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Gisbert Haefs

Roma Der erste Tod des Mark Aurel

Diana-Verlag bei Heyne
ISBN 3-8284-0062-0
496 Seiten
21,95 Euro
Auch als Hörbuch
(CD und MC)


"Wie deine gesamte Persönlichkeit ergänzender Teil eines Gemeinwesens ist, so soll auch jede deiner Handlungen das gemeinschaftliche Handeln dieses Gemeinwesens ergänzen."
Marcus Aurelius ("Selbstbetrachtungen" IX 23)


Obiger Devise des römischen Kaisers Marcus Aurelius zuwider handeln im Jahre 165 n. Chr. eine Reihe seiner Untertanen. In Rom und dem vorgelagerten Portus (Hafen) ereignen sich rätselhafte Geschehnisse. Die antike Stadt wird von einer Welle von Gewalt und düsteren Ränkespielen gegen den Herrscher erschüttert. Die junge Schauspielerin Korinna und der Offizier des Geheimdienstes Gaius Pacuvius versuchen die Hintergründe der mysteriösen Vorkommnisse aufzuhellen. Gisbert Haefs, bereits Autor historischer Romane wie Hannibal, Alexander, Troja und Raja zieht im neuen Werk abermals alle Register seines literarischen Talents. Er schildert ideenreich das Rom zur Zeit der interessanten Persönlichkeit Marcus Aurelius, wobei sogar ein Rhinozeros in die turbulenten Ereignisse verwickelt wird. Neben dem Kaiser, welcher der Nachwelt mehr durch philosophische "Selbstbetrachtungen", später in zwölf Bänder ediert, wie als Feldherr bekannt ist, treten weitere historische Gestalten auf: der Stadtpräfekt Junius Rusticus, die Schriftsteller Apuleius und Lukianos und zwanzigjährig der spätere Kaiser Lucius Septimius Severus. Im Hintergrund dauert noch der siegreich beendete Krieg gegen die Parther an.

Die fiktive Handlung entwickelt der Autor, ebenso Schöpfer der exzentrischen Detektivgestalt Balthasar Matzbach, wie in einem klassischen Detektivroman. Nach der Vorstellung der Hauptpersonen Korinna und Pacuvius und deren Lebensgeschichte sowie der Szenerie geschieht ein Mord. Unabhängig voneinander decken die zwei in kleinen Schritten die Mosaiksteine einer geheimnisvollen Verschwörung auf. Dadurch entsteht beim Leser eine latente Spannung, die der Autor in einem furiosen Finale bei einem prunkvollen Fest mit allen Beteiligten münden läßt. Die Elemente des Kriminalromans sind jedoch ebenso wie die zwar poetische beschriebene, aber doch eher beiläufige Liebesgeschichte der beiden Protagonisten nur ein Bestandteil des Buches. Überaus reizvoll ist zudem die facettenreiche und vitale Darstellung des alten Rom mit allen Gegensätzen. Ohne in Schwarz-Weiß- Zeichnung zu verfallen, gelingt es Haefs einerseits, Rom als blühende prunkvolle Metropole darzustellen in der rauschende Gelage gefeiert werden. Andererseits schildert er die Kehrseite wie bei der grandiosen Beschreibung der Unterwelt im achten Kapitel und der Enthüllung des Sumpfes der Intrigen. So verdeutlicht er den Kontrast, der zwischen dem stoischem Weltbild des Kaiser Marcus Aurelius, der das Wahre und Gute sucht, und der durch selbstsüchtige und machtgierige Römer geprägten Realität in der Stadt existiert. Kunstfertig konstruiert und sprachgewaltig in der Schilderung der buntscheckigen Verhältnisse in der Stadt am Tiber ragt "Roma" aus der Vielzahl derzeit veröffentlichter historischer Romane deutlich heraus, sodass die Lektüre auch für anspruchsvolle Leser ein literarisches Erlebnis ist. Zusätzlich kommen die Liebhaber unterhaltsamer Detektivgeschichten voll auf ihre Kosten. Was will man mehr?

Dr. Lothar Pützstück / 24. Februar 2002



 
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© 2002 Kultura (alle Beiträge unterliegen dem Copyright der jeweiligen Autoren, Künstler und Institutionen. Widerrechtliche Weiterverbreitung ist strafbar.)
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