Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin (Dausgaard) / Staatskapelle Berlin (Boulez), 21. / 23. Mai 2006
Gustav Mahler
Zweite / Achte Sinfonie
|
Gustav Mahler (1860-1911), Bildnisbüste von Auguste Rodin
|
2 Tage zwischen Ostern / Pfingsten
|
Mahlers Sinfonien sind ein Publikumsmagnet. Am Scheidepunkt zur sogenannten "zeitgenössischen Musik" (ab dem der Melos zur Erquicklichung musikhörender Hörer irgendwie nicht mehr gefragt gewesen war) markieren sie das generelle Endstadium des schönen Klangs. Wer heutzutage Mahler auf das Volkstümliche konsumiert, tut's also auch, oder ausschließlich, zur Befriedigung des audiokulinarischen Gelüsts - sich etwas Gutes für das Ohr zu tun... so jedenfalls wird es dem fleißigen Konzertbesucher angesichtig, wenn er seine angestrengten Augen durch die voll besetzten Reihen des Konzerthauses Berlin oder dem etwas westlicher gelegnen Hans-Scharoun-Bau streifen lässt; die Säle sind gefüllt, die Hörgemeinde zeigt sich schon weit vor den stattfindenden Aufführungen höchst bedankt, an Jahren kommen Abertausende zusammen, ja: Bei aller Vorschusseuphorie! es fehlt an Jugend, der Prozentsatz Unterdreißigjähriger ist doch erschreckend dünn, Mahler für das Konzertabo und Restkartenabholer, aber immerhin.
Zwei Beispiele aus allerjüngster Zeit:
|
Thomas Dausgaard - zum zweiten Mal am Pult des RSB Berlin - verblüffte Publikum wie Ausführende mit 'nem allerfeinsten Dirigat; das will nicht anderes dann meinen, dass er insbesondere der Allgemeingefahr bei Mahler, dass aufgrund der orchestralen Überdimensionen balferhaftes Breien oder konfusiöse Konklusion zum überstrapazierten Rezipienten rüber- und herniederschwappten, stolz und filigran letztendlich zu begegnen in der Lage war. Man spielte Mahlers AUFERSTEHUNGSSINFONIE: ein Werk, das besser doch zu Ostern als so kurz vor Himmelfahrt in den Konzertsaal passt... aber man muss die Werke nun mal spielen, wenn man auch die Leute hierzu kriegt.
|
Dasgleiche gilt für Mahlers SINFONIE DER TAUSEND - diesem pfingstgemahnten Irrsinnswurf mit den zwei Riesensätzen: jenem ersten (mit dem alles Maß verloren habenden nachkomponierten "Veni creator, Spiritus") und jenem zweiten (mit der Schlussszene aus Goethes Faust). Ein prophylaktisches Gelingen, insbesondere für Goethes Faustschluss, muss allein durch Aufbietung erlesenster Gesangssolisten aus dem Opernfach ermöglicht werden. Denn die Einzelparts sind in den Stimmführungen und der Höhe einem Anspruch Untertan, der's wahrlich in sich hat. Auch hier dann: Sind die Kräfte erst mal in Bewegung, gleicht die Sache einem regelrechten Elemente-Los-Gelassen-Sein... das Ganze und das Alles zügelnd zu beherrschen, es nicht in ein insgesamtes Gaga der Gefühlsaufwallungen verirrlichtet zu lassen, ist die Kunst des Dirigierens dieser unverschämten Achten Gustav Mahlers. - Pierre Boulez gelang das! Die Behauptung wiegt auch darum um so doppelt schwerer, weil es gar nicht mal so sicher war, dass er mit dieser Achten glückvoll schwanger geht; er hat ja schon die Sechste und die Zweite mit der Staatskapelle aufgeführt, und beiden konnte "damals" nicht gerade nachbeschieden werden, dass es Meilensteine in der Mahlerinterpretation gewesen waren. Dieses Mal jedoch: ha! unumstritten!!! epochal!!!!! Nicht enden wollende Tumulte. Pierre Boulez, der Komponist, IST Mahlerdirigent.
|
Andre Sokolowski - red /25. Mai 2006 ID 00000002411
Konzerthaus Berlin, 21. Mai 2006
Gustav Mahler:
Sinfonie Nr. 2 c-moll ("Auferstehungssinfonie")
Ruth Ziesak, Sopran
Monica Groop, Alt
Rundfunkchor Berlin
Choreinstudierung: Michael Gläser
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Dirigent: Thomas Dausgaard
Weitere Informationen unter http://www.rsb-online.de
+ + +
Philharmonie Berlin, 23. Mai 2006
Gustav Mahler:
Sinfonie Nr. 8 Es-Dur ("Sinfonie der Tausend")
Twyla Robinson, Sopran
Soile Isokoski, Sopran
Adriane Queiroz, Sopran
Michelle De Young, Alt
Jane Henschel, Alt
Robert Dean Smith, Tenor
Hanno Müller-Brachmann, Bariton
Robert Holl, Bass
Chor der Deutschen Staatsoper Berlin
Rundfunkchor Berlin
Aurelius Sängerknaben, Calw
Chor-Gesamteinstudierung: Eberhard Friedrich
Staatskapelle Berlin
Dirigent: Pierre Boulez
Weitere Infos siehe auch: http://www.staatsoper-berlin.de
|
|
|
Anzeigen:
Kulturtermine
TERMINE EINTRAGEN
Rothschilds Kolumnen
BAYREUTHER FESTSPIELE
CASTORFOPERN
CD / DVD
INTERVIEWS
KONZERTKRITIKEN
LEUTE MIT MUSIK
LIVE-STREAMS | ONLINE
NEUE MUSIK
PREMIERENKRITIKEN
ROSINENPICKEN
Glossen von Andre Sokolowski
= nicht zu toppen
= schon gut
= geht so
= na ja
= katastrophal
|