Interview Aydo Abay / Sänger bei BLACKMAIL und KEN
Kalkwerk 2001; © KaMü
Aydo Abay, Sänger bei BLACKMAIL aus Koblenz, veröffentlichte vor kurzem das Debüt seines Nebenprojektes KEN. Im folgenden Interview, das durch E-Mails - Austausch geführt wurde, erhält man einen kleinen Einblick in die Arbeit dieser interessanten Underground - Bands. Den Kontakt zu Aydo Abyo ermöglichte mir Carsten Collenbusch vom Troisdorfer blunoise - Label (www.bluNoise.de), dem ich hiermit herzlich danken möchte!
t.h.: Woher kommt der Name "ken"? Wusstest Du, dass der
Sänger der 60er-Jahre Band ELECTRIC PRUNES mit
Vornamen "Ken" heißt?
a.a.: Wusste ich nicht. Heißen aber nicht viele Leute
KEN? ELECTRIC PRUNES sagt mir aber was. Ich glaube der
Michael spielt mir immer was von denen vor. KEN ist ein
guter Bandname. Kurz und prägnant.
t.h.: Worin liegt für dich der größte Unterschied
zwischen deiner Hauptband BLACKMAIL und der
"Projektband" KEN? Wie äußert sich das, wenn
überhaupt soundtechnisch?
a.a.: Vom Sound her, nur in der Tatsache das alles geht. Es
gibt keine musikalische Ausgrenzung. KEN ist eigentlich
für die Zukunft wichtiger als jetzt. Ziel ist immer
eine Platte aufzunehmen die dann raus kann, ohne wieder
bei null anzufangen. Musiker können kommen und
gehen. Sie sind nur für die jeweilige Platte
wichtig. Von Projekt zur Band - und das von Platte zu
Platte.
t.h.: Wie seid ihr mit dem bisherigen Verlauf des
KEN - Projekts zufrieden (Konzerte, Plattenverkäufe,
Fanreaktionen...)
a.a.: Die Platte kommt sehr gut an. Verkaufszahlen hab ich
keine, aber da die Plattenfirma immer noch nett zu mir
ist, gehe ich davon aus, das alles zufriedenstellend
abläuft. Die Ziele sind aber auch nicht hochgesteckt, da
die Platte sehr preiswert war. Konzerte hatten wir erst
zwei. Und die waren sehr gut. Macht Spaß. Ich bin auf
die Tour gespannt. Unsere Agentur hat recht große
Clubs gebucht. Ich denke da wird KEN etwas
überschätzt. Aber ab der Hälfte sind UNION YOUTH
dabei, und bis dahin ist auch deren Platte raus, und das
wird was!
t.h.: Im Oktober spielt ihr zusammen mit drei weiteren
Bands eine Clubtour. Ist das nicht ein bisschen
zuviel des Guten? Wie lange könnt ihr da überhaupt
auf der Bühne stehen?
a.a.: Natürlich ist es ein wenig zuviel des Guten, aber ich
wollte unbedingt auf Tour mit KEN. Ich denke das wir
eine knappe Stunde Programm haben. Dann noch zwei
weitere Bands und der enorm niedrige Eintrittspreis
- das ist schon fair. Ich selbst hasse Konzerte die
länger als eine Stunde gehen. In einer Stunde kann eine
Band alles sagen, was gesagt werden muss. Ich war jetzt
auf einem IKARA COLT-Konzert. Das
ging auch nicht länger und ich war danach
höchstbeglückt.
t.h.: Mit Guido Lucas steht (einer) der besten
(deutschen) Produzenten euch am Bass zu Verfügung.
Wie denkst Du über seine bisherige Arbeit/Erfolg mit
seinem Label "bluNoise", mit seinen eigenen Bands
(LHQWE, SSUMBUCKET, LUDE, KEN) und seinem
Gesamteinfluss auf den deutschen Underground? Wäre
BLACKMAIL ohne ihn soweit gekommen?
a.a.: Die Frage ist aber auch: Wäre Guido Lucas ohne
BLACKMAIL soweit gekommen? Es war ein enorm wichtiges
Zusammentreffen. Ich kann mir unsere kleine Welt ohne
den Mann mit Bart nicht vorstellen. "bluNoise" hat einige
sehr wichtige und gute Bands für den deutschen
Gitarrenunderground hervorgebracht. Es war eine richtig
coole Gemeinschaft- und all das hat Guido
zusammengehalten. Guido hat uns beigebracht, dass es in
der Musik nicht nur um Erfolg geht. Es geht auch um
Identität und Charakter. Wir haben Guido den Erfolg
erklärt und wie wichtig er fürs vorankommen ist. Die
Symbiose aus beidem ,macht die ganze Angelegenheit
tragbar.
t.h.: Was verstehst du genau unter Erfolg bezüglich des
Vorankommens?
a.a.: Erfolg ist den Glauben der Leute ,die in uns
investieren nicht zu verlieren. Bis jetzt war eine
stetige Steigerung möglich. Jetzt sind wir da, wo wir
immer hin wollten. Musik machen und halbwegs davon
leben können. Ich habe gemerkt, dass viele diesen Weg
versuchen zu gehen, dann aber doch plötzlich bei
Interaktiv oder in einer Talkshow auftauchen. Das
wollen wir nicht und haben es auch nicht nötig. Obwohl
ich mit KEN zu Interaktiv gehen würde, da diese Sendung
live ist und man in einem Interviewblock schon machen
kann, was man nicht sollte - aber es würde Spaß
machen. "Ich möchte mit dieser Platte wissen, ob wir
das Zeug zu nationalen Superstars haben!", Zitat
SUB7EVEN......Gröööhl
t.h.: Ihr seid mit BLACKMAIL gerade im Studio. In
manchen Interviews hattet ihr angedeutet, die letzte
Platte ("Bliss,Please")war zu lang; zum Teil konnte man lesen ihr
seid zu lange im Studio gewesen. Inwiefern werden
bei den neuen Aufnahmen daraus Konsequenzen gezogen?
a.a.: Wir probieren im Moment viel aus. Wir haben ja das
Privileg unser eigenes Studio zu besitzen. Musikalisch
wird es wieder weniger Pop - dafür mehr Mystik. Es soll
rocken, dir die Fresse leicht polieren, aber die
Gänsehaut darf auch nicht fehlen. Wir werden uns dieses
Mal wesentlich mehr Zeit bei der Auswahl der Songs
lassen und hoffen dass wir richtig liegen. Es werden
wieder Fehler entstehen, aber darum geht es ja. Ziel
ist es eine großartige Platte zu machen, die dir was
gibt. "Bliss,please" war als Beweis für uns gedacht, dass
wir eigentlich alles können. Wir müssen uns musikalisch
auf jeden Fall nichts mehr beweisen.
t.h.: Du sagst ihr probiert mit BLACKMAIL z. Zt. vieles
aus. Inwieweit könnt ihr euren Sound noch erweitern
(neue Instrument..?). Was wird anders bzw. neu, um
eine teilweise Wiederholung zu vermeiden?
a.a.: Wiederholungen sind bei der vierten Platte fast
unvermeidbar. Wir arbeiten an Songs. Songs sind immer
neu. Wir werden auf jeden Fall keine Elektronik mit
einbauen. Das sollen andere tun. Ein Stück soll mit
einer türkischen Instrumentalgruppe eingespielt
werden - der Rest bleibt geheim.
t.h.: Denkst du / ihr mit BLACKMAIL vielleicht über
Touren bzw. Veröffentlichungen z.B. in den USA nach?
Ihr habt im März immerhin ein Konzert dort gespielt!
a.a.: Es liegt uns viel daran im Ausland zu
spielen. Deutschland ist sehr klein und eigentlich
haben wir auch schon in jedem scheiß Dorf
gespielt. Das muss nicht mehr sein. Ziel ist mit der
nächsten Platte auch ein wenig
rumzukommen. "Bliss,please" wurde gerade in Italien und
Portugal(glaub ich)veröffentlicht. Wir hoffen noch auf
einen ausgedehnten Auslandsdeal, so dass wir die
Möglichkeit haben dort überall zu spielen - dann nämlich
bekommt das Ganze noch einen Abenteuer-Charakter. USA
find ich nicht wirklich interessant. Da muss schon ein
Masterplan her.
t.h.: Woher nimmst du die Inspiration, um einen solch
großen Output auf einem qualitativ so hohen Level zu
halten (BLACKMAIL und KEN)
a.a.: Eigentlich ist alles Inspiration. Jeder einzelne
Staubkrümmel - damit das Unterbewusstsein am Laufen
bleibt.
t.h.: Weißt du bereits, ob die Platte deines ersten Nebenprojektes, DAZERDOREAL; noch jemals veröffentlicht wird; da ihr euch mittlerweile ja getrennt habt?
a.a.: Die Platte liegt bei unserem Label (www.noisolution.de) in Berlin rum. Ich
weiß nicht, wie die Pläne des Herrn Gesemann
aussehen. Es wäre schade um die Platte, wenn sie nie
rauskommen würde, aber im Moment macht es wirklich
keinen Sinn.
t.h.: Im "bluNoise" - Umfeld konnte man zu Zeiten eurer 2.
BLACKMAIL - Scheibe erfahren, dass Billy Corgan
(SMASHING PUMPKINS) sehr angetan von Eurer Musik ist.
Gibt es den Kontakt noch?
a.a.: NEIN!
t.h.: Auf www.ken-band.com gibt es eine Liste eurer
Lieblingsplatten. Auf welche Musik stehst du privat?
Inwiefern wirst du von anderen Bands/Künstlern
beeinflusst.
a.a.: Das sind meine TOP 10.Wollte ich haben. Musik an sich
beeinflusst und inspiriert mich, Hauptsache gut.
t.h.: HARMFUL z.B. haben eines ihrer Alben mit Dave Sardy
produziert. Danach sind sie wieder mit Guido ins
Studio gegangen. Trotz aller Qualitäten von
K. Ebelhäuser (Sänger/Gitarrist bei SCUMBUCKET, Gitarrist bei BLACKMAIL) und G. Lukas, mit welchem Produzenten würde dich
eine Zusammenarbeit reizen?
a.a.: Es müsste ein Produzent sein der eine gute Vision von
BLACKMAIL hat. Die, die wir uns vorstellen
könnten, wollen wir nicht bezahlen. Abwarten - irgendeiner
kommt bestimmt.
blackmail - rock am ring 2001; © KaMü/FansUNITED.com
Interview zwischen Aydo Abay und t.h. (red) fand am 29. Juli 2002 statt.
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