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Rezension

John Powell - "Was Sie schon immer über Musik wissen wollten"

Alles über Harmonien, Rhythmen und das Geheimnis einer guten Melodie
Rogner & Bernhard, 3. Auflage 2011
ISBN 978-3-8077-1065-5


Basisliteratur zur Einführung in die Grundlagen der Musik gibt es ja; und das nicht zu knapp. Da muss natürlich die Frage gestellt werden, ob ein neues Werk zu dieser Thematik wirklich nötig war, speziell wenn es sich, wie im Fall von John Powells Publikation, so prätentiös Was Sie schon immer über Musik wissen wollten nennt. Aber es ist eine rhetorische Frage, denn wer in Powells Buch auch nur einen Blick geworfen hat, wird ohne zu zögern mit ja antworten: Es war nötig.

Denn dem Leser, der das über 300 Seiten starke Buch zunächst vielleicht mit spitzen Fingern anfasst, wird gleich auf den ersten Seiten versichert: Viel werde ihm nicht abverlangt. Kein Vorwissen, keine praktische Ausbildung am Instrument seien vonnöten, um die Lektüre nachzuvollziehen und zu genießen, lediglich zwei denkbar simple Lieder müsse man kennen: „For He's a Jolly Good Fellow“ und „Morgen kommt der Weihnachtsmann“. Klingt schon mal beruhigend.

Was dann folgt, ist ein Exkurs in die Materie der Musikwissenschaft, ein Grundkurs in „Anatomie der Instrumente“ und eine temporeiche Zeitreise in die Musikgeschichte. Und siehe da: Tatsächlich hat der Autor den Mund nicht zu voll genommen. Wer sich auch nur oberflächlich für die Frage interessiert, wie Musik eigentlich funktioniert, wird erhellende, oft amüsante und fast immer zufriedenstellende Antworten bekommen. Der Brite John Powell klopft dabei das ganze Feld ab: Angefangen bei der Erörterung, was einen Ton eigentlich von einem Geräusch unterscheidet, geht er über zum Aufbau von Instrumenten; redet dann über Harmonie, Tonleitern und Rhythmik. Dass die Aneinanderreihung der Lektionen bisweilen ein wenig zufällig wirkt, tut nichts weiter zur Sache, da sich die einzelnen Abschnitte ohnehin prima in beliebiger Reihenfolge durchlesen lassen.

Powell, übrigens Doktor der Physik, hat uns glücklicherweise ein weiteres hölzernes populärwissenschaftliches Werk erspart. Zu verdanken ist das zum einen seinem unvergleichlichen Humor, mit dem er seine zahlreichen Anekdoten und Kommentare würzt. Zum anderen ist die gute Lesbarkeit nicht zuletzt seinem etwas spleenigen Konzept geschuldet. Ihm zugrunde liegt seine eigenwillige Didaktik, die teilweise seltsame Blüten treibt, wenn er beispielsweise „John Powells Hässliche Harfe“ zur Anschauung des Prinzips der Tonschritte entwirft. Dann ist da noch eine Fülle von weiteren Fotos und Illustrationen, mit denen er seine Schritt-für-Schritt-Erklärungen ergänzt, und ein bisschen bekommt man das Gefühl, einen „Musik für Dummies“-Ratgeber zur Hand genommen zu haben. Powells Buch ist aber so stimmig und insgesamt vergnüglich zu lesen, dass dies nicht weniger als ein enormes Kompliment ist.

Gewiss, Profimusiker werden wohl müde lächeln, wenn sie Ganz- und Halbtonschritte erklärt bekommen – alles in gemächlichstem Schritttempo. Das allerdings kommt (nicht nur) Laien sehr entgegen und ärgert höchstens einige wenige Cracks und Meister ihres Fachs. Denn ob ein ausgebildeter Gitarrist auch gelernt hat, weshalb die Saiten seines Instruments mit verschiedenen Frequenzen gleichzeitig schwingen, das ist wieder ein Thema für sich. Nicht ganz unwahrscheinlich ist, dass er die Lektion im Anfängerkurs verschlafen hat. Fast wünscht man sich, damals in der neunten Klasse einen Musiklehrer wie John Powell gehabt zu haben – so unterhaltsam und kurzweilig offenbart er die Geheimnisse der Musik.

Der Autor erklärt nämlich nicht nur, was das absolute Gehör ist und weshalb nur wenige Normalsterbliche es besitzen, sondern spürt auch anderen grundlegenden Fragen nach: Was versteht man unter einem „akustisch toten Raum“? Weshalb klingt Moll traurig, Dur hingegen fröhlich? Und warum können Bluesbands in sturzbetrunkenem Zustand noch Musik machen?

In der Regel würde man von so viel kondensiertem Wissen erschlagen werden, das steht außer Frage. Der Komponist und Akademiker Powell hat jedoch ein Buch für jedermann geschrieben - zum Schmökern und Nachschlagen, Staunen und Weiterfragen. Wer sich erst einmal an die Lektüre begeben hat, wird es nur aus der Hand legen, um selbst zum Instrument zu greifen. Außerdem – so Powell – ist das Buch ja auch ganz nebenbei voll von nützlichem Angeberwissen, mit dem sich auf Parties eine Menge Leute beeindrucken lassen. Ach ja: Man lernt übrigens auch, wie man ein Weinglas mit reiner Stimmgewalt zum Bersten bringt...

Jaleh Ojan - 1. Januar 2012
ID 00000005617


Siehe auch:
http://www.rogner-bernhard.de/





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