Filme, Kino & TV
Kunst, Fotografie & Neue Medien
Literatur
Musik
Theater
 
Redaktion, Impressum, Kontakt
Spenden, Spendenaufruf
Mediadaten, Werbung
 
Kulturtermine
 

Bitte spenden Sie!

KULTURA-EXTRA durchsuchen...

Feuilleton


Dokumentarfilm

The Nomi Song

Nicht von dieser Welt - Ein verstörendes Filmportrait über Klaus Sperber alias Nomi

Deutschland 2004, 96 Minuten
Ein Film von Andrew Horn
Kinostart: 24. März 2005

mit Klaus Nomi, Ann Magnuson, Kenny Scharf, Gabriele La Fari, Ira Siff, Page Wood, Kristian Hoffmann, Trude Sperber, Ron Johnsen, Calvin Churchman, Alan Platt, Anthony Scibelli, Tony Frere u.a.

Klaus Nomi. Portrait. © Julie Jacobs

Darf man das Geheimnis eines Menschen lüften, wenn dieser es gerne behalten will?
Ist es moralisch vertretbar, jemand auf den Leib zu rücken, wenn derjenige es nie wollte? Diese Frage stellt sich 96 Minuten lang. So lange bohrt Andrew Horns Dokumentarfilm „The Nomi Song“ in dem obskuren Objekt seiner Begierde herum, um das wahre Wesen des Klaus Nomi, Kultstar der 80er-New Wave-Zeit, zu ergründen. Auf der Berlinale 2004/Panorama gewann er dafür als „Bester Dokumentarfilm“ den Teddy Award 2004.

Klaus Nomi, Markenzeichen weiß-geschminktes Kabuki-Gesicht, schuf sich mimische Ausdruckslosigkeit. „Looks like an Alien, sings lika a diva“ sagt die treffende Unterzeile, denn die Standardfrage nach dem Wesen Nomi lautete stets: „Was ist das?“ Und nie: „Wer ist das?“
In den gründlichen Recherchen des in Berlin lebenden amerikanischen Filmemachers und Journalisten Andrew Horn kommt viel über die Menschen zu Tage, die mit Klaus Sperber alias Nomi gelebt und gearbeitet haben, Ann Magnuson, Ron Johnsen, Tony Frere, Trude Sperber, um nur einige zu nennen.
1944 in Bayern geboren, intonierte der ausgebildete Counter-Tenor, der sich Nomi nannte, von Oper bis Popmusik alles, was ihm in den Sinn kam. Sein Vorbild war Maria Callas. Er sang sich mit seiner Falsettstimme mit dem glasklaren Klang nicht in die Ohren der Menschen, sondern direkt ins Herz hinein.


Trude Sperber ist Klaus Nomis Tante aus Essen (Fotomontage). © CAMEO Film- und Fernsehproduktion

Seine Tante Trude Sperber in Bayern, die er oft besucht hat, spricht gut von ihm. Der Junge war höflich, nett und anständig. Scheu ist er gewesen und schwul. Doch auch das ist ein Geheimnis. Von München nach New York entwickelt sich die Kariere. Er tritt mit David Bowie auf.

Klein und unscheinbar sieht Nomi aus, wenn er im Alltags-Outfit herumläuft, gepflegt „wie ein Austauschstudent“. Von seinen guten Manieren berichten Freunde, in der Hochzeit von Punk und New Wave, fast als befremdlichen Verhaltensweisen. So war er bei den Marginalisierten dieser Welt noch Außenseiter.
Auf der Bühne ist Nomi das blanke Gegenteil. Dort ist er groß, präsent, und füllt den ganzen Raum mit Klang und Habitus. Er will hoch hinaus, sein menschlicher Abstieg beginnt.
Von all den Zeiten mit und neben Nomi berichten Freundinnen und Freunde wütend, verbittert, abwehrend. Auf den Platten verleugnet er das Mitwirken eines Freundes, er beugt sich Knebelverträgen von Plattenfirmen, wird bekannter und berühmter – und in dem Kreislauf von Beschiss und Selbstbeschiss wird er noch einsamer als er wahrscheinlich eh schon wahr.
Und spielt das übliche Kommerzspiel mit, erst Auftritte mit Band und Freunden, dann „heimlich aufgenommene“ Soloalben, Abgezocke.

Dann irgendwann, der internationale Durchbruch ist zum Greifen nah, kommt der Rest. Und der ist schnell erzählt: Erkrankung an dem Virus, das zu dieser Zeit noch „Schwulenkrebs“ hieß und bei den Schwulen nichts als Angst und Panik auslöste. Sodass, wie ein „alter“ Freund gesteht, bei ihm – und anderen - die Angst zu groß war, Nomi im Krankenhaus zu besuchen. Dort stirbt er im August 1983, als eines der ersten prominenten Aids Opfer, so einsam, wie er gelebt hat.
Man kommt Klaus Nomi durch diesen Dokumentarfilm menschlich nicht wirklich näher, er bleibt schwer zu fassen, fast autistisch, in sich eingeschlossen. Und trotzt allen Bemühungen von Andrew Horn: Sein Geheimnis nimmt er mit ins Grab.
Was bleibt sind seine Lieder, sein Gesang, der in die Seele geht.


Hilde Meier, 23. März 2005
ID 00000001766
The Nomi Song
Dokumentarfilm – Deutschland 2004
Ein Film von Andrew Horn
Originalsprache Englisch, dt. Untertitel, 96 Min., 35mm, 1.1,85, Dolby DR
Arsenal Filmverleih
Teddy Award 2004 „Bester Dokumentarfilm“ – Berlinale 2004/Panorama
Mit Klaus Nomi, Annn Magnuson, Kenny Scharf, Gabriele La Fari, Ira Siff, Page Wood, Kristian Hoffmann, Trude Sperber, Ron Johnsen, Calvin Churchman, Alan Platt, Anthony Scibelli, Tony Frere u.a.

www.boxfish-films.de
www.arsenal.de
www.thenomisong.com

Weitere Infos siehe auch:






 

FILM Inhalt:

Rothschilds Kolumnen

BERLINALE

DOKUMENTARFILME

DVD

EUROPÄISCHES JUDENTUM IM FILM
Reihe von Helga Fitzner

FERNSEHFILME

HEIMKINO

INTERVIEWS

NEUES DEUTSCHES KINO

SPIELFILME

TATORT IM ERSTEN
Gesehen von Bobby King

UNSERE NEUE GESCHICHTE


Bewertungsmaßstäbe:


= nicht zu toppen


= schon gut


= geht so


= na ja


= katastrophal

 


Home     Datenschutz     Impressum     FILM     KUNST     LITERATUR     MUSIK     THEATER     Archiv     Termine

Rechtshinweis
Für alle von dieser Homepage auf andere Internetseiten gesetzten Links gilt, dass wir keinerlei Einfluss auf deren Gestaltung und Inhalte haben!!

© 1999-2024 KULTURA-EXTRA (Alle Beiträge unterliegen dem Copyright der jeweiligen Autoren, Künstler und Institutionen. Widerrechtliche Weiterverbreitung ist strafbar!)