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Theater Tipps - Berlin

CARMEN – rau und ungeschminkt!

Saalbau Neukölln am 30.10. sowie 2., 5., 7., 9., 11., 13., 15. und 16. 11. 2003 (Ein Projekt von Franziska Waldmann mit Unterstützung durch den Hauptstadtkulturfonds)

Leidenschaftliche Zigeunermelodien, zu heißen Rhythmen schwingende Bolero-Röcke, furchtlose Stierkämpfer und feuchtfröhliche Weinseligkeit – kommt Ihnen das alles spanisch vor?

Uns auch, denn Bizets CARMEN ist alles andere als jene beschauliche Fremdenverkehrswerbung, in der dieses Werk heute meist präsentiert wird. Es ist die Welt der Außenseiter, aus der Bizet mit seiner beißenden Musik den Schmutz hervorkehrte. Ungesunde Menschen in einer ungesunden Umgebung, Schmuggler, Zigeuner, Prostituierte, Militaristen. Kleine Leute, von der Gesellschaft im Off geparkt. Ihr Lebensraum stärker und stärker beschnitten, ihr Verhalten immer aggressiver, wie bei Ratten in der Versuchsanstalt. Inmitten dieser Subkultur beginnt auf einmal eine große Liebesgeschichte. Aber wen wundert es, dass sie unter diesen Vorzeichen niemand mehr als Chance begreifen kann. Die Liebe, ein rebellischer Vogel, der den Menschen den letzten Rest ihres Lebens nimmt. Und das alles in der Oper!

Befreit von falschem Pathos und falscher Romantik zeigt CARMEN ihr gnadenloses Gesicht: die raue, ungeschminkte Geschichte eines bedingungslosen Scheiterns unter den desillusionierten Typen der Vorstadt. Zwei Menschen stürzen aufeinander zu, taumeln zwei-, dreimal umeinander, um schlussendlich in einer gewaltigen Explosion zu kollabieren. Für kurze Zeit ergießt sich ein Sternenregen über das Firmament, dann verschwindet alles wieder in der Finsternis des Elends. Das ist die scharfe und schonungslose Skizze, die Bizet komponiert hat. Und hätte er Neukölln gekannt, er hätte nicht gezögert, seine Oper genau dort anzusiedeln, wo die Leute besonders empfindsam sind für diese Sternschnuppen, jene schönen und zugleich tragischen Zeichen unbändiger Anziehung.

Janka Voigt, Produktionsleiterin CARMEN

CARMEN – Projektbeschreibung

Neun Opernabende im Saalbau Neukölln, Berlin
Premiere am 30. Oktober 2003
Kinga Dobay - Carmen
Friedrich Suckel - Musikalische Leitung
Nelly Danker - Regie
Franziska Waldmann - Ausstattung

  • Projektidee: CARMEN – roh und ungeschminkt!
  • Künstlerische Wege in Kürze



  • CARMEN – roh und ungeschminkt!

    „Hatten Sie einen schönen Urlaub? Trotz Teuro und so?
    Die kleinen Menschen haben daran ja richtig zu knappern, also für uns ist der Urlaub diesmal ganz ausgefallen. Aber wir wollten uns trotzdem amüsieren. Ist uns aber schwergefallen. In Neukölln gibt es ja nichts ... außer Ärger.“

    Georges Bizet war nicht in Urlaubsstimmung, als er im Herbst 1874 tagein, tagaus an seiner Oper schrieb, das Leben hatte ihm keinen anständigeren Beruf zugeteilt, als den eines Komponisten. Statt Urlaub gab es Arbeit en masse für ihn, nicht einmal gut bezahlt. Mit Underdogs kannte sich Bizet aus.

    Carmen entstand nicht aus dem Wunsch, ein vermeintlich exotisches Idyll auf die Bühne zu setzen, und so Urlaub – heiße Rhythmen, Melodien und Leidenschaft – zu kompensieren, nein Bizet tauchte ein in die Welt der Außenseiter und kehrte mit seiner beißenden Musik den Schmutz hervor. Ungesunde Menschen in einer ungesunden Umgebung, Schmuggler, Zigeuner, Prostituierte, Militaristen. Kleine Leute, von der Gesellschaft im Off geparkt. Ihr Lebensraum stärker und stärker beschnitten, ihr Verhalten immer aggressiver, wie bei Ratten in der Versuchsanstalt. Inmitten dieser Subkultur beginnt eine große Liebesgeschichte, aber wen wundert es, dass unter diesen Vorzeichen niemand mehr Liebe als Chance begreifen kann. Die Liebe, ein rebellischer Vogel, der den Menschen den letzten Rest ihres Lebens nimmt. Und das alles in der Oper!
    Der Aufschrei des Publikums ist längst verhallt, der Staub der Zeit gnädig auf das Werk herab gefallen, und das Deckmäntelchen, unter welchem wir dieses Werk heute meist präsentiert bekommen, gleicht in seiner Beschaulichkeit einer Fremdenverkehrswerbung. Kommt Ihnen das nicht auch spanisch vor?

    Wir werden Carmen in ihre angestammte Umgebung setzen, den falschen Pathos und die falsche Romantik beiseite räumen und ihr gnadenloses Gesicht zeigen: CARMEN, die rohe, ungeschminkte Geschichte eines bedingungslosen Scheiterns unter den desillusionierten Typen der Vorstadt. Zwei Menschen stürzen aufeinander zu, taumeln zwei-, dreimal umeinander, um schlussendlich in einer gewaltigen Explosion zu kollabieren. Für kurze Zeit ergießt sich ein Sternenregen über das Firnament, dann verschwindet alles wieder in der Finsternis des Elends. Das ist die scharfe und schonungslose Skizze, die Bizet komponiert hat. Und hätte er Neukölln gekannt, er hätte nicht gezögert, seine Oper genau dort anzusiedeln, wo die Leute besonders empfindsam sind für diese Sternschnuppen, jene schönen und zugleich tragischen Zeichen unbändiger Anziehung.

    Mit CARMEN wollen wir für einen neuen Lichtschein am Neuköllner Horizont sorgen!


    Die künstlerischen Wege zu CARMEN ...

    Kinga Dobay (CARMEN),
    mit ausgezeichnetem Operstudienabschluss wurde Kinga Dobay in Leipzig mehrere Monate lang im Ein- Frau-Stück Heute abend: Lola Blau umjubelt. Die Berliner kannten sie bislang nur als Starlet im Friedrichstadtpalast. Wir entdeckten Kinga im letzten November beim Bundesgesangswettbewerb Oper. Nicht nur die Juroren, auch die Medien waren voll des Lobes: Die Welt schrieb über die Teilnehmer des Bundeswettbewerbs: „Alles in den Schatten stellt Kinga Dobay“. Und die FAZ schwärmte: „Eindeutiger Star des Abends ist Kinga Dobay ... Ihre Darstellung von Anna Russells geistreicher Parodie Canto dolciamente pipo ist sensationell. Stimmlich perfekt, mimisch hinreißend komisch. Die Bühne gehört ihr.“

    Friedrich Suckel (Musikalische Leitung),
    geboren 1979 in Berlin, studiert an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Dirigieren und Korrepetition. Bisher leitete er dort die Zauberflöte, Hojotoho - ein Richard Wagner-Abend und wirkte bei Don Pasquale und Das Lied von der Erde an der Staatsoper Unter den Linden wie auch bei Les Contes d`Hoffmann an den Bühnen der Landeshauptstadt Kiel mit. Er ist Stipendiat des Richard Wagner Verbands Berlin. Mit seiner Italienerin in Algier debütierte er als 23jähriger Dirigent, seine Arbeit wurde von Publikum und Presse stürmisch gefeiert.

    Nelly Danker (Regie),
    geboren 1978 in Karlsruhe, ist japanisch-deutscher Herkunft und studiert Musiktheaterregie an der Hochschule für Musik Hanns Eisler. Sie arbeitete für die Schwetzinger Festspiele, das Nationaltheater Mannheim, die Deutsche Oper Berlin und die Festspielhäuser Bayreuth und Baden-Baden und ist festes Mitglied im Regieteam bei Hans Neuenfels ( Idomeneo). An eigenen Projekten realisierte sie Ein Fest für Prinz Heinrich am Schlosstheater Rheinsberg, Schubert Metamorphosen ancient voices – ein musiktheatralisches Projekt in den Reinbeckhallen in Berlin und im Juli 2003 Betrachtung an der Akademie der Künste Berlin.

    Franziska Waldmann (Bühne und Kostüme),
    geboren 1973 in Berlin, studierte Bühnenbild an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und am Dartington College of Arts sowie Filmszenografie an der Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam. Als Illustratorin zeichnet sie für die Berliner Zeitung, taz und Die Zeit. Sie stattete die Filme November, Max und der Ursprung der Welt, Suche nach den verlorenen Tönen und Liebesversuch aus und war für das Kostümbild von Das letzte Duell und Laura verantwortlich. Für die Bühne gestaltete sie Szene und Kostümbild in Hänsel und Gretel, Platonov und in 2002 Brittens Oper Albert Herring. Im selben Jahr hatte bereits ihre dekadent „siffige“ Welt der Italienerin in Algier begeistert.




    siehe auch: http://www.carmeninfo.de





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