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nachDRUCK # 6

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Premierenkritik

Pique Dame mit Anja Silja




Menschen im Hotel hat nicht erst Vicki Baum, diese beliebte Schundautorin, für sich nutzbar machen können, und obgleich sie diese Art geflügelten Begriff durchaus, halt durch den Titel ihres schönen Schundromanes, erstmals richtig prägte. Denn seit ihr, und spätestens ab da, wurde der Rezipient als solcher, ganz egal mit welchem künstlerischen Genre er sich kofrontiert sah, unerbittlich auf die Menschen im Hotel geleitet und gelenkt und wusste: Da wo Menschen im Hotel sind, da ist meistens zwischenmenschlich etwas los; also:

Paul Zoller hat für die Pique Dame (Tschaikowski-Oper) eine recht mondäne, etwas angestaubte, aber noch nicht ganz und gar heruntergekommene Hotelhalle für Thilo Reinhardts Inszenierung an der Komischen Oper Berlin gebaut. Die "aktualisierte" Handlung könnte also, beispielsweise, im ROSSIJA, einem ehemaligen Nobel-Hotel in Moskau spielen; und es ist zu denken, dass der Schuppen dann inzwischen längst Kempinski oder anderen Hoteleignern gehört; man hat zwar noch nicht richtig angefangen mit dem Restaurieren, doch die Fahrstühle im Hintergrund - so ist zu ahnen - sind bereits bestellt und eingebaut; aber jetzt rasch zur "aktualisierten" Handlung:

Lisa'chen feiert Verlobung mit dem Fürsten von Jeletzki, so will's ihre Großmutter, die Gräfin. Und man stammt aus Adelskreisen, und man bildet sich hierauf auch etwas ein. Vom Geld her... weiß nicht so genau; kann rechtens, kann jedoch auch nebulös erworben worden sein; auf jeden Fall scheint Geld in rauen Mengen da zu sein. Die Großmutter (landauf, landab ist sie dann auch als die Pique Dame berüchtigt und bekannt; sie war mal eine passionierte Kartenspielerin, ja und sie hütet bis zur Gegenwart so ein Geheimnis...) hat die Enkelinnen-Chose quasi ausgerichtet. Das Hotel wimmelt von Freunden und Bekannten von Klein-Lisa und dem Bräutigam. Darunter auch ein habenichtser deutscher Ingenieur, welcher ein Auge auf die Braut Jeletzkis hat, und dieser Habenichts heißt Hermann, und er lässt sich bald aufs Kartenspielen ein, denn:

Irgendwer hat Hermann'chen die ominöse Sage von der Gräfin aufgetischt. Die wüsste halt drei Karten - und wenn man die drei dann nacheinander zöge, würde man in einem Fort gewinnen, und man wäre über Nacht wohl reich.

Hermann schreitet zur Tat. Bedrängt die Gräfin. Will die Karten von ihr wissen. Doch die Gräfin weiß sie nicht bzw. will sie nicht mehr wissen. Und dann kriegt sie einen Schlaganfall; und Hermann fühlt sich schuldig, irgendwie... und wird verrückt.




Das ist auch Anja Silja. Hier sieht man sie, ziemlich mit den Nerven runter, in einer ihrer umwerfenden Szenen aus Tschaikowskis PIQUE DAME, deren ungekrönte Hauptgestalt sie an der Komischen Oper Berlin verkörperte - Foto (C) Monika Rittershaus


Anja Silja, dieser Monolith aller gestorbenen und lebenden Soprane, singt und spielt Pique Dame. Und sebst wenn sie an diesem Abend überhaupt nicht einen Ton aus sich herausbekommen hätte - hätte sie trotzdem und dennoch und ja überhaupt und wirklich allumfassend sowie kraft der Darstellung, die ihr gegeben ist, gesiegt, um nicht zu sagen: triumphiert! Wie sie dieses Erinnerungs-Chanson, und zuen Auges, wie im Trancezustand aus sich hervorgurgelte: unvergesslich; einätzend in mein Gehirn!!

Und Kor-Jan Dusseljee & Orla Boylan gaben das Problempaar Hermann/Lisa. (Ihre Steilvorlage war zwar schon sechs Jahre her - Placido Domingo & Angela Denoke verkörperten damals diese Partien, unter Daniel Barenboim, an der Lindenoper ein paar Straßen weiter - , doch sie konnten sich, also vergleichsweise, "sehr adäquat" dann hören sowie sehen lassen.)

Alexander Vedernikov (vom Moskauer Bolschoi) wurde mit der musikalischen Leitung dieser Produktion beauftragt. Das Orchester spielte, wieder, und gottlob wie zu den schönsten Zeiten unter GMD Kiril Petrenko; und das war wohl in den letzten der Premieren überhaupt dann nicht mehr so... will sagen: so besonders!

Doch doch doch... im Ganzen: Taugt total zum Vorzeigen.



Und auch hier sieht man Anja Silja hinter Kor-Jan Dusseljee. Die beiden waren Gräfin und Hermann in PIQUE DAME von Tschaikowski, die an der Komischen Oper Berlin unlängst herausgekommen war - Foto (C) Monika Rittershaus


Andre Sokolowski - 26. Januar 2009
ID 4179

PIQUE DAME (Komischen Oper Berlin, 25.01.2009)
Musikalische Leitung: Alexander Vedernikov
Inszenierung: Thilo Reinhardt
Bühnenbild: Paul Zoller
Kostüme: Katharina Gault
Besetzung: Kor-Jan Dusseljee (Hermann), Philip Horst (Tomski), Mirko Janiska (Jeletzki), Thomas Ebenstein (Tschekalinski), Jan Martinik (Surin), Peter Renz (Tschaplizki), Hans-Peter Scheidegger (Narumow), Raphael Bütow (Festordner), Anja Silja (Gräfin), Orla Boylan (Lisa), Karolina Gumos (Polina), Karolina Gumos (Gouvernante), Anna Borchers (Mascha) u.a.
Chor und Orchester der Komischen Oper Berlin
(Choreinstudierung: Peter Heimann)

Weitere Infos siehe auch: http://www.komische-oper-berlin.de




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