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CD-Besprechungen:

The Minus Five

Down With Wilco

Cooking Vinyl




Scott McCaughy scharrt für seine Combo The Minus Five offensichtlich gerne illustre Kollegen um sich. Nachdem er bisher u. a. Ken Stringfellow von den Posies und Peter Buck von R.E.M. für sich musizieren ließ, konnte er diesmal Jeff Tweedy von Wilco, der wohl gerade auf jeder Platte mitspielen muß, gewinnen. Daher auch der angeblich witzige Titel des Werks.

Oftmals, wenn sich die vermeintlichen oder tatsächlichen Größen der Branche zum Musizieren (gerne unter der Bezeichnung "Supergroup") zusammentun, kommt dabei ziemlich gequirlter Mist heraus, wie zuletzt bei Audioslave zu beklagen war.

Die Wahrscheinlichkeit also, daß die vorliegende Platte so überflüssig wie pretenziös daherkommt, ist recht groß. Da aber The Minus Five auf dem in diesem Magazin gelobten Kinks-Tribute-Sampler "This Is Where I Belong" einen sehr anständigen Eindruck hinterlassen haben, geben wir dem Oevre doch eine faire Chance.

Nun denn: Der Anfang ist äußerst schleppend. Die Songs kommen nicht in Gang, es bleiben auch keine Melodien hängen, alles klingt wie im Studio zusammengepfuscht, ein wenig Beatles, ein wenig Beach Boys, aber ohne jeden Esprit und dazu noch ein paar moderne Geräusche. Wenn es nicht die Höchststrafe wäre und als Beleidigung gerichtsrelevant, würde ich das Gedudel Art-Rock nennen.

Und das geht so sage und schreibe die ersten sieben (!) Stücke, eines ambitionierter, aber letztendlich belangloser als das Nächste.

Längst hat man Lust, die Scheibe zum nächsten Secondhandladen zu bringen, um wenigstens noch den Gegenwert einer Schachtel Kippen und eines Getränks dafür zu bekommen. Nur die schnöde Chronistenpflicht zwingt einen dazu, das Machwerk ganz durchzuhören.

Mit dem achten Stück tritt dann eine leichte Besserung ein. "The Family Gardener", vorgetragen von Jeff Tweedy, klingt wie Ausschußware vom letzten Wilco-Album, aber im Vergleich zum bisher Gehörten ist es ein Lichtblick.

Nun kommt etwas, womit keiner mehr gerechnet hat: Der folgende Titel "The Old Plantation" ist eine richtig gute Nummer, hat eine feine Melodie und ist sehr angenehm um ein subtiles E-Piano herum arrangiert. Eine paar versierte Gitarreneinsprengsel und schöner mehrstimmiger Gesang, was begehrt das Herz mehr?

Und so geht es gerade weiter. "What I Don't Believe" ist ein subtil-verschrobenes Liedlein mit Bläserarrangement, "View From Below" könnte ein unveröffentlichtes Solostück von George Harrison sein, aber ohne die nervige Produktion von Jeff Lynne.

Wie auch "I'm Not Bitter", das beste, weil lebendigste Stück der Platte. Frisch und optimistisch geht es hier zur Sache. Das klingt fast nach einer Band, die hier einen Anfall von Spielfreude verspürt.

Den Abschluß bildet "Dear Employer (The Reason I Quit)". Ein Lied mit diesem Titel kann nur gut sein. Ein schöner Abschluß einer wirklich seltsamen Schallplatte.

Was bleibt als Fazit? Verwirrung.

Es ist durchaus üblich, Alben zu veröffentlichen, auf denen sich einige gute Stücke und mehrere Langweiler befinden. Und fünf tolle Songs, einmal Mittelmaß und siebenfache Ödnis, das ist im Vergleich zu anderen Veröffentlichungen gar nicht mal so übel.

Aber daß die schlechtesten Stücke als Block an den Anfang gestellt werden und dann erst die Perlen folgen, das ist schon reichlich ungewöhnlich.

Es haben nicht viele Menschen Geduld mit einer Schallplatte.


J.S. - red / 30. April 2003

 

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