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Kolumne

Triadisches Ballett

Menschen fühlten sich in Arbeitsprozessen mit Technik verschmolzen, als wären sie Teil einer Mechanerie. Kunst illustrierte das: Menschen wurden mit Hilfe von Rechtecken, Dreiecken, Kreisen, Ellypsen gezeichnet. Schlemmer war Maler, er wollte bewegte Bilder, er entwarf für ein Ballett Kostüme. Es gibt keine Dokumention der Originalchoreographie, keine Originalmusik.

Die Tänzer und Auftragsgeber Albert Burger und Elsa Hötzel hatten Anfang des 20. Jahrhunderts gegen die Mechanik des tradierten Balletts aufbegehren wollen. 1977 habe die Akademie der Künste mit einem Inszenierungsauftrag gegen die Herrschaft des Freien Tanzes protestieren wollen, die entstandenen Choreografie von Gerhard Bohner zu einer Originalkomposition von Hans-Joachim Hespos gilt laut Pressemeldungen als kongenial, zeitlos gültig. Sie wurde 2014 mit dem Bayerischen Staatsballett II neu inszeniert.

In der aktuellen Inszenierung gab es im abschließenden Teil Momente, in denen Bilder sichtbar wurden, die in Galerien als Kunstreiz funktionieren könnten. Der Zuschauer sah zuvor Kindertheater und Modenschauen, die spannend wurden, sobald Licht langsam verlosch, sich Farb- und Formwahrnehmung änderte. Sobald Dämmerlicht herrschte, Menschen Arme, Kopf, Beine scheinbar in farbigen Gebilde verloren hatten, sich trotzdem elegant bewegten, setzte ein Gruseleffekt ein, der Spannungs-, Starremomente, Kunstreiz auslöste.

*

Künstler, die Kunst wahrnehmen, haben Finanzierungsprobleme von Kunst im Hinterkopf. Die Akademie der Künste ist eine Einrichtung des Öffentlichen Rechts, hundertfünfzig Mitarbeiter erhalten Tariflohn, sie gelten als Angestellte im Öffentlicher Dienst, Mitglieder arbeiten ehrenamtlich. Direktoren und Präsidenten erhalten eine Aufwandsentschädigung.

Die Akademie der Künste ist wie ein Staat im Staat organisiert. Er akzeptiert maximal fünfhundert Mitglieder, wenn ein Künstler stirbt, könnte ein anderer Mitglied werden. Niemand, der Mitglied sein will, darf sich selbst vorschlagen und das inhaltlich begründen. Vorschlagsrecht haben die Sektionen Literatur, Bildende Kunst, Musik, Darstellende Kunst, Baukunst, Film- und Medienkunst. Kein Schubfach für Grenzgänger. Die Ehrenmitglieder werden vom Senat der Akademie vorgeschlagen, sie haben kein Stimm-, aber ein Beratungsrecht.

In der Mitgliederversammlung wird abgestimmt, wer Mitglied sein darf. Mitglieder würden sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner einigen. „Der ist fast nie Kunst“, hatte ein Mitarbeiter eines Kultusministeriums behauptet. Transparenz nach außen fehlt. Wer Mitglied werden darf, gehört zur Geschichte der Akademie, sein Werk hat nach dem Tod ein Recht auf Archivierung. Protokolle u.a. von Beratungsgesprächen mit Politikern gibt es lt. Dr. Hans Gerhard Hannesen, Präsidialsekretär der Akademie der Künste, nicht.

Ein Künstler müsse neunzig Prozent Managementarbeit leisten, zehn Prozent künstlerische Arbeit. Wer das umzukehren versucht, lebt draußen vor der Tür. Als Bürger der 68iger Bewegung Posten im Berliner Senat besetzt hatten, Bürokratie als Feind betrachteten, sobald sie unmenschlich wirkte, schien in Berlin Aufbruchsstimmung, in der Akademie nicht. Klaus Staeck kündigte ein „tatkräftiges Einmischen“ der Künstler „auch in den kommenden gesellschaftspolitischen Auseinandersetzungen“ zur Wiederwahl 2003 an und betonte, dass er inzwischen in den Reihen der Union akzeptiert sei.


„Die Akademie der Künste dient der Förderung der Künste. Sie vertritt in Staat und Gesellschaft Freiheit und Anspruch der Kunst.“
(http://www.adk.de/de/akademie/pdf/SatzungderAdK_2012.pdf)

„...Aufgabe, die Künste zu fördern und die Sache der Kunst in der Gesellschaft zu vertreten. Die Akademie der Künste spricht aus selbständiger Verantwortung.“
(http://www.adk.de/de/akademie/pdf/Akademiegesetz2005.pdf)



Künstler und künstlerische Arbeitsbedingungen sind Voraussetzung für Kunst. Die Akademie der Künste könnte de facto die Funktion einer Künstlervertretung wahrnehmen, wie sie Ärzte- oder Rechtsanwaltskammer zur sozialen Absicherung von Ärzten und Rechtsanwälten leisten. Sie leiste es nicht, „so wichtig wahrscheinlich jeder von uns diese Themen findet“ (Hans Gerhard Hannesen).

Eine Mitarbeiterin der Akademie der Künste hatte erzählt, achtzig Prozent der Mitglieder würden in finanziellen Notsituationen leben wie andere Künstler auch. Wer zum Jobcenter muss, weil im Kunstbereich fast nie Arbeitshonorare gezahlt werden, muss mit Sanktionsdrohungen und Begutachtungen durch den hauseigenen Medizinischem Dienst der Arbeitsagentur rechnen, sobald er eine fachkompetente Arbeitsberatung, Mitspracherechte über Arbeitsinhalte und Arbeitsbedingungen einzufordern versucht.

Politiker schlugen als Problemlösung die Schaffung von Arbeitsmöglichkeiten im Bereich Soziokultur vor. Aber es gibt auch im Bereich Soziokultur keine Arbeitsteilung, in der sich Mitarbeiter der Verwaltung um die Finanzierung kümmern, Künstler um Inhalte. Es gibt lt. Internet eine Vielzahl Stiftungen, die den Eindruck erwecken können, Kulturelle Bildung wäre umfangreich finanziert. Antragsbürokratie, intransparente Bewilligung, geringe Geldbeträge, fehlende Planungssicherheit. Künstler, die sich zutrauen, in sozialen Brennpunkten mit Kindern und Jugendlichen aus Immigrationsfamilien zu arbeiten, können sich kein Existenzminimum erarbeiten, auch wenn Arbeitsleistungen regional und überregional respektiert sind. Ein Künstler muss auch im Bereich Soziokultur mehr Zeit für unbezahlte Bürokratie hingeben als für die bezahlte Arbeit. In der DDR galten solche Organisationsformen als Zersetzungsmaßnahme, in der Bundesrepublik -


„Verteidigt die Kultur! Appell an die Bundesregierung
Die Akademie der Künste sieht sich in der Verpflichtung, zu zentralen kulturpolitischen Fragen Stellung zu nehmen. Daher steht die kritische Auseinandersetzung mit dem geplanten Freihandelsabkommen EU/USA (TTIP) gegenwärtig im Zentrum unserer Arbeit... Wir erwarten von der Bundesregierung, dass sie unsere Standards und Vorstellungen von Kultur, Umwelt und Arbeit gegenüber den Verhandlungspartnern energisch vertritt. Dabei werden wir sie unterstützen.“

(Klaus Staeck)



Kathrin Röggla und Jeanine Meerapfel wurden Präsidentinnen. Das wirkt wie eine Versuchsanordnung: Gelingt es ihnen eine tradierte Mechanik, in der sich die Akademie der Künste elitär nicht als Vertreter aller Künstler versteht, aufzubrechen? Die Gründung einer Imaginären Akademie als Gegenpol war eine Protestaktion. Gemeinsam wären wir stärker. Prinzip Hoffnung.
Ines Eck – 5. Februar 2016
ID 9116
http://www.adk.de/de/akademie/pdf/AdK_TriadischesBallett_2016.pdf


Post an Ines Eck

http://www.kunstlandschaft-spandau.de



 

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