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nachDRUCK # 6

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Besprechung


Schauspiel Köln, Halle Kalk, 27.01.08

Ich bin Hamlet

William Shakespeare

Hamlet als Soloabend, ein gewagtes Unterfangen, das auf den schmalen Schultern von Fabian Hinrichs ruht. Wie ein verschüchterter Junge schaut er dann auch zu Beginn um eine der schwarzen Stellwände, die in den kargen Bühnenraum hineinragen. Sehr zäh fängt es an. Hinrichs schlurft über die Bühne, spricht große Teile seines Textes in einem Sessel mit dem Rücken zum Publikum sitzend, man sieht seine Arme, die zu bedeutenden Gesten ausholen. Gleichzeitig lässt er Claudius' Monolog in einem "Blabala" enden. Das wirkt so, als kommentiere der Schauspieler Hinrichs als Figur Hamlet die Ausführungen seines verhassten Onkels.. Ein Tatmensch ist dieser Hamlet nicht, eher der Grübler und Zweifler, als den ihn vor allem die deutschsprachige Rezeption schon früh interpretiert hat.
Spielfreude kommt erst mit der Schauspieltruppe, die Hamlet aufheitern soll. Ab diesem Zeitpunkt gibt Fabian Hinrichs als Hamlet den Zeremonienmeister des Schauspiels, mit dem die Tat seines Onkels entlarvt werden soll. Er holt drei Statisten auf die Bühne, spielt den passenden Text ein, schafft Requisiten herbei. An die Zuschauer verteilt er zuvor den bekanntesten Monolog des Stückes.
Trotz allem ist ein faszinierender Abend. Man muss sich schon ein wenig quälen, einer Sache aussetzen wollen, zumal Chétouane für seine Inszenierung die Übersetzung von Heiner Müller gewählt hat, die mit ihrer sprachlichen Sperrigkeit alles andere als leichte Kost ist. Dafür funktioniert sie an einigen Stellen wunderbar. Z.B. wenn beschrieben wird, wie der Feldherr Pyrrhus Priamos den Herrscher von Troja eben nicht ermorden kann. Als Zuschauer hat man gelegentlich das Gefühl, der ganze Abend sei äußerst fragil und stehe auf der Kippe. Das liegt sicherlich auch daran, dass Fabian Hinrichs zwischendurch immer wieder deutlich macht, dass er nur spielt. So sucht er seine Requisiten - oftmals Wasserflaschen, aber auch Tennisbälle, die Rosenkranz und Güldenstern vorstellen. Zwischendurch geht er einfach mal ab. Ist das geplant oder ein spontaner Einfall? Und wenn Hinrichs die Worte: "Das Stück gefiel dem großen Haufen nicht" zum Publikum spricht, fühlt man sich unmittelbar angesprochen, beinah ertappt.
Das Ganze mutet an wie eine Verweigerung, ein illusionistisches Spiel entstehen zu lassen, und ist zugleich Hingabe an den Text, aber auch an die Situation. Hier der Zuschauer, dort der Schauspieler und dazwischen vieles, was passieren kann. Im Programmheft findet sich ein sehr anregendes und intelligentes Gespräch zwischen dem Dramaturgen Jan Hein und Regisseur Chétouane zu diesem Thema.
Also hingehen, hinhören, hinsehen und lesen.


Ich bin Hamlet
William Shakespeare
Deutsch von Heiner Müller

Regie: Laurent Chétouane
Bühne: Patrick Koch
Licht: Andreas Juchheim
Dramaturgie: Jan Hein

Mit: Fabian Hinrichs

Premiere am Samstag, 26. Januar 2008, 19:30 Uhr
Weitere Vorstellungen am 10. und 12.02.



Karoline Bendig - red. / 10. Februar 2008
ID 3688

Weitere Infos siehe auch: http://www.schauspielkoeln.de/stueck.php?ID=81&tID=798





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