Austellungen, Termine, Links
Esslingen Villa Merkel, Galerie der Stadt Esslingen am Neckar
|
Ausstellungsbericht: Electronic Images
Bahnwärterhaus: Ulrike Flaig - "home is where art is"
Jahresprogramm der Villa Merkel - in Arbeit!
Öffnungszeiten:
Di 11-20:00 Uhr / Mi-So 11-18:00 Uhr
Führungen jeden Di 18:00 Uhr / sa+So 15:00 Uhr
Nachtschwärmernächte: 29. April und 20. Mai 18-24:00 Uhr
Ausstellungsbericht:
Electronic Images. Videokunst 1965-2000
26.März bis 21. Mai 2000 / Villa Merkel
Nach wie vor gehört die Villa Merkel in Esslingen unter der Leitung von Dr. Renate Wiehager, zu einem der engagiertesten Ausstellungshäuser für zeitgenössische Kunst.
Dies gilt nicht nur für die Themenwahl, wie bei der momentanen, noch bis 21.Mai laufenden Ausstellung "Electronic Images", die dem Medium Video in der Kunst der letzten 35 Jahre gewidmet ist.
Dies gilt auch für die innerhalb der Möglichkeiten ideal platzierten Arbeiten eines zwar kleinen aber bestens ausgesuchten Spektrums internationaler Künstler und Künstlerinnen: die Räumlichkeiten sind nicht überfrachtet und gewähren jeder Arbeit ihren notwendigen Umraum. Über die Besucher fällt kein multimediales Spektakel her, vielmehr wird gezeigt, wie breit die Einsatzmöglichkeiten des Videos sind, das Videokunst kombinierbar mit anderen "klassischeren" Medien ist und auch das Videokunst nicht bedeutet, Kunst zu anonymisieren.
Dies gilt für die Höhe des Eintrittspreises von 3,- DM und des Katalogpreises von 29,- DM - eine für alle Besucher erschwingliche Preisklasse, von dem sich einige Galerien und Kunsthallen eine Scheibe abschneiden könnten.
Und dies gilt auch für den Kurzführer von 10 Seiten, der nicht nur ebenfalls außerordentlich günstig, sondern dazu informativ ist und einen guten Einstieg in die gezeigten Arbeiten der jeweiligen Künstlerinnen und Künstler bietet.
Keinesfalls um den Gang zur Ausstellung zu ersetzen, vielmehr um diese sehenswerte Ausstellung schmackhaft zu machen, soll hier ein kleiner Eindruck über einige der gezeigten Arbeiten vermittelt werden.
Das Bildmaterial wurde zum Teil von der Villa Merkel zu Verfügung gestellt und unterliegt dem Copyright der Galerie der Stadt Esslingen bzw. der jeweiligen Künstlerinnen und Künstler.
|
Pietro Sanguineti
"tilt", 2000, Video, Raumobjekt aus Aluminium
(Photo: b.w. - red)
|
|
In der Eingangshalle der Villa Merkel wird durch jüngste Arbeit
der Ausstellung das Thema eröffnet. Die verschiedene künstlerische Medien kombinierende
Rauminstallation tilt, wurde von dem in Berlin lebenden Künstler
Pietro Sanguineti (D, *1965) eigens für die Ausstellung entworfenen.
Sie zeigt ein riesiges, an ein Firmenlogo erinnerndes Emblem, das in großen
Lettern die Aufschrift "tilt" trägt.
Die skulpturale Konstruktion wird flankiert von zwei Fernsehmonitoren, auf
denen Videos synthetisch erzeugter Bilder laufen,
die unsere erfolgs- und marktorientierte Medienwelt teils ironisch
teils bissig widerspiegeln - immer wieder untermalt von einer stereotypen
Computerstimme "ElfAquitäneLeuneKrupp(...)DeutscheBankThyssen.deleade."
|
|
Klaus vom Bruch
"Jalousie", 1999/2000, Teil I einer zweiteilige Projektion mit Sound
(Photo: Klaus vom Bruch - Villa Merkel)
|
|
Einige Stationen weiter betritt man einen verdunkelten Raum in
dem sich die zweiteilige Projektion Jalousie von
Klaus von Bruch (D, *1952)aus seiner neuen Werkserie Loops befindet. Zwei sich gegenüberstehende
Projektionen zeigen in permanenter Schleife - loop - einen kaum 1 Sekunde dauernden
Ausschnitt eines Films: auf der einen Seite friert auf einer Großleinwand durch
diese Technik das Gesicht der Filmdiva Gene Tierneys zu einem ikonenhaften Antlitz
ein, während im Hintergrund die immergleiche Landschaft vorbeizurauschen scheint.
Auf einer kleineren Leinwand ihr gegenüber wendet sich Marilyn Monroe in einer
monotonen leichten Drehbewegung ihres Körpers dem Betrachter zu- und sofort wieder
ab. Das ewige Wechselspiel von Rücken- und Frontalansicht ist
synchron mit der Filmmusik unterlegt.
|
|
Alex Bag, Untitled, 1995, Video
|
|
Alex Bag, Untitled (Pisces), 1999, C-print
(Photos: Alex Bag - Villa Merkel)
|
|
Im Nebenraum befindet sich eine ganz andere Art des Umgangs mit
dem Medium Video. Eben noch mit einer Hommage an den Film der 50er Jahre konfrontiert
betritt man jetzt einen Raum, in dem die Videokünstlerin Alex
Bag (USA, *1968) dem Betrachter eine krasse New Yorker Medien- und TV-Kultur
in schrägen, grotesken, "abgefuckten" Bildern vor Augen führt. Die Absurdität,
die Widersprüchlichkeit und die Fragwürdigkeit via Medien transportierter kultureller
Werte wird in 2 schrill geschnittenen Videos thematisiert und in den zahlreichen
C-Prints an der Wand in grellen Bildern nochmals aufgegriffen.
|
Nam June Paik
"Zwei Ölfässer" (Oil Drums), 1964/1991, Videoskulptur
Hommage an Charlotte Moormann
(Photo: b.w. - red)
|
Die Arbeit des Koreaners Nam June Paik (Korea, *1932) repräsentiert in der Ausstellung die Anfänge der Videokunst. Auf zwei blauen Ölfässern befinden sich drei Monitore auf denen in einer Dauerschleife eine Videoaufzeichnung von 1964 gezeigt wird: die Cellistin Charlotte Moorman, die Paik in eben diesem Jahr in New York kennengelernt hatte und mit ihr bis zu ihrem Tode 1991 zusammenarbeitete, unterbricht ihr Spiel um in eine gefüllte Wassertonne einzutauchen. Das später nachbearbeitete Video ist die erste gemeinsame Arbeit von Paik und Moorman, die Paik schließlich 1991 zu der hier ausgestellten Videoskulptur umsetzte.
|
Kirsten Mosher
"Carmen", 1995, Video
(Photo: b.w. - red)
|
Kirsten Mosher
"Carmen", 1995, Video
(Photo: Kirsten Mosher - Villa Merkel)
|
Kirsten Mosher
"Carmen" , 1994, Zeichnung
(Photo: Kirsten Mosher - Villa Merkel)
|
Brutal-grotesk ist die raumfüllende Videoinstallation der Video-Serie
Carmen - übersetzt: Auto-Männer - von Kirsten Mosher (USA, *1963). Die Künstlerin lässt in den Videos, die auf 5 Fernsehmonitoren gezeigt werden, batteriebetriebenen Spielzeugsoldaten, getarnt durch kleine aufgesetzte Autoattrappen, über unterschiedliches Gelände - Straßenkreuzung, Autobahn, Wald, Schneelandschaft - kriechen, mit immer "tödlichem" Ausgang. Diesen klaustrophobisch-morbiden und gleichzeitig ironisch-grotesken Blick auf unsere Zivilisation zeigen auch die comichaften Zeichnungen an den Wänden.
|
Ian Anüll, "Out of a Box", 1995, Videoinstallation
(Photo: b.w. - red)
Ian Anüll, "Out of a Box", 1995, Video
(Photo: Ian Anüll - Villa Merkel)
|
Im ersten Stock begegnet uns das Thema einer zerfallenden Großstadtzivilisation.
In der Videoskulptur Out of the Box von Ian Anüll
(CH, *1948) befindet sich ein Monitor in einem großen Pappkarton. Das Video selbst
zeigt eine heruntergekommene, verdreckte Seitenstraße - vielleicht in einem Slumviertel - in dem zwei Kinder mit einem Pappkarton spielen. Der Straßenlärm der Großstadt erfüllt den Raum.
|
Claude Closky, "Lac gelé et monospaces", 1997-98, Videoprojektion
(Photo: b.w. - red)
Claude Closky, "Lac gelé et monospaces", 1997-98, Videoprojektion
(Photo: b.w. - red)
|
Das letzte hier vorgestellte Exponat ist die ca. 5x3m große Videoprojektion
von Claude Closky (F. *1963) Lac gelé et monospaces (Gefrorener
See und Mini-Vans). Auf der Leinwand sieht man zunächst ein idyllisches Bergpanorama,
über das die Kamera träumerisch langsam zu gleiten scheint bis schließlich in
ihrer vermeintlichen Fahrt ein hochpolierter silbergrauer Mini-Van in das Blickfeld
rückt. Die gezeigte Landschaftsfahrt wird als Aufnahme eines Werbeplakates entlarvt, das durch einen symmetrischen Zusammenschnitt zu einer Endlosfahrt geworden ist. Ironisiert wird durch diese betonte Gegenüberstellung von Werbeprodukt und Landschaft nicht nur die Technik der Werbung, sondern auch die Geschwindigkeit der Medienwelt.
|
s.p. - red

(Photo: b.w. - red)
|
Bahnwärterhaus
Galerie der Stadt Esslingen
Pulverwiesen 25
73728 Esslingen am Neckar
Tel. (0711) 3512 2461
Fax (0711) 3512 2903
Email: rwiehager@esslingen.de
Homepage: www.esslingen.de
|
Ulrike Flaig - "home is where art is"
Ausstellung im Bahnwärterhaus vom 05.05. bis 12.06.2000
|

(Foto: Ulrike Flaig, Galerie der Stadt Esslingen)
|
Die 1962 in Esslingen geborene Künstlerin Ulrike Flaig gestaltete
auf drei Ebenen die Räume des kleinen Bahnwärterhauses im Park der
Villa Merkel. Die Installationen, die neben Zeichnungen, Fotografien
und Videos auch Sounds und alltägliche Materialien wie Tüten, Fäden, Kleider mit einbeziehen,
scheinen sich beim Betreten der Räumlichkeiten im Erdgeschoss zunächst dem Betrachter
zu entziehen: Ein leerer Raum, in dem der Besucher durch seine Bewegung Klänge
auslöst - Teile einer "Heimkehr"-Melodie des Komponisten Uwe Schenk.
Ein Stockwerk
weiter oben präzisiert sich die noch vage Idee.
Die unten angedeutete Choreographie wird motivisch auf dem koreanischen, mit Linien
versehenen Teppich aufgegriffen.

(Foto: b.w. - red)
|
Die Linien scheinen den Bewegungsablauf eines
Tanzes darzustellen, vielleicht eines Paartanzes. Die andere Hälfte des Raumes
ist nur erahnbar. Durch eine Milchglaswand zeichnen sich leichte Konturen einer
Einrichtung ab. Umgeht man diese Wand steht man vor einem Interieur, das beinahe
poetische eine Geschichte zu erzählen scheint.

(Foto: b.w. - red)
|
Sei es die Geschichte
einer Heimkehr oder die Geschichte von zu Hause - mit erinnernder
Melancholie und beobachtender Distanz. Dazu hört man im Hintergund
Gesrpächsfetzen - die Stimmen von Max und Elena - denen ebenfalls die Doppelwertigkeit
von Nähe und Distanz anhaftet. Dieses Wechselspiel wiederholt sich auf einer anderen Ebene im nächsten Raum.
Auf den beiden Fernsehgeräten scheinen wir den Umraum durch die Augen von Max
und Elena zu sehen, durch das Medium entfremdet.
Die Installation thematisiert die emotionale Ambivalenz zu Heimat und Fremde, zu Nähe und Distanz.
Ulrike Flaig setzt dabei auf die zwischen den beiden Polen vermittelnde Instanz der
Kunst. So scheint der Titel "home is where art is" nicht nur zufällig an ein
bekanntes filmisch-wundersames Zitat zu erinnern und dieses zu ironisieren:
"There is no place like home".
s.p. - red
|
|
 |
Inhaltsverzeichnis Kunst:
|