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Interview

Interview mit Andy Falkous - Gitarrist und Sänger bei MCLUSKY

Das Interview wurde am 21. Mai 2002 in der Röhre Stuttgart in englisch geführt; Übersetzung t.h. - red)

Im Rahmen der Hurrican/Southside Clubtour spielten MCLUSKY an diesem Abend mit HEYDAY, ZERO und HAVEN. Vor dem Auftritt mit seiner Band, nahm sich Andy Falkous, Gitarrist und Sänger, für das Interview weit mehr als eine Stunde Zeit!

t.h.: Wie seid ihr mit dem Verlauf eurer ersten großen Tour zufrieden?

Andy: Wir sind mittlerweile etwas erschöpft. Deshalb mussten wir vor kurzem auch zum ersten mal überhaupt ein Konzert in Belgien absagen, nachdem wir zuvor sieben Gigs in Folge gespielt hatten. Ansonsten gibt es für uns nichts schöneres als live zu spielen.

t.h.: Euch stehen heute nur 45 Minuten zur Verfügung. Sind vier Bands an einem Abend nicht zuviel?

Andy: Wir spielen zur Zeit 30-40 Minuten, das ist ok. Für mich ist es sehr anstrengen, fast jeden Abend meine Stimme so zu belasten . Viele Leute kennen uns eh' noch nicht. Wahrscheinlich wäre es auch langweilig, wenn wir länger spielen würden, ohne dass man die Songs kennt. Auf der nächsten Tour werden wir ein bisschen länger spielen.

t.h.: Zu eurer neuen Platte: Nervt es dich, immer auf den Produzenten Steve Albini angesprochen zu werden?

Andy: Nein. Albini ist ein Held, auch für mich. Es war für uns natürlich fantastisch mit ihm eine Platte aufzunehmen.

t.h.: Wodurch zeichnet sich seine Produktion aus? Wie war es mit ihm zu arbeiten?

Andy: Es war sehr leicht mit ihm zusammen zu arbeiten. In nur neun Tagen hatten wir die Platte komplett fertig. Wir haben das Zeug aufgenommen, er hat es mit ins Studio genommen und sich angehört. Dann kam er zurück und sagte, was wir noch anders machen könnten oder was noch nicht so gut klingt. Er hat keine magischen Tricks oder Spezialeffekte!

t.h.: In wieweit ist er für den Sound auf "Mclusky do Dallas" verantwortlich?

Andy: Ich glaube nicht, dass Albini den Sound einer Band ändern will. Ihm hat unser erstes Album gefallen, deshalb hat er unser zweites produziert.
Wir haben alles live eingespielt. Wir haben bei allen Songs für jedes Instrument nur eine Aufnahmespur benutzt, außer "The wourld loves us and is our bitch" hat drei Gitarrenspuren.
So haben wir diesen puren Sound hingekriegt.
Das nächste Album werden wir auch mit ihm aufnehmen. Im November werden wir damit beginnen, und für ein paar Wochen in die Staaten gehen.

t.h.: Was wir bei dem nächste Album anders?

Andy: Es wird wahrscheinlich weniger heavy sein, nicht viel, aber ein bisschen. Bestimmt wird es aber nicht radiotauglich.

t.h.: Habt ihr euch schon mal überlegt, weitere Instrumente einzubauen?

Andy: Schon, aber eigentlich ist es eher nützlich, wenn du nicht so viele Möglichkeiten hasst. Bei uns stehen die Melodien im Vordergrund, egal ob Gitarre, Bass oder Gesang. Jedes Instrument hat den gleichen Stellenwert. Wir arbeiten mit diesen Mitteln sehr hart an unserem Sound. Es sind eigentlich Popsongs, laut und noisy!

t.h.: Ich habe gehört ihr hattet vor den Aufnahmen 200 Songs. Wie entstehen bei euch neue Songs?

Andy: Wir spielen im Proberaum ca. 10 Minuten an einer Songidee. Wenn ein Song daraus entsteht ok, wenn nicht eben nicht. So brauchen wir für einen guten Song etwa 10-20 andere, die wir nicht mehr spielen. Jeder bringt seine Vorschläge ein. Nur so können wir diese Dynamik erreichen. Das würde nicht klappen, wenn einer mit einer fertigen Idee ankäme. Wir legen sehr viel Wert auf dieses demokratische Bandgefüge.

t.h.: Euer zweites Album ist bei "too pure" erschienen. Wie seit ihr bei diesem Label gelandet, euer Sound ist ja nicht unbedingt repräsentativ für "too pure"?

Andy: Das Label ist auf uns zugekommen, nachdem sie einen Livemitschnitt von uns gehört hatten. Es ist ein großartiges Label. Sie haben den Kontakt zu Albini hergestellt und uns eine Tour ermöglicht. Was unseren Sound angeht, so haben sie uns in keiner Weise reingeredet. Niemand sollte jemals versuchen unsere Musik zu ändern. Es klingt langweilig und abgedroschen, ich weiß, aber diese Band bedeutet alles für mich. Sie ist wie eine Familie für mich. Ich wüsste nicht, was passieren würde, wenn ein Label ankäme und unsere Musik verändern wollte. Dann wäre Krieg. Wir drei sind halt besessen.

t.h.: Eure Musik klingt nicht gerade typisch englisch. In wiefern spielt eure Heimatstadt Cardiff eine Rolle, was Noiserock angeht? Gibt es einen Stil, der typisch für diese Stadt ist?

Andy: Es gibt unwahrscheinlich viele Bands in Cardiff. Wenn du in Cardiff vor 200 Leuten spielst, ist jeder zweite in einer Band. Einen typischen Stil gibt es dort aber nicht. Die meisten der Bands sind eh' beschissen, wie viele in England.
Wir klingen weder typisch englisch noch typisch amerikanisch. Deshalb, denke ich sind wir auch eher in Deutschland erfolgreich. Hier wird auf solche Dinge nicht so sehr geachtet.
Ich bin übrigens sowieso nicht in Wales aufgewachsen, sondern in England.

t.h.: Welche Musik hörst du? Von welchen Bands wurdest du beeinflusst?

Andy: Ich denke nicht dass es einen konkreten Einfluss gibt. Als ich 16, 17 war hörte ich natürlich auch Nirvana, und ich bin dankbar was diese Band bewirkt hat. Meine große Liebe ist "The Fall". Diese Band ist wunderbar. Aber ich bewundere auch "Tricky", "New Kingdom", "Gang of Four"....

t.h.: Während der Aufnahmen zu "Mclusky do Dallas" habt ihr die "Breeders" getroffen.

Andy: Ja, als wir ankamen sind sie gegangen, und als wir gingen sind, sind sie noch mal gekommen, um noch ein bisschen was aufzunehmen. Das sind sehr freundliche Leute. Wenn man bedenkt, wie erfolgreich die schon waren! Kim (Deal) ist sehr nett. Ich hab mich ein wenig mit ihr unterhalten. Sie raucht und redet ohne Unterlass!!.

t.h.: Im Juni spielt ihr noch mal ein Englandtour. Würdet ihr gerne mal in den Staaten auf Tour gehen.

Andy: Wir werden im November wie erwähnt für ein paar Wochen nach Amerika gehen. Dann spielen wir ein paar Konzerte mit "Wire", einer alte Punkband aus England.

t.h.: Woher kommt eigentlich euer Bandname?

Andy: In England gibt es Kindersendung im Fernsehen, namens "grange hill". Es ist eine Serie über eine Schule. Die Schulleiterin heißt Ms Mclusky, eine äußerst strenge aber faire Frau.

t.h.: Und der Titel der Platte...?

Andy: Von dem bekannten amerikanischen Pornofilm "Debbie does Dallas". Wir haben uns gedacht "Mclusky do Dallas" würde sich gut anhören. Wir haben lediglich aus "does" "do" gemacht, da im Englischen eine Band Singular ist.

Das Interview führte t.h. - red / 21. Mai 2002



MCLUSKY, Stuttgart, Röhre, 21.05.02, ca. 100 Besucher

Mclusky, die als dritte Band an der Reihe waren, boten alles, was man aufgrund des Albums erwarten durfte. Mehr als die Hälfte der Songs wurden dem Publikum präsentiert. "Lightsabre cocksucking blues" sowie "To hell with good intentions" wurden vom Publikum wie altbekannte Hits gefeiert. Wirkliche Höhepunkte gab es aber nicht. Die einzelnen Stücke wurden äußerst druckvoll gespielt und man hatte wirklich den Eindruck, es gibt für die drei Musiker nichts, was sie lieber machten. Verblüffend war ebenso mit welcher Präzision hier ans Werk gegangen wurde. Selten habe ich eine so gut aufeinander abgestimmte Band erlebt. Auch die älteren Stücke, die wahrscheinlich niemand im Publikum kannte, fügten sich nahtlos in den Sound der neuen Platte ein. Nach 35 Minuten hatte das Spektakel dann ein Ende und obwohl die Band körperlich sichtlich am Ende war, spielten sie noch zwei Zugaben. Das Publikum war zu gleichen Teilen überfordert und begeistert.
Von dieser Band wird in Zukunft ganz sicher noch viel zu hören sein.

t.h. - red / 25. Mai 2002
Weitere Infos unter:

www.mclusky.com
www.toopure.com
www.beggarsgroup.de

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© 2002 Kultura (alle Beiträge unterliegen dem Copyright der jeweiligen Autoren, Künstler und Institutionen. Widerrechtliche Weiterverbreitung ist strafbar.)
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