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Berlin, Popdeurope, 06. August 2005

Abschlußveranstaltung Popdeurope 2005


Am vergangenen Samstag endete in der Berliner Arena das vierwöchige Popdeurope-Festival 2005. Der letzte Tag brachte Musik aus Frankreich nach Treptow. Doch wie an den vergangenen Wochenenden gab es mit Balkan Beat Box aus Israel auch hier einen exotischen Anteil unter den französischen Künstlern Camille, Aïwa und Kana.


Camille


Der Abend wurde eröffnet von Camille. Aufgrund der derzeitigen Popularität der 26-jährigen Französin mit einer Top Ten Platzierung ihres zweiten Soloalbums in Frankreich und den Erfolgen der Vergangenheit als Sängerin von Nouvelle Vague, unter anderem bekannt durch die wundervolle Coverversion des Joy Division-Klassikers `Love Will Tear Us Apart`, hatte man ihren Auftritt eigentlich am Ende des Abends erwartet. Doch der letzte Abend sollte später zu einer ausschweifenden Tanz-Party werden und Camille sorgte als Opener erst einmal für audiovisuelle Entspannung. Mit ihren beiden Mitmusikern an Bass und Piano wurde ihr Auftritt zu einer einzigartigen Verschmelzung aus Musik, Pantomime und visuellen Effekten die auf einer Leinwand hinter den Musikern mit Filmfragmenten, Fotos und der ständigen Silhouette Camilles das Publikum in ihren Bann zog.
Camille, im Vorfeld des Konzerts schon überall in Berlin auf Plakaten mit einer schwarzen Schnur über dem Gesicht zu sehen, trat hier hinter einem über die Bühne gespanntem Gummiband auf. Bevor das Band später zerschnitten wurde, tanzte sie daran wie eine Marionette, ließ es durch die Luft schwirren oder nutze es als Markierungslinie für ihre beiden freiwilligen Tänzer aus dem Publikum. Le Fil – der Faden, so der Titel ihres neuen Albums.
Wie erfrischend selbstbewußt und neuartig spontan diese Darbietung werden sollte machte gleich schon der erste Mikrophon-Kontakt Camilles klar: Ein von ihr gesprochenes `Laß Die Finger Von Emanuela` (im Original von der Hip Hop Band Fettes Brot) wurde geloopt und diente als rhythmischer Background für den ersten Song. Camille begeisterte und überraschte das Berliner Publikum von der ersten Minute an mit ihrem Charme und einer außerordentlichen Bühnenpräsenz.
Auch Aïwa haben mit ihrer Sängerin Sévérine die Protagonistin in der Band. Ihr ausdrucksstarker sensibler Gesang, der so einzigartig zerrissen und manchmal verwirrt wispernd den Gegenpart zu dem schnellen Rap von Sänger Naufalle gibt, läßt besonders den TripHop-Anteil der Musik hypnotisch glänzen. Aïwa, 1998 von den irakischen Brüdern Wamid (Bass) und Naufalle (Gesang) in Rennes gegründet, brachten das Berliner Publikum mit ihren tanzbaren Uptempo-Dubs schnell auf ihre Seite. Ihre Wurzeln hat die siebenköpfige Band neben dem Irak und Frankreich auch in Nordafrika. Diese Vielvölker-Herkunft findet sich besonders dann in Aïwas Musik wieder wenn Sänger Naufalle zur Djembè greift oder mit übergroßen, metallenen Kastagnetten den Rhythmus des Schlagzeugs unterstützt.
Aïwa haben mit ihrem ersten Auftritt in Deutschland ein tolles Konzert gespielt und mit Sicherheit den Grundstein für eine wachsende deutsche Fangemeinde gelegt.
Mit Kana spielte dann die derzeit erfolgreichste Reggae-Band Frankreichs beim Popdeurope. Mit der Besetzung Gesang, Gitarre, Bass, Schlagzeug, Keyboard und einem Bläserduo an Trompete und Saxophon starteten Kana in den ersten Liedern mit recht poppigen Sunshine-Reggae. Sänger Philippe Ripoll machte schon im zweiten Song mit zahlreichen Variationen von `hey heyo heyo` den Vorsänger für das Publikum. Nachdem dieser durchaus seichte Beginn von Kana überstanden war, zeigten Kana daß ihr Erfolg durchaus begründet ist. Philippe Ripoll, der stimmlich an die subtilen Vocals der Reggae-Band `Israel Vibration` erinnert, sang nun einige Lieder auf spanisch. Gleichzeitig spielte auch der Bläsersatz souliger und mit dem starken Ausdruck spanischer Musik. Die Songs wurden tiefgründiger und Kana bekam noch die letzte Ausfahrt auf der Autoroute des Animationsreggae.


Balkan Beat Box
Um 01:15 gab es mit dem Abschluß-Act Balkan Beat Box die zweite Deutschlandpremiere des Abends. Die Musiker aus Israel und der USA, welche derzeit in New York beheimatet sind, formierten sich anfangs dicht zusammen- gedrängt zu einem wilden Percussion- und Saxophon-Intro am Bühnenrand. Woher der Bandname stammt wurde gleich klar: Balkanrhythmus und Klezmer. Das Hahnengeschrei aus der `Beat Box` war schon nicht mehr nötig um die Arena-Besucher aufzuwecken. Die Halle hatte sich auch zu später Stunde nicht geleert und Balkan Beat Box bedankten sich dafür mit einer schweißtreibenden Bühnenshow und der musikalischen Mixtur aus Klezmerjazz, harten Drums und Clubsounds. Für die letzten 80 Minuten wurde ununterbrochen getanzt, gesprungen und in die Hände geklatscht. Dabei animierte Sänger und Energiebündel Tomer, der präzise wie auf Schienen in atemberaubender Geschwindigkeit seine Mitspieler umkreiste und scheinbar nur durch ein Wunder weder mit Musikern noch Instrumenten zusammenstieß, die Menschen vor der Bühne zu Höchstleistungen. Wenn Tomer nicht gerade vom Verstärkerturm sprang, die zahlreichen Saxophonsoli auf Knien und Rücken beschwor oder eben über die Bühne flog, machte er kurze Pausen an seiner Percussionstation und unterstützte Schlagzeuger Tamir Muskat mit Einlagen auf Snaredrum, Bongos und Kochtöpfen.

Um kurz nach halb drei endete dann das diesjährige Popdeurope-Festival mit der Zugabe von Balkan Beat Box, die sich wie auch die Zuschauer völlig verausgabt hatten und sich als würdiger Abschluß-Act erwiesen.


Mathias Wegner, 6. August 2005
ID 1990
Weitere Infos siehe auch:
http://www.camille-lefil.com
http://www.balkanbeatbox.com







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