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Rezensionen

Rezension 5


Lee, Hélène

Der erste Rasta

Sachbuch
Taschenbuch: Wien (Hannibal Verlag)
2000

322 Seiten
DM 38,00

zu beziehen über

 

Hélène Lee: Der erste Rasta

Ein Buch - lesenswert für alle, die sich für jamaikanische Geschichte im allgemeinen und/oder die Ursprünge und Entwicklungsgeschichte des Rasta Kultes im besonderen interessieren. Zwar wird im Klappentext und auch in den Anfangszeilen des ein oder anderen Kapitels der Superhero des Reggae, Bob Marley ins Gespräch gebracht (das Buch soll sich ja schließlich auch verkaufen!), "Der erste Rasta" ist aber definitiv keine weitere Marley Biographie.
Das Buch beschreibt den Lebensweg eines gewissen Leonhard Percival Howell, der nach einigen Reisen und Auslandsaufenthalten in den 30er Jahren im gebirgigen Hinterland Kingstons das "Pinakel" gründet. Das "Pinakel" wird zur Heimstatt der ersten Rasta Community und nach diversen Querelen mit der Staatsmacht im Jahre 1954 von der Polizei aufgelöst. Nachdem die Rasta Jünger ihr nach sozialistischen Prinzipien aufgebautes Paradies verlassen mussten, verteilen sie sich in die verschiedenen Armenviertel Kingstons, um im Laufe der Jahre unter Einfluß weiterer afrika-zentrierter Glaubensrichtungen und Ideologien ihren jeweils eigenen Rasta-Glauben weiterzuentwickeln.
So vielfältig wie die musikalischen Einflüsse, die zur Herausbildung des Reggae beigetragen haben, so divers sind auch die politischen, religiösen und kulturellen Einflüsse, die sich im Rastafarianismus vermengt haben. Keine stoische Litanei an Glaubenssätzen, welche für alle verbindlich sind, sondern die individuelle Prägung eines eigenen afrika-zentrierten Glaubens, der vor allem anderen eines im Sinne hat: den Nachfahren der verschleppten Afrikanern ihr schwarzes Selbst-Bewusstsein zurückzugeben!
Respekt gebührt der französischen Journalistin Hélène Lee, die wohl in jahrelanger Arbeit die Fakten dieses Buches zusammengestellt hat. Richtig gut wäre es aber gewesen, hätte sie noch etwas mehr Struktur in ihre Erzählung gebracht - der beliebte rote Faden ist da leider etwas abhanden gekommen. Sowohl geographisch als auch chronologische Sprünge, machen es schwer, dem ersten Rasta auf seinem Weg von Jamaika über Panama in die USA und zurück, zu folgen.
Die vielfältigen religiösen und politischen Einflüsse, die auf unsere Hauptfigur Howell eingewirkt haben, hätten übersichtlicher dargestellt und in eine zeitliche Abfolge gebracht werden sollen.
Dennoch: trotz dieser "Strukturschwäche" ein Lesetip für alle, die sich mit den Ursprüngen der Rastas und des Reggaes näher beschäftigen wollen. Für alle Reggae-Begeisterten lohnt es sich auf jeden Fall, die letzten Abschnitte des Buches - ab Kapitel 27 - zu lesen. Eine für mich neue und interessante Erklärung, wo sich der Begriff des SKA - des musikalischen Vorläufers des Reggae - herleitet, findet sich auf S. 281! Wer hat diesen Musikstil in den frühen 1960er Jahren auf Jamaika kreiert? Nein, es waren nicht die Skatalites... .

f.f. - red / 28.09.2000

 
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© 2001 Kultura (alle Beiträge unterliegen dem Copyright der jeweiligen Autoren, Künstler und Institutionen. Widerrechtliche Weiterverbreitung ist strafbar.)
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