Grillo Theater Schauspiel Essen, 9. Dezember 2006
Die Nibelungen
von Friedrich Hebbel
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Sebastian König (ein Burgunder), Andreas Grothgar (Hagen), Dominic Oley (ein Burgunder), vorne: Sascha Göpel (Siegfried) | Fotograf: Thomas Aurin
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Siegfried der Drachentöter will Kriemhild. Die bekommt er aber nur, wenn er deren Bruder Gunter die unbesiegbare Brunhild besorgt. Das macht er auch, aber dann zicken die Frauen herum, wessen Mann der Erste im Staate ist. Dadurch kommt heraus, was besser geheim geblieben wäre, denn im folgenden muss Siegfried sterben und das wiederum führt am Ende dazu, dass sich Kriemhild an allen rächt, die irgendwie zum Mörder Hagen halten.
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Sascha Göpel (Siegfried), Raiko Küster (Gunter), Andreas Grothgar (Hagen), Anja Boche (Kriemhild), Ute Zehlen (Ute) | Fotograf: Thomas Aurin
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Verdienst des Regisseurs ist es, die komplexe Handlung auf die wesentlichen Elemente zu verschlanken und so dem Publikum zugänglich zu machen. Weiteres Verdienst ist es, dem Stück keine historische Verortung mitzugeben, oder gar das deutsche Wesen an und für sich mit ihm erklären zu wollen. Vielmehr entlockt er dem Text zeitlos menschliche Motivationen, unabhängig von spezifischen historischen oder sozialen Bedingungen.
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Das Ensemble | Fotograf: Thomas Aurin
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Einem durchweg guten Ensemble ist es dann zu verdanken, dass dieser Ansatz aufgeht. Die Figuren werden lebendig, müssen deshalb auch nicht die Bürde des "deutschen Urdramas" tragen, tragen sie doch an dem bereits genug, was ihnen der Verlauf der Handlung zumutet. Besonders zu erwähnen ist hier Anne Boche als Kriemhild, die einen großen Teil der Last zu tragen hat. Vom frisch verliebten Backfisch zur ewig spätpubertären Rachegöttin, die auch kein Mitleid gegen sich selbst kennt, ist sie die eigentliche Hauptfigur des Stücks. An ihrem jederzeit überzeugenden Spiel entzündet sich die Tragik des Abends. Großartig auch Andreas Grothgar als ihr Gegenspieler Hagen. Und dann sind da noch Bettina Engelhardt, die den Sprung von der wilden unzähmbaren Frau zur angepassten Bürgerin überzeugend herstellt und Günter Franzmeier, dessen König Etzel zwischen Lebemann, Herrscher und Hilflosigkeit schwankt.
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Die Ereignisdichte und die emotionale Höhe übertreffen jede Soap und wenn man einen winzigen Kritikpunkt äußern wollte, dann den, dass der Abend mit seinen 3 ½ Stunden zu kurz ist, um allen Figuren und Schicksalen den Raum zu geben, der ihnen gebührte. Man sähe dem Ensemble auch gern noch einmal so lange zu. Ein begeistertes Publikum verabschiedete die 22 Personen auf der Bühne. Es bleibt nur zu hoffen, dass Intendant und Regisseur Anselm Weber seine Arbeit im Spielplan behält.
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Sven Lange - red / 9.Dezember 2006 ID 2843
Die Nibelungen
von Friedrich Hebbel
Premiere am 18. Februar 2006 im Grillo Theater, Schauspiel Essen
Inszenierung: Anselm Weber
Bühne: Thomas Dreißigacker
Kostüme: Gesine Völlm
Musik: Wolfgang Siuda
Anja Boche (Kriemhild), Sascha Göpel (Siegfried), im Hintergrund: Nicola Mastroberardino (Volker)
Weitere Infos siehe auch: http://www.theater-essen.de
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