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16. Juli - 6. August | arena Berlin

popdeurope 2005



Am Samstag den 16.07.2005 fand in der Arena in Berlin-Treptow der Auftakt zur diesjährigen Popdeurope statt. DelaDap und Shantel`s Bucovina Club Orkestar sorgten dafür, dass die Veranstaltung des Eröffnungstages den Schwerpunkt Balkanmusik hatte. Die Newcomer Kaizers Orchestra aus Bergen in Norwegen rockten dann mit norwegischen Texten als Abschlussact.




Zurück zu DelaDap. Die aus Tschechien, Ungarn und der Slowakei stammenden Musiker mit Gründungsort Wien, bezeichnen ihre Musik als Nu-Gypsy, Roma-Lieder in einer Mischung aus Dub, Soul und Elektronik.
Live allerdings blieben die Dubs aus. Stoisch tanzbare Elemente von elektronischer Musik waren höchstens ansatzweise vorhanden. Vordergründig war die Virtuosität der sieben Musiker. Mit der zart verträumten Stimme von Sängerin Melinda Stoika, untermalt von langen Violinsoli mochte man den Stil der Band eher mit jazzigem Gypsy-Soul bezeichnen. Auf CD mögen Dub und Elektronik vielleicht dem Charakter von DelaDap entsprechen und manchmal fragte man sich, ob sich die Musiker im Studio nicht auch viel besser aufgehoben fühlen als auf der Bühne. Neben den publikumsanimierenden Handzeichen des DJ`s war es der Schlagzeuger, der durch Mimik und Bewegungspotenzial am meisten auffiel und Spielfreude signalisierte.
Doch an diesem schönen Sommerabend traf DelaDap auf ein Berliner Publikum in Höchstform, welches längst die Balkanbeats für sich entdeckt hat und den Eröffnungstag des Popdeurope gebührend feiern wollte. Dabei wurde auch das etwas schlaffe Bühnenverhalten von DelaDap entschuldigt.
In Sachen Bühnenpräsenz und vor allem Spielfreude zeigte dann ein Frankfurter DJ und Produzent Elektronischer Musik allen wie es geht. Stefan Hantel alias Shantel im Kreis seines Bucovina Club Orkestars. Messerscharfe Bläsersätze und Hochgeschwindigkeitspolka gaben den tanzgierigen Arenabesuchern endlich was sie wollten. Erwartete man doch eigentlich bei dem Namen Shantel hier und da ein paar Samples oder Drumloops, beschränkte sich Stefan Hantel heute einzig auf die rhythmische Begleitung an der Gitarre. Zur Einleitung des ersten Songs spielte Shantel einen straighten offbeat zum Polkamarsch des Schlagzeugers während nach und nach die restlichen Instrumentalisten mit Posaune, Akkordeon, Flügelhorn/Trompete, Violine und Tenor-/Sopransaxophon bzw. Klarinette die Bühne betraten. Die Basselemente wurden von der Posaune ersetzt. Ab dem zweiten Stück komplettierte dann eine Sängerin das Orkestar. Später honorierte Shantel mit einem Blumenstrauß und das Publikum mit Beifallsstürmen ihre wundervolle Stimme und die gekonnt orientalischen Tanzeinlagen.
Nachdem Shantel den Rhythmus vorgegeben hatte, stellte er die Gitarre immer häufiger mal ab, flitzte dann mit wallendem blonden Locken und ganz in weiß gekleidet wie ein Derwisch quer über die Bühne, rutschte dem Publikum auf Knien entgegen oder animierte die tanzende Masse mit Ausrufen wie `Berlino!` oder `Disko Partisani`. Sympathisch wie er manchmal mit kindlicher Freude seine toll eingespielte Band beobachtete.
Dann gab es eine kurze Verschnaufpause. Shantel hob zwei 1 Liter Wodka Flaschen in die Höhe und behauptete, dass das ukrainische Publikum beim Auftritt am Vortag 30 Sekunden brauchte, um beide Flaschen zu leeren. Das Bucovina Club Orkestar legte wieder los während Shantel den Wodka in den ersten Reihen ausschenkte und die leeren Flaschen diesmal unter großen Jubel schon nach höchstens 25 Sekunden entleert in die Luft hielt.
Die tolle Stimmung hielt sich den gesamten Auftritt über und Shantel`s Bucovina Cub Orkestar verließ nach Zugabe und frenetischem Beifall ausgelaugt die Bühne.
Als dritte und letzte Band kamen dann Kaiserz Orchestra auf die Bühne. Sänger Janove Sjakalen Kaizer stellte schon zu Anfang klar, um was es nun ging: “This isn´t a folk-concert. This is a rock`n `roll-concert!!” Doch vermisst man bei Kaizers Orchestra ein wenig den Geist des Rock`n`Rolls der beispielweise bei The Hives auch noch auf großen Bühnen zu spüren ist. Zu durchgestylt und inszeniert ist die Show der 6 Norweger. Blickt man wehmütig zurück bei Rock`n`Roll Bands die mittlerweile nur noch auf großen Bühnen zu sehen sind und fragt man sich, weshalb man damals die legendäre Club-Tour verpasst hat, ist so ein Konzert in einem kleinen dunklen Club bei den Kaizers nicht so recht vorstellbar. Kaizers Orchestra brauchen eine große Bühne um sich in Szene zu setzen. Im Hintergrund laufen blaugraue Schatten über die Wand, die das Fundament für eine düstere Stimmung bilden. Links neben dem Schlagzeug die Silhouette des Keyboarders, der seine Instrumente in einem alten Barklavier untergebracht hat, eine Gasmaske trägt und damit einen morbiden Anblick abgibt. Zur Bandvorstellung steht der Mann mit der Maske dann leicht schwankend mit hängenden Schultern vor seinem Klavier, wartet bis sein Name erklingt, um dann wie im Blutrausch in seine Tasten zu hacken.
Kaizers Orchestra sind trotz allem keine Shock-Rocker und wollen ihren Proberaum auch gar nicht im Overlook-Hotel haben. Denn zu irdisch gut gelauntes Entertainment gibt Janove Sjakalen zum Besten, der nach fast jedem Song lustige Beträge in Sachen ´Kommunikation mit dem Publikum` leistet. Eine Band der Gegensätze mit vielen Showeffekten, exotischen Instrumenten wie Blechfässern und Motorradfelgen und letztlich abwechslungsreicher Rockmusik. Manchmal fragt man sich, wie diese Lieder wohl bei einer `echten` Rock`n`Roll Band klingen würden. Trotz allem, dem Publikum gefiel es und Kaizers Orchestra rundeten eine absolut gelungene Auftaktveranstaltung beim Popdeurope 2005 ab.


Mathias Wegner - red / 18. Juli 2005
ID 00000001974
popdeurope 2005 | 16. Juli - 6. August | arena Berlin

Weitere Infos siehe auch: http://popdeurope.arena-berlin.de/






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