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Premiere am 19. Januar 2007 in der Casa, Grillo Theater Essen

Emilia Galotti

von Gotthold Ephraim Lessing


Lukas Graser (Appiani) | Fotograf: Diana Küster


Es ist unbestreitbar ein löbliches Unterfangen, den Schülern und Schülerinnen von heute ihr kulturelles Erbe bekannt zu machen und sie in die Stadttheater zu schicken, um die Klassiker der Bühne live zu erleben. Ebenso unbestreitbar löblich ist es, dass die Stadttheater dieses Erbe pflegen und uns, die wir daran teilhaben wollen, immer neue Deutungen dieser Klassiker vorzuführen. Heute Abend ist es "Emilia Galotti" in Anwesenheit von ca. 90 Hauptschülern und deren Lehrern in der Studiobühne des Essener Grillo-Theaters. Ausverkauft also.

Nicht alle Zuschauer sind freiwillig gekommen, soviel ist klar. Auch ist das Bühnengeschehen bei weitem nicht das Wichtigste, was passiert. Es sei denn, man kann es lautstark kommentieren. Ansonsten gibt es Dinge mit den Nachbarn zu besprechen, das Handy zu bedienen und mit Bonbons zu hantieren, die so wunderbar in einer Metalldose klappern. Auch das lässt sich noch fünf Minuten lang kommentieren. Das kulturelle Erbe könnte auch in minimalen Benimmregeln bestehen, aber diese Klage, so oft sie dieser Tage geäußert wird, bleibt ungehört bei denen, die sie angeht.
Emilia Galotti, das Stück, das nebenbei auf der Bühne stattfindet, macht es den Regisseuren heutzutage schwer. Es lebt von einem Plot, von Sitten und Gebräuchen, die wir kaum noch nachvollziehen können. Ein Prinz liebt eine Frau und um sie zu bekommen, stirbt der designierte Ehemann durch ein Komplott und als er sie gewinnt, empfindet sie darob eine solche Schande, dass sie ihren Vater bittet, sie zu töten. Der tut das auch – mit Überzeugung. Da kann man nur von vorn bis hinten den Kopf schütteln. Wie erzählt man solchen Blödsinn heute? Nun ja, entweder man führt vor, wies früher einmal war – schließlich ist es unser kulturelles Erbe; oder man findet etwas zeitlos Menschliches, das hinter aller historischen Sitte zu uns spricht. Um es kurz zu machen: Die Regie laviert zwischen beiden Möglichkeiten hin und her und verliert sich in Beliebigkeit und –bei den Hauptschülern- in Langeweile.


Judith van der Werff (Orsina), Sierk Radzei (Marinelli)


Dabei gelingen einigen der Schauspieler schöne und tiefe Momente. Nadja Robiné als Emilia wirkt bei allem drumherum authentisch, Anuk Ens als Mutter Galotti tut es ihr nach. Lukas Graser als Graf Appiani hinterlässt einen guten Eindruck und besonders im Gedächtnis bleibt Judith van der Werff. Sie verleiht ihrer Gräfin Orsina trotz eines scheußlichen Kostüms die Kraft und Verletzlichkeit einer betrogenen Frau. Toll.



Nadja Robiné (Emilia), Fritz Fenne (Prinz)


Nach neunzig Minuten Spielzeit bleibt dem Kritiker ein Fazit: Nein, man soll Menschen nicht zwingen ins Theater zu gehen, wenn sie das eigentlich nicht wollen; und: Nein, man soll die Klassiker nicht auf die Bühne bringen, wenn man keine originelle Deutung anzubieten hat.


Sven Lange, 22. Januar 2007
ID 00000002942
Emilia Galotti
von Gotthold Ephraim Lessing


Premiere am 19. Januar 2007 in der Casa, Schauspiel Essen

Regie: Matthias Kaschig
Bühne: Jörg Kiefel
Kostüme: Katharina Meintke

Weitere Infos siehe auch: http://www.theater-essen.de





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