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Rezension

Irène Némirovsky - Die süße Einsamkeit

Roman
Knaus
ISBN: 978-3813503777



Die Liebe in Zeiten des Geldes

Hélène ist die Tochter einer großbürgerlichen Familie, in der auch in Zeiten der Revolution und des Krieges scheinbar immerzu Geld in unvorstellbarer Höhe gescheffelt wird. Auf der Flucht vor der vermeintlich ansteckenden Seuche der Armut zieht es die Familie aus einem kleinen Dorf in der Ukraine nach St. Petersburg, anschließend in den ewigen Winter Finnlands und schlussendlich nach Paris, wo Bella Karol, Hélènes Mutter, endlich in dem Luxus schwimmen soll, von dem sie immer träumte. Hélène jedoch hat sich immer nur nach einem gesehnt: Zuneigung und Geborgenheit. Diese wird ihr besonders von ihrer Mutter verwehrt, und als diese dann auch noch Hélènes Gouvernante feuert, zu der Hélène in den Jahren der Einsamkeit ein zartes Band der Vertrautheit geknüpft hatte, setzt sich das junge Mädchen ein Ziel: Rache. Um dies zu erreichen, macht sich Hélène die Liebe ihrer Mutter zu ihrem Gigolo zunutze. Doch bald muss sie sich eingestehen, dass hinter der gut gekleideten und mit Schminke aufgehübschten Fassade ihrer Mutter auch bloß ein Mensch mit Herz und Seele steckt, dem jedoch eins fehlt – Selbstachtung. Letztendlich muss Hélène einen drastischen Schritt machen, um sich diese zu bewahren.

Auch in diesem Werk Irène Némirosvkys, das im Knaus Verlag nun zum ersten Mal seit der Erstveröffentlichung 1935 in deutscher Übersetzung erschien, steht ein Mutter-Tochter-Konflikt im Mittelpunkt. Ähnlich wie bei ihrer Novelle Der Ball, der ebenfalls die Rachegelüste einer in diesem Fall eifersüchtigen, aber dennoch scheinbar genauso ungeliebten Tochter an ihrer Mutter thematisiert, bietet dieser Roman mehr Platz, um die Entwicklung dieser Beziehung über einen längeren Zeitraum zu betrachten. So erst wird sichtbar, wie aus dem übermütigen Kind Hélène eine schwermütige junge Erwachsene wird, von Entbehrungen, die man mit keinem Geld der Welt aufwiegen kann, gezeichnet.

Gleichzeitig ist Die süße Einsamkeit auch ein Roman, der den Zeitgeist des aufkeimenden 19. Jahrhunderts einfängt und dabei die Unruhen des verarmten Volkes sowie die Abgehobenheit derer mit Geld in unverhältnismäßiger Höhe gegenüberstellt. Die Realität und zugleich Unwirklichkeit von Leid findet man zwar nur am Rande der Handlung wieder, doch spiegelt genau das die Selbstzentriertheit der neureichen Oberschicht und verleiht dem Ganzen so eine Grausamkeit, die unterschwellig ihr volles Maß entfaltet.

Auch wenn die Leserschaft von heute nicht mehr so verbunden ist mit dieser Zeit wie die zu Zeiten der Erstveröffentlichung, macht dies die Zeitreise nur umso interessanter. Zudem ist der Konflikt zwischen Mutter und Tochter ein zeitloses Thema, dem Némirovsky sich wieder einmal mit viel Fingerspitzengefühl und psychologischer Intuition widmet. Aus diesem Grund ist mit Freude zu vernehmen, dass das Werk der 1942 in Auschwitz verstorbenen Schriftstellerin nicht in Vergessenheit gerät.

Lisa Krawczyk - 14. September 2012
ID 00000006210
Irène Némirovsky, Die süße Einsamkeit
Originaltitel: Le vin de solitude
Aus dem Französischen von Susanne Röckel
Knaus Verlag, September 2012
272 Seiten
Gebunden
€ 19,99 [D] | € 20,60 [A] | CHF 28,50
ISBN: 978-3813503777



Siehe auch:
http://www.randomhouse.de/knaus/index.jsp


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