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Oper Köln, 19. April 2008

KÁT'A KABANOVÁ

Leos Janácek

Oper in drei Akten
Text vom Komponisten nach dem Schauspiel „Das Gewitter“ von Alexander Nikolajewitsch Ostrowski
Eine Produktion der Vlaamse Opera in Antwerpen



Nach Katharina Thalbachs Inszenierung von „Jenufa“ (April 2007) hatte jetzt auch Janaceks „Katja Kabanowa“ an der Kölner Oper Premiere, in einer Inszenierung von Robert Carsen, der hier bereits für Wagners „Ring“ verantwortlich zeichnete.
Dass Katja am Ende ins Wasser geht, weil sie ihren Mann betrogen hat und ihr Liebhaber Boris sie verlassen hat, ist für Bühnenbildner Patrick Kinmouth das bestimmende Thema des Abends. Die ganze Bühne ist unter Wasser gesetzt und Holzstege werden vor jeder neuen Szene in ausgefeilten Choreographien von jungen Frauen zu Stegen oder zu einer Plattform zusammengelegt, die dann von den Protagonisten bespielt werden. Diese Idee beschert der Inszenierung wunderschöne Bilder und eine sehr große Ruhe, die gelegentlich allerdings –aller Choreographie zum Trotz – in Statik und gepflegter Langeweile mündet.
Ein Beispiel: Bei der letzten Begegnung von Katja und Boris sind die beiden durch Wasser voneinander getrennt, stehen gewissermaßen an zwei Ufern eines Sees. Das ist als Bild ganz schön, es findet aber keine Entwicklung statt. Allein aufgrund der äußeren Umstände können sich die beiden nicht mehr einander annähern. Dadurch nimmt sich die Regie die Möglichkeit, hier mit Anziehung bzw. Nähe/Distanz zu spielen oder einen Entscheidungsprozess der Figuren zu zeigen. Wie überhaupt Personenführung und Figurenzeichnung vernachlässigt wurden. Oftmals bleiben die Figuren beziehungslos zueinander, platziert vor einem in statten Tönen ausgeleuchteten Hintergrund. Es bleibt dann den Darstellern überlassen, sie mit Leben zu füllen. Das gelingt in einigen Fällen besser, in anderen weniger. Hauke Möller und Viola Zimmermann etwa geben ein erfrischend sympathisches junges Pärchen, Doris Soffel verkörpert überzeugend die böse Schwiegermutter. Aber Albert Bonnema beispielsweise kann Boris nicht mit Leben füllen. Und auch Rebecca Nash ist, bei aller Intensität ihrer Abschlussarie, oftmals hart an der Grenze zur leeren Operngestik, wenn sie verzweifelt ihre Hände ringt.
Der Vorteil dieser Inszenierung ist, dass der Blick auf Details gelenkt wird, wie z.B. das Verhalten der Kabanicha ihrer Schwiegertochter Katja gegenüber. Katja sitzt mit dem Rücken zu Publikum und sie wirkt wie gefesselt unter der strengen Beobachtung ihrer Schwiegermutter. Der Nachteil: Carsens Inszenierung erkaltet in Ästhetizismus. Sie ist gewissermaßen zeitlos (immerhin stammt sie bereits aus dem Jahr 2004 und lässt sich daher mitnichten als neu bezeichnen) und tut niemandem wirklich weh. Man sieht sich satt und alles bleibt merkwürdig glatt. Es fehlt das Düstere und Bedrückende. Die Figuren werden zu oft zu Scherenschnitten und das tut dieser Oper, die von den seelischen Bewegtheiten, den Hoffnungen und Nöten ihrer Figuren lebt, nicht gut. Dass hier ein übersensibler Mensch an einem emotionsunfähigen Umfeld zugrunde geht, erschließt sich nicht, vielmehr stirbt er in Schönheit.
Musikalisch lässt sich der Abend als voller Erfolg bezeichnen. Markus Stenz dirigierte das Gürzenich Orchester sehr engagiert, die Solisten haben ihre Sache ohne Abstriche überaus gut gemacht. So ist zumindest musikalisch für Feuer und Leidenschaft in dieser Produktion gesorgt.

Das Kölner Publikum war begeistert. Und dennoch: Man hat schon Packenderes und Zwingenderes von Robert Carsen in Köln gesehen, zu erinnern sei hier etwa an seine Inszenierung von Verdis „Macbeth“. „Katja Kabanowa“ ist dagegen, trotz grandiosem Eröffnungsbild, arg gefällig geraten.


Karoline Bendig - red / 9. Mai 2008
ID 00000003830
Leos Janacek
Katja Kabanowa
Oper in drei Akten
Text vom Komponisten nach dem Schauspiel „Das Gewitter“ von Alexander Nikolajewitsch Ostrowski
Eine Produktion der Vlaamse Opera in Antwerpen

Musikalische Leitung: Markus Stenz
Inszenierung: Robert Carsen
Bühne und Kostüme: Patrick Kinmonth
Licht: Robert Carsen / Peter van Praet
Choreographie: Philippe Giraudeau
Chor: Andrew Ollivant

Besetzung
Sawjol Prokofjewitsch Dikoj: Daniel Henriks
Boris Grigorjewitsch: Albert Bonnema
Marfa Ignatjewna Kabanicha: Doris Soffel
Tichon Iwanytsch Kabanow: Hans-Georg Priese
Katja: Rebecca Nash
Wanja Kudrjás: Hauke Möller
Varvara: Viola Zimmermann
Kuligin: Leandro Fischetti
Tichon Iwanytsch Kabanow: Hans-Georg Priese
Glasa: Adriana Bastidas Gamboa
Feklusa: Angelica Böttcher

Premiere am 19.04.08
weitere Termine am 09., 18., 25. und 30.05.

Weitere Infos siehe auch: http://www.buehnenkoeln.de/stueck.php?ID=52





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