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Bewertung:
Der glücklose Habenichts Primus (Anders Baasmo Christiansen) will ein Hotel im Norden Norwegens errichten, ihm fehlen aber die Mittel, es zu Ende zu bauen. Während seine Frau Hanni (Henriette Steenstrup) mit der Flüchtlingspolitik ihres Landes überhaupt nicht einverstanden ist, will Primus sie sich zunutze machen. So quartiert er 50 Flüchtlinge in den unfertigen Bau ein, um das Haus dann mit Fördergeldern fertigzustellen. Nun beginnt aber allmählich der Winter, und Heizung und Elektrizität funktionieren nicht.
Welcome to Norway heißt die Komödie über Flüchtlinge aus überwiegend südlichen Gefilden, für die Rune Denstad Langlo das Drehbuch schrieb und die Regie führte.
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Hanni (Henriette Steenstrup) lehnt die Idee ihres Mannes Primus (Anders Baasmo Christiansen) mit dem Flüchtlingsheim ab | © Neue Visionen Filmverleih
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Es stellt sich heraus, dass Primus' Plan eine Schnapsidee ist, denn die Behörden überprüfen das Gebäude auf Tauglichkeit und lehnen es ab. Da sie keine alternativen Unterkünfte haben, verbleiben die Flüchtlinge zunächst aber dort. Sie protestieren gegen ihren unfähigen Gastgeber, der sich zudem noch wie ein wild gewordener Feldwebel aufführt. Seine Frau lässt ihn mit der Sache völlig im Stich, seine Tochter nimmt gegen den Willen der geplagten Eltern ein libanesisches Mädchen bei sich im Zimmer auf, und unter den Flüchtlingen gibt es nur einen, mit dem er sich überhaupt verständigen kann. Das ist der Afrikaner Abedi (Olivier Mukuta). Der hilft ihm beim Übersetzen und entwickelt mit Primus einen Belegungsplan für die Unterkunft. Denn die Muslime und Christen kann man nicht zusammenlegen, die Schiiten und Sunniten auch nicht, die Hindus wollen unter sich sein, und Primus kann sich nur die Haare raufen. Abedi aber versteht den Mikrokosmos der Krisenherde der Welt und die Bedürfnisse seiner Mitflüchtlinge.
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Primus (Anders Baasmo Christiansen) staunt über Abedis (Olivier Mukuta) Fähigkeiten | © Neue Visionen Filmverleih
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Primus' Einsatz für die Sache ist aber erstaunlich, denn er lässt nicht locker. Er arbeitet weiter an dem Haus und lässt sich sogar auf die sexhungrige Dame von der Behörde ein, die ihm dann tatsächlich Mittel bewilligt. Irgendwann funktioniert dann auch die Heizung, die protestierenden Flüchtlingen hat er mit Flachbildfernsehern und Playstations ruhig gestellt, sogar die Elektrizität wird von einem der Flüchtlinge in Gang gesetzt.
Primus ist zwar Krisengewinnler, muss aber trotzdem an allen Fronten kämpfen. Seine Familie ist gegen ihn, die Flüchtlinge mögen ihn nicht, die Rechtsradikalen des Ortes starten Übergriffe auf die Flüchtlinge, die Behörde sitzt ihm im Nacken und hat zudem einen Flüchtling zu viel ausgemacht. Dann kommt das Schlimmste: der menschliche Faktor. Irgendwann, man weiß gar nicht, wie das geschehen ist, sind aus den Flüchtlingen Menschen geworden. Und eines wissen alle genau, sie sind bei Primus nur „geparkt“, um baldmöglichst abgeschoben zu werden...
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Primus (Anders Baasmo Christiansen) und seine Familie sind nicht glücklich mit dem, was den Flüchtlingen widerfahren soll | © Neue Visionen Filmverleih
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Am Set befanden sich rund 100 Leute aus 20 verschiedenen Ländern mit 14 verschiedenen Sprachen. Rune Denstad Langlo erinnert sich: „Wir hatten keine Ahnung, wie relevant das Filmthema noch werden würde. Als die Flüchtlingskrise begann, saßen wir im Schneideraum... Die Besitzer dieser Heime machten sehr viel Geld aus der Krise... Aber gerade wenn alles hoffnungslos und schrecklich erscheint, muss es erlaubt sein zu lachen – über sich, über andere und übereinander.“
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Helga Fitzner - 10. Oktober 2016 ID 9615
Weitere Infos siehe auch: http://www.welcome-to-norway.de/
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