Schleswig-Holstein Festival Orchester (Klavier und Dirigent: Christoph Eschenbach), 6. August 2006, Konzerthaus Berlin
YOUNG.EURO.CLASSIC BERLIN
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Orchesterklangs werden ja herkömmlicher Weise an dem (klanglichen) Gesamteindruck der Streicher und des Streicherapparats bemessen. Ist die Art von (Klang-)Teppich im Ohr des "sachkundigen" Hörers erst einmal präsent, stellen sich justament Gewöhnung und Vertrautheit ein, ja, man ist schnell und gern geneigt, von diesem und von jenem so sehr unverwechselbaren typisch anmutenden Klang eines Orchesters A und B und C zu säuseln... und obwohl doch, wenn man herzfrei ehrlich ist, die schönen Geigen überall und immerhin so eine Art von erster Rolle spielen, weil sie, tuttihaft zum Spieleinsatz gekommen, gar nicht anders können als die Erste Geige im Orchesterapparat schlicht einfach und ergreifend da zu sein. Kommt diese These so im Laienchorus an, wie sie dann auch gemeint gewesen ist?
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Zur Untermauerung dieser gewiss erfrechenden Behauptung (stellte sie doch beispielsweise den tatsächlich unerhörten Streichersound der Dresdener oder Berliner Staatskapelle, nicht im Ernst natürlich, zur Debatte) muss der neuerliche Gastauftritt des SCHLESWIG-HOLSTEIN FESTIVAL ORCHESTERS im akustikretuschierten Großen Saal des Konzerthauses Berlin als Pate stehen. Dieser saisonale Klangkörper - eine Idee von Leonard Bernstein, der, nach Tanglewood'schem Vorbild, einmal jährlich Hunderte von hochbegabten Musikern aus aller Welt ins schöne Ost- und Nordseeland zum sommerlichen Üben, Proben, Einstudieren eines Repertoires zusammenführte/-führt... das Alles funktioniert nun schon seit 1987, jeden Sommer lang, und unter jeweils einem abwechselnden Pultstar trimmt sich diese jugendliche Gottgemeinschaft für die ihre schönen Treffen abschließenden und verewigenden Gastspielreisen - hat dann wahrlich, oder höchstwahrscheinlich, alle diejenigen Nachwuchsmusiker in sich gezangt, welche (natürlich alle! so vermute oder hoffte ich), bestehende bzw. eingerichtete Vakanzen führender Orchester dieser Welt zu füllen forschlings eingestanden sind. Also in jedem Jahr sind es dann andere und neue junge Leute, die sich da zusammen finden. Kontinuität und Qualität des Klangs erwachsen also aus sich selbst heraus, aus der erlebten Spielgemeinschaft seiner immer wieder neuen Mitglieder - - unter den Fittichen des jeweils engagierten Maestros.
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Christoph Eschenbach
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Dieses Jahr stellte sich Christoph Eschenbach, der so agile neue deutsche Weltbürger (Chefdirigent des Philadelphia Orchestras und des Orchestre de Paris), den jungen Leuten - nicht zum ersten Mal im Übrigen - uneingeschränkter Weise in die Pflicht. Und er erzeugte einen irrsinnsmäßig einmaligen Streicherklang - markantst im dritten Satz der fünften Schostakowitsch-Sinfonie: dem irrlichternsten Beispiel äolsharfener Gediegenheit... Man schließt die Augen, man verzagt geradezu, man kriegt sich selber nicht mehr richtig in die Reihe. Ja, die Welt, die einen da so völlig unerwartet ungeheuerlich umfließt, wächst hoch und immer höher, es gibt keine Worte mehr, es bleibt die hilflos angestrengte Geste eines ungehemmten Anheulens des Abendsterns.
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Ein schier orgiastisch aus sich raus gehendes Publikum ließ dann zum Schluss des Auftritts (Eschenbach spielte und dirigierte überdies Mozarts c-Moll-Klavierkonzert, nicht ungrandioser; Zugaben: Prokofiev, Smetana) selbstredend auch die Bläser und das Schlagzeug dieses gottbegnadeten "Saisonsorchesters" in den Siebten Himmel heben: Exzessivtumulte!!!!!
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Andre Sokolowski - red / 7. August 2006 ID 00000002588
www.andre-sokolowski.de
YOUNG.EURO.CLASSIC BERLIN:
Freitag, 4. August 2006
Youth Orchestra of the Americas
Dirigent: David Robert Coleman
Edmundo Ramirez (Viola)
Werke von Ginastera, Ravel, Coleman (UA) und Revueltas
Samstag, 5. August 2006
Joven Orquestra Nacional de Espana
Dirigent: Lutz Köhler
Javier Perianes (Klavier)
Werke von Charles (DEA), de Falla, Wagner und Strawinsky
Sonntag, 6. August 2006
Schleswig-Holstein Festival Orchester
Dirigent und Klavier: Christoph Eschenbach
Werke von Mozart und Schostakowitsch
Montag, 7. August 2006
Bundesjugendorchester
Dirigent: Andris Nelsons
Alban Gerhardt (Violoncello)
Werke von Mendelssohn, Schneid (DEA) und Schumann
Dienstag, 8. August 2006
JeugdOrkest Nederland
Dirigent: Jurjen Hempel
Claron McFadden (Sopran)
Werke von Strauss, de Bond (UA) und Mahler
Donnerstag, 10. August 2006
Orchestre Francais des Jeunes
Dirigent: Jean-Claude Casadesus
Katja Skanavi (Klavier)
Werke von Cavanna, Prokofiev und Mussorgski
Freitag, 11. August 2006
Orchester des Staatlichen Konservatoriums an der Universität zu Istanbul
Dirigent: Ramiz Malik Aslanov
Sevil Ulucan (Violine)
Werke von Erkin, Prokofiev und Rachmaninov
Samstag, 12. August 2006
Junges Klangforum Mitte Europa
Dirigent: Krzysztof Penderecki
Tomasz Tomaszewski (Violine)
Werke von Szpilman, Beethoven und Penderecki
Sonntag, 13. August 2006
Symphonieorchester des Konservatoriums Shanghai
Dirigent: Muhai Tang
Yingdi Sun (Klavier)
Junqiao Tang (Bambusflöte)
Werke von Henze, Zhu (UA), Mozart und Schumann
Dienstag, 14. August 2006
Ungdomssymfonikerne
Dirigent: Joseph Swensen
Solveig Kringelborn (Sopran)
Werke von Am (DEA), Irgens-Jensen und Sibelius
Mittwoch, 16. August 2006
RIAS-Jugendorchester
Dirigent: André de Ridder
Pavel Sokolov (Oboe)
Elsie Bedleem (Harfe)
Werke von Mozart und Henze
Donnerstag, 17. August 2006
Orchester der Hochschule für Musik Damaskus
Dirigent: Missak Baghboudarian
Firas Charstan / Quanoun Mouslem Rahal (Nai)
Athil Hamdan (Violoncello)
Werke von Vivaldi, Succari (DEA), Baddreddin (DEA), Wadi (DEA), Tschaikovsky und Khachaturian
Freitag, 18. August 2006
European Union Youth Orchestra
Dirigent: Vladimir Ashkenazy
Janine Jansen (Violine)
Werke von Schnittke, Mozart und Mahler
Samstag, 19. August 2006
Campus-Orchester: China - Europa
Dirigent: Christoph Altstaedt / Muhai Tang
Werke von Prokofiev, Yin (UA), Martinu, Ruzickova (UA) und Mendelssohn
Sonntag, 20. August 2006
The Buchmann-Mehta School of Music Symphony Orchestra (Israel)
Dirigent: Zeev Dorman
Hornquartett des Israel Philharmonic Orchestra
Werke von Epshtein (UA), Schumann, Bartok und Ravel
Alle Konzerte im Konzerthaus Berlin, Beginn jeweils um 20 Uhr.
Weitere Infos siehe auch: http://www.young-euro-classic.de
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