Schauspiel Köln, 19.01.2010
Georg Büchner: Dantons Tod
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Laurent Chétouane macht es dem Zuschauer nicht gerade leicht mit seiner Art von Theater. Oftmals folgt man ihm durch lange Täler der Kargheit, des Formalismus, der Verweigerung, des Unverständlichen, um dann, wenn man eigentlich keine Erwartung mehr hat, Momente der Glückseligkeit und der Intensität zu erleben (siehe dazu auch die Kritiken zu seinen vorherigen Kölner Produktionen „Ich bin Hamlet“: http://www.kultura-extra.de/theater/feull/ich_bin_hamlet_koeln.php
und „Faust 1“: http://www.kultura-extra.de/theater/feull/faust_1_schauspiel_koeln2008.php).
Das ist sicherlich nicht unanstrengend, aber bereichernd. Und leider sind dies alles Beschreibungen, die auf seine neueste Inszenierung „Dantons Tod“ im Kölner Schauspiel nur bedingt zutreffen.
Acht Darsteller schickt der französische Regisseur auf die Bühne des Kölner Schauspielhauses, vier Frauen und vier Männer. Sie tragen etwas, das wie eine Mischung aus Schlafanzug und bequemer Freizeitkleidung aussieht. Was man halt so trägt, wenn man sich zur sportlichen Körperertüchtigung trifft. Und das ist dann auch das Hauptkennzeichen dieses Abends: Die Schauspieler sprechen Büchner und machen dabei die absurdesten Körperverrenkungen, mal allein, mal in einem Knäuel von Körpern. Gut, Körper und Sprache haben miteinander nichts zu tun – das hat man als geneigter Zuschauer dann irgendwann verstanden. Aber was soll dann der Körpereinsatz? Die Emotionen einer Figur zeigen, die sonst nicht gezeigt werden? Das Verhältnis zweier Figuren zueinander näher definieren?
Nichts davon. Allerorten finden sich nur lose Fäden, die sich nicht zusammenknüpfen, kein Ganzes ergeben – nur Disparates, Unverständliches und ... ja leider ... Dilettantisches.
Wohl kaum ein Zuschauer, der das Stück nicht schon vorher kannte, wird am Ende der Aufführung wesentlich schlauer sein. Es findet kein Drama statt, Handlung ist kaum erkennbar. Chétouane konzentriert sich über weite Teile des Abends auf Georg Danton und seinen Begleiter. Er beraubt ihn seiner Antagonisten Robespierre und St. Just. Das tut dem Gesamtgefüge nicht gut und lässt Büchners „Dantons Tod“ mit einer Belang- und Relevanzlosigkeit ablaufen, die trostlos ist.
Die Stärken des Abends liegen so ganz bei Büchner und dessen toller Sprache. Dass Chétouane den Zugang dazu permanent über körperliche Aktionen und über Nichtmuttersprachler verstellt, die Büchners Texte mehr schlecht als recht verständlich sprechen – das betrifft sämtliche Frauenrollen – verärgert und macht sich leider nicht produktiv im Laufe der Aufführung. Stattdessen Langeweile, Öde und Gähnen. War Revolution? Vielleicht ja, vielleicht nein. Die Gefahr, sie an diesem Abend als Zuschauer zu verschlafen, ist groß.
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Dantons Tod
Ein Drama von Georg Büchner
Regie: Laurent Chétouane
Bühne: Patrick Koch
Kostüme: Sanna Dembowski
Musik: Leo Schmidthals
Video: Anna Henckel-Donnersmarck
Dramaturgie: Jan Hein
Mit: Lisa Densem, Isabell Giebeler, Robert Gwisdek, Anna MacRae, Renato Schuch, Maik Solbach, Devid Striesow, Sigal Zouk
Premiere am 16.01.2010, weitere Termine am: 24., 28., 29.01. sowie am 01., 06., 07. und 10.02.
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Karoline Bendig - red. / 23. Januar 2010 ID 4535
Weitere Infos siehe auch: http://schauspielkoeln.de/stueck.php?ID=226&tID=1613
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