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Kommentar

Wenn er geschwiegen hätte oder: Was

gehört zu Sachsen?

Nein, auch wenn er geschwiegen hätte, der sächsische Landesvati, ein Philosoph wäre er damit weder geblieben noch geworden. Zu oft hat man schon Seltsames gehört von ihm, als dass dieser Titel angemessen wäre.

Das muss ja auch nicht sein, als Ministerpräsident hat man gewöhnlich andere Aufgaben. (Dass Stanislaw Tillich diese meist zwischen den Rollen als Bürgerpräsident des Freistaats und Sachsen-König der Herzen sucht, steht auf einem anderen Blatt.)

Bislang fuhr Tillich mit seiner vermutlich in Berlin abgeschauten Strategie, fein in der Deckung zu bleiben und nur im Notfall einen Standpunkt zu vertreten, recht gut. In Sachsen gewinnt man damit Wahlen.

Was mag ihn geritten haben, am heutigen Sonntag (25. Januar 2015) der Welt ein Interview zu geben, in dem er neben viel Belanglosem, einigem Richtigen und einigem zumindest Streitbaren sich auch bemüßigt fühlt, Angela Merkels unlängst geäußertem klarem Standpunkt zu widersprechen: „Das bedeutet aber nicht, dass der Islam zu Sachsen gehört.“ Punkt. Treffer. Versenkt.

Tillich ist lange genug Politiker, um gewusst zu haben, dass die Journalisten genau diese Aussage zum Aufhänger wählen würden. Und selbst wenn er sich in diesen Fragen eine gewisse Naivität bewahrt haben sollte, gibt es doch genug Leute um ihn herum, die eigentlich dafür bezahlt werden, solche verbalen Fehltritte zu verhindern. Von einem Versehen kann man da also kaum sprechen.

Dabei geht es gar nicht um den Wahrheitsgehalt dieses Satzes.

Was gehört denn zu Sachsen, was kann dazu gehören? Und wer bestimmt das?

Bei Elbe und Mulde ist man sich sicher schnell einig, auch die Gebirgskette im Süden gehört zweifellos bis zur Grenze zu Sachsen. Auch das Städtedreieck „Arbeiten, Handeln, Ausgeben“ nebst einem Dutzend wunderhübscher Kleinstädte in ehemals reichen Regionen wie der Oberlausitz und dem Vogtland, die (zumindest verhältnismäßig erfreulich unkriegerische) Geschichte, die Kulturdenkmäler, die Eisenbahn, und – ja – auch die Dialekte (es wird ja bei weitem nicht nur sächsisch gesprochen in Sachsen).

Bei Religionen wäre ich da skeptisch, nach meiner Kenntnis ist die Mehrzahl der Sachsen konfessionslos. Aber die Frage ist eh falsch gestellt und kaum objektiv zu beantworten.

Aber es geht um das Signal, das von diesem Interview ausgeht, und das ist – freundlich ausgedrückt – „nicht hilfreich“. Man kann Frau Merkels Meinung teilen oder nicht, aber als oberster Sachse in diesen Tagen so deutlich dagegen Position zu beziehen, kann man nur mit gutem Willen als instinktlos bezeichnen.

Man kann aber auch annehmen, dass eine Strategie dahintersteckt: Die -gida–Bewegungen haben ihren Höhepunkt überschritten, ein Buhmann ist gefunden, jetzt geht es ums Verteilen der politischen Beute. Zumindest die Stubenreinen der Montagsmarschierer möchte die CDU nicht allein der AfD überlassen, die da zweifellos bereits einen Wettbewerbsvorsprung hat. Embedding funktioniert nicht nur bei Journalisten, und so will man dem Teil des Volkes, der derzeit seinem Unbehagen an Dingen von GEZ bis USA öffentlich Ausdruck verleiht, nicht nur aufs Maul schauen, sondern nach dem Munde reden.

Damit bestätigt sich dann auch das Eigenlob von Frau Oertel auf der heutigen Kundgebung, dass man viel erreicht habe. Auch dort wird langsam zum Halali geblasen.

Bei diesem Prozess assistieren unter anderem Geert Mackenroth, Sachsens neuer Ausländerbeauftragter, der nach langen Wochen des Schweigens der Sächsischen Zeitung am Sonnabend ein nichtssagendes Interview gab und – nach dem empfundenen Klima der Angst befragt - darauf verwies, dass die Polizei bislang keine Warnung an in Dresden lebende Ausländer veröffentlicht hätte. Den Mitbewohnern von Khaled Bahray warf er dabei indirekt Undankbarkeit vor.

Es assistiert auch Christian Thielemann, der mit steinernem Lächeln in derselben Zeitung in einem Gastbeitrag den Flaggen vor der Semperoper ein „Ohren auf!“ hinzufügt, dass sich auf die Äußerungen der Pegidisten bezieht, den Zwang zur politischen Korrektheit beklagt und im Sinne von „Auge-um-Auge, Zahn-um-Zahn“ eine Zugehörigkeit des Judentums zur arabischen Welt fordert.

Und nicht zuletzt leistet auch Robert Schäfer Beihilfe, der Geschäftsführer des Fußballvereins Dynamo, der darauf verweist, dass „ein Sportverein politisch neutral sein müsse“ (warum eigentlich?) und sich deshalb nicht positionieren könne. Dabei geht es doch in erster Linie gar nicht um Politik, sondern um gesellschaftliche Werte.

Im Ergebnis wird die (sächsische) Gesellschaft wieder ein Stück nach rechts rücken in der Wahrnehmung, ohne demokratische Legitimation, sondern allein durch den Druck der Straße. Man wird wieder einiges mehr „sagen dürfen“ und kann sich dabei auf das erlebte Volksempfinden berufen.

Es wird kälter in Sachsen, und ein Dresdener Frühling ist im Moment nicht in Sicht.



Startseite der Homepage des sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich (CDU)
(C) http://www.stanislaw-tillich.de

Sandro Zimmermann - 25. Januar 2015
ID 8387
Weitere Infos siehe auch: http://www.stanislaw-tillich.de


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