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Premiere 21.04.2007, Grillo Theater Essen

Wer hat Angst vor Virginia Woolf?

Von Edward Albee


Andreas Grothgar (George), Sabine Orléans (Martha) |Fotograf: Diana Küster

Diese Ehe ist die lebendige Hölle auf Erden. George und Martha sind Alkoholiker von der entschiedenen Sorte. In ihren rituellen Besäufnissen quälen sie sich gegenseitig mit ihren Schrecken und Schwächen. Und als ob das noch nicht furchtbar genug wäre, laden sie sich an diesem Abend auch noch Gäste ein, die erst zu Zeugen und dann selbst zu Opfern der Misshandlungen werden. George und Martha, das sind Andreas Grothgar und Sabine Orléans, letztere mächtig in jeder Beziehung, eine Wuchtbrumme, deren körperliche Präsenz nur noch von der Lautstärke ihres Organs und dem Maschinengewehr-Stakkato ihrer verbalen Querschläger übertroffen wird. Wer könnte sich gegen soviel personifizierte Kraft durchsetzen? Andreas Grothgar kann es. Sein George hält tapfer dagegen, weiß die Achillesfersen seiner Gegenspielerin in geschickten Manövern zu ritzen und sie so ins Straucheln zu bringen. Der Kampf der Titanen wird beobachtet von Dominic Oley, der den jungen, schönen und ehrgeizigen Nick spielt und Barbara Hirt als dessen scheinbar grenzdebile Frau Putzi.

Oleys Nick ist von überbordendem Selbstbewusstsein. Er schämt sich nicht etwa stellvertretend für das Publikum, wie der Text es mitunter nahe legt, nein, kalt lächelnd sieht er dem Kampf von George und Martha zu und wartet auf seine Chance. Das macht die Figur bald grausamer als die sich an Gemeinheiten überbietenden Ehepartner. Kein Wunder, dass Putzi an der Seite eines solchen Mannes einen Teil der Realität einfach ausblenden muss. Barbara Hirt lässt durchblicken, dass Putzi nicht einfach nur bescheuert ist sondern sich entschieden hat, außerhalb der Wirklichkeit zu leben und nur an dünnen Fäden Kontakt zu dieser zu halten.




Sabine Orléans (Martha), Andreas Grothgar (George) | Fotograf: Diana Küster
Auch George ist nicht der Waschlappen, als der er von Martha dargestellt wird. Er macht das Hündchen, aber es ist klar, dass er es Martha zu liebe spielt. Er kann auch anders. Er kann so männlich und brutal sein, wie Martha es sich von einem Mann wünscht, Andreas Grothgar ist kein Hänfling, er kommt gegen Sabine Orléans an und zeigt das auch. Und auch Martha spielt eine Showrolle ihrer selbst. Auch sie kann aussteigen und im privaten Ton mit George die Regeln für das nächste Spiel aushandeln.

Die Idee des Spiels zieht sich durch das Stück und die Inszenierung des Intendanten und Regisseurs Anselm Weber. Genauer: die Idee des Theaters. George ist nicht so schwach, wie er scheint, Nick nicht so sicher, wie er glaubt, Putzi nicht so dumm und Martha nicht so böse, wie sie vorgibt. Sie spielen Rollen. Das macht ihre Bosheiten noch elementarer, denn sie können sich nicht mit ihren Kindheitsverletzungen herausreden. Es nimmt den Figuren aber auch eben diese Verletzungen und das tiefe Leiden daran. Man bemerkt es gegen Ende des langen ersten Teils. Eine Show auf einem so hohen Energieniveau ist nicht nur für die Akteure anstrengend.

Nach der Pause gönnt Weber dem Publikum eine Ruhe vor dem Sturm und hier kommt die Verzweiflung zu ihrem Recht, die unterhalb der Kämpfe liegt. Sie entäußert sich in einem Todesurteil für George und Marthas imaginären Sohn. So krank es ist: Hier hat das Ehepaar sich vielleicht eine gemeinsame Zukunft in Trauer erkämpft. Fast eine Hoffnung. Wenn nicht zu befürchten wäre, dass sie am nächsten Tag weitermachten, wo sie am Ende des zweiten Aktes aufgehört haben: im totalen Krieg.



Sabine Orléans (Martha), Dominic Oley (Nick), Barbara Hirt (Putzi), Andreas Grothgar (George) | Fotograf: Diana Küster



Das Essener Pemieren-Publikum bedankte sich bei den Schauspielern mit kräftigem Applaus und Extra-Bravos für Grothgar und Orléans.


Sven Lange - red / 23. April 2007
ID 00000003153


Wer hat Angst vor Virginia Woolf?
von Edward Albee

Regie: Anselm Weber
Bühne: Jörg Kiefel
Kostüme: Silke Rekort

Besetzung:
Martha - Sabine Orléans
George - Andreas Grothgar
Nick - Dominic Oley
Putzi - Barbara Hirt


Premiere am 21. April 2007 im Grillo, Schauspiel Essen

Weiter Termine:
27.4.2007 | 19:30 Uhr
28.4.2007 | 19:30 Uhr
04.5.2007 | 19:30 Uhr
18.5.2007 | 19:30 Uhr
20.5.2007 | 19:00 Uhr
13.6.2007 | 19:30 Uhr
23.6.2007 | 19:30 Uhr

Weitere Infos siehe auch: http://www.theater-essen.de





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