist schrecklich. Aber wir sind natürlich das Volk und können auch einiges bewegen. Ich glaube nicht, dass Musik alles verändern wird oder Frieden und Harmonie auf die Welt bringt, aber es führt die Leute auf verschiedenste Weise zusammen. Das ist eine große Hoffnung.

K-Extra: Was wünscht du dir für die Zukunft?

Anne Clark: Toleranz und Verständnis von und für jeden.Die Welt ist natürlich nicht gerade auf diesem Weg im Moment. Aber die Zukunft wird es beweisen, dass Menschlichkeit mehr zählt als jede Machtposition. Das ist ein großer Wunsch von mir.

K-Extra:Vielen Dank für dieses Interview


s.w. - red. / 08. November 2003
 



Noch ein kleiner Buch-Tipp am Rande:

Anne Clark
„NOTES TAKEN, TRACES LEFT”

herausgegeben von Jeff Aug. Ins Deutsche Übertragen von Martin Münchenberg und Anne Litvin.





ISBN 3-89602-463-9

Schwarzkopf & Schwarzkopfverlag GmbH, Berlin 2003



 




Siehe auch:

Anne Clark
„from the Heart – Live in Bratislava“

VÖ: 01.09.03

 

 

 

 


 

 

 

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