kunst
musik
literatur
theater
compu Art
redaktion
extra
CD-Besprechungen:
Klassik / Neue Musik:

Günter Müller: "Kristalle"

Eine Hörenswürdigkeit aus einer anderen Welt

Konzerttermine 2002

Günter Müller kommt vom Jazz her, seine "Seelenmusik" trägt deutliche Spuren dieser Herkunft. Außergewöhnlich an dieser CD sind jedoch zum einen die Instrumente, die Müller verwendet: Neben dem Didgeridoo sind es vorwiegend asiatische und osteuropäische Flötenarten, die von der chinesischen Zither Zheng oder der Dobro begleitet werden. Zum anderen bedingt hier der "Klangraum" stark das akustische Erlebnis. Müllers Musik entsteht und erklingt in der mindestens 200.000 Jahre alten Dechenhöhle, in einem 380 Millionen Jahre alten Kalkgebirgszug bei Iserlohn. Dieser über Jahrtausende gewordene und geformte Konzertraum wird von Müller nicht nur mit Musikinstrumenten zum Klingen gebracht: Er wird selbst zum Instrument. Der Raum selbst wird Musik.
Auf durchschnittlich 25.000 Jahren alten Tropfsteinen spielt Günter Müller wie auf Röhrenglocken, die Töne reichen vom großen G bis zum einfach gestrichenen fis. Leicht verhangen und verschleiert erinnert ihr Klang an ein Vibra- oder Marimbaphon. Die Stalaktiten bilden als Kristalle aus Wasser und Mineralien die innere Struktur des Raumes wie der einzelnen Stücke.
Hauptberuflich ist Müller Architekt, konstruiert ökologische, der Natur nachempfundene Häuser. Diese naturnahe Architektonik findet sich in seiner Musik wieder, die selbst in der Improvisation noch eine klare, quasi "organische" Linie beibehält und niemals ins Beliebig-Zufällige abrutscht.
Die Kristallklänge in freien rhythmischen Patterns werden kombiniert mit Blasinstrumenten wie dem Shakuhachi (eine traditionelle Bambusflöte aus Japan mit lackierter Innenseite), der Fujara (eine slowakische Obertonflöte), dem Bansoori und Klangschalen. Neben Günter Müller sind Chris Kramer auf "Harp" und Dobro sowie Andreas Burghardt auf der Korg zu hören. Die verschiedenen Abschnitte der Höhle bieten besondere akustische Eigenschaften, die über der Erde nicht anzutreffen sind: Außer den klingenden Tropfsteinen und den wechselnden Rhythmen der Wassertropfen auf Geröll und Fels liegt dies vor allem an der hohen Luftfeuchtigkeit. Tiefe Töne strahlen besonders viele Obertöne ab, hohe Töne klingen abgedämpft, verhangen. Naturklänge durchdringen die melodischen Linien - besser vielleicht: "Gesten" - , die nicht in sich abgeschlossen sind, sondern sich improvisierend ihrer Umgebung öffnen, spontan auf Ereignisse im Raum reagieren. In dieser unterirdischen Welt verliert das menschliche Zeitempfinden seine Bedeutung. Musik wirkt als Klanggebäude, das Gewölbe der Höhle, die in Luftzug und Nachhall hörbar wird, wirkt selbst als klingende Konstruktion.
Die drei Musiker vollziehen die Struktur des Raumes nach, indem sie seine Eigenschaften in die Musik übertragen: Das Tropfen findet sich wieder in rhythmischen Wiederholungen, Melodiestimmen und elektronische Effekte irren echoartig durch die Gänge wie ein aufgefächertes Echo, das auch den Hörerinnen und Hörern der CD die Höhlenwelt plastisch "sichtbar" werden lässt.
Als einfühlsame Kenner ihrer Instrumente überzeugen Müller, Kramer und Burghardt mit einer Musik, die durch ihren "sprechenden" Charakter, die obertonreiche Artikulation und gestische Verzierungen jederzeit den Kontakt zum Hörer bewahren kann. Der Einsatz von Blas- und Saiteninstrumenten ermöglicht ebenso farbenreiche Abwechslung wie die Verwendung von Gesang und Glocken aus verschiedenen Entfernungen. Besonders reizvoll ist der Kontrast von extremen Tonabständen und Klangcharakteren etwa in der Kombination von Obertonflöte und Didgeridoo. Wiewohl auch als ungewöhnliches und interessantes Experiment hörbar, ist die CD "Kristalle" vor allem zu Meditation und Entspannung gedacht. Stellt die Dechenhöhle per se eine Sehenswürdigkeit dar, so kann man Müllers Musik zu Recht als "Hörenswürdigkeit" bezeichnen. Wer sich mit dem esoterischen Nimbus der CD (insbesondere der mystisierenden Titel der einzelnen Tracks wie "Seelenwanderung" oder "Prophecy") etwas schwerer tut, wird nichtsdestotrotz mit Klangeindruck und Hörerlebnis versöhnt werden.

a.s. - red / 15.11.2000
Zur CD:
Die CD wurde im Januar 2000 in der Dechenhöhle aufgenommen. Sie ist erschienen im "Blow till midnight"-Musikverlag unter der Bestellnummer BTM 004.

Blow till midnight-Musikverlag
Am Hang 48
44267 Dortmund
Telefon: 02304 - 822242
Fax: 02304 - 822243

e-mail: ChrisKramer@t-online.de
hompeage: http://www.Chris-Kramer.de
Hörprobe zu CD:http://www.chris-kramer.de/chrisneu/index.htm

Zur Dechenhöhle:

Die Dechenhöhle veranstaltet regelmäßig circa einmal pro Monat Klangführungen und "mystische" Konzerte mit Günter Müller.

Infos und Termine:
Dechenhöhle Iserlohn-Letmathe
Telefon: 02374 - 71421
http://www.dechenhoehle.de/

Download mit Bildern aus der Dechenhöhle unter:
http://www.hh-arts.de/


Konzerttermine 2001

( Stand 7.3.2001 )

21.04. 18.00 Uhr Dechenhöhle Meditation , geschlossene Veranst.

04.05. 19.30 Uhr Dechenhöhle Kristallklänge / Klangführung

05.05. 18.00 Uhr Heinrichshöhle Menden Didgeridooworkshop VHS

23.05. 19.00 Uhr Dechenhöhle Bluecave: Trance-world-blues

01.06. 19.30 Uhr Dechenhöhle Kristallklänge / Klangführung

24.08. 20.00 Uhr Stadtmuseum Hofheim/ Ts. Klangmysterium / Obertonspecial

07.09. 20.00 Uhr Paul-Gerhardt-Hs, Schwerte Klangmysterium, Obertonspecial

09.09. 18.30 Uhr Dechenhöhle Klänge zum Wohlfühlen (Tip VITAL)

16.09. 17.00 Uhr Aachen, St. Hubertus-Kirche Klangmysterium, mit Wolfgang Saus

05.10. 19.30 Uhr Dechenhöhle Kristallklänge / Klangführung

27.10. 19.00 Uhr Dechenhöhle Bluecave: Trance-world-blues

02.11. 19.30 Uhr Dechenhöhle Kristallklänge / Klangführung

09.11. 22.30 Uhr Paulus- Haus, Schwerte Klänge zum Wohlfühlen

24.11. 19.00 Uhr Dechenhöhle Klänge der Welt + TaiChi-Tanz

07.12. 19.30 Uhr Dechenhöhle Kristallklänge / Klangführung
Inhalt

Porträts / Label-Spezials

Konzertkritiken

CD-Besprechungen

Online-Musik

Spezial

Termine

[Home] [Kunst] [Musik] [Literatur] [Theater] [CompuArt] [Redaktion] [Extra]
© 2001 Kultura (alle Beiträge unterliegen dem Copyright der jeweiligen Autoren, Künstler und Institutionen. Widerrechtliche Weiterverbreitung ist strafbar.)
serif" size="2">© 2001 Kultura (alle Beiträge unterliegen dem Copyright der jeweiligen Autoren, Künstler und Institutionen. Widerrechtliche Weiterverbreitung ist strafbar.)