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Düsseldorfer Schauspielhaus zu Gast bei den Autorentheatertagen 2008

Thalia Theater Hamburg, Thalia in der Gaussstrasse

Kommt ein Mann zu Welt

von Martin Heckmanns

"Wer bin ich und wenn ja wie viele?" heißt ein zurzeit sehr populäres Sachbuch. Diese Frage stellt sich auch Bruno, der Mann, der in Martin Heckmanns Auftragsarbeit für das Düsseldorfer Schauspielhaus zur Welt kommt. Kaum ist er geboren muss er sich mit elementaren Fragen des Lebens beschäftigen. Und dann geht Bruno in gut 100 Minuten durch ein Leben, dass man hier und da exemplarisch nennen könnte, vielleicht aber springt er auch nur von Klischee zu Klischee. Auf jeden Fall bietet der Text reichlich Stoff, der auf das eigene Leben übertragbar ist. Beständig kommentieren, erklären und reflektieren innere Stimmen Brunos Dasein. Auch das dürfte dem eigenen Empfinden bekannt sein.

Der Text kommt wie ein Lehrstück daher. Plattitüden wechseln sich mit geistreichen Bemerkungen ab, hinter manchem Kalenderspruch aber wird die Wahrhaftigkeit der existenziellen Grundbedingungen des Seins spürbar. Zu verdanken ist dies dem Regisseur Rafael Sanchez, der stets einige Anführungszeichen parat hält, wenn es gar zu moralisch zu werden droht und der andererseits auch weiß, dass Humor nur die Kehrseite der Grausamkeit ist. Und dass ein humoriger Abend über die Vergeblichkeit des Strebens und die Vergänglichkeit allen Seins trotz der vielen Lacher ein memento mori in sich trägt.

Schlichtweg großartig ist Markus Scheumann als Bruno. Obwohl die Figur ein egozentrischer, egoistischer, verwirrter und meist unangenehmer Zeitgenosse ist, schafft er es, Mitgefühl auch für diese verlorene Existenz herzustellen. Virtuos balanciert er mit Tönen, Haltungen, Zitaten, dass es die reine Freude ist. Großes Lob verdienen auch die "Stimmen" Nadine Geyersbach, Winfried Küppers, Kathleen Morgenmeyer, Daniel Nerlich, Ilia Niederkirchener. In mehrere Lagen Kostüm eingepfercht befreien sie sich Lage um Lage, erfinden schnell und grob und sehr komisch Figuren, die in Brunos Leben treten und verschwinden.

In Düsseldorf hat dieser Abend schon mehr als 40 Aufführungen erlebt, für ein neues deutsches Drama bemerkenswert viel. Zu recht. Das hier ist ganz großes Theater.


Sven Lange - red. / 03. Juni 08
ID 3867
Nächste Aufführung:
7. Juni 2008 um 19.30 Uhr im Düsseldorfer Schauspielhaus

Autor: Martin Heckmanns
Inszenierung: Rafael Sanchez
Bühne: Simeon Meier
Kostüme: Ursula Leuenberger
Darsteller (in): Esther Hausmann Kathleen Morgeneyer Winfried Küppers Daniel Nerlich Ilja Niederkirchner Markus Scheumann

Weitere Infos siehe auch: http://www.duesseldorfer-schauspielhaus.de