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Rezension

Eugen Ruge – "In Zeiten des abnehmenden Lichts"

Roman
Verlag Rowohlt, Reinbek
ISBN 978-3-498-05786-2




Die fulminante Lebensbeichte eines Spätzünders

Eugen Ruges (*1955) Romandebüt In Zeiten des abnehmenden Lichts tauchte wie ein verspätetes Polarleuchten am nächtlichen Sommerhimmel auf. Es war ein besonders schönes Lichtspektakel, das unerwartet aus dem Nichts aufflackerte und uns an eine Zeit erinnerte, die Milchstraßen entfernt auf einem kleinen Planeten stattgefunden hatte, wo alles ein wenig anders war als es heute ist.

Viele Menschenjahre sind seitdem vergangen. Dann kam der Urknall. Das Einigdeutschland entstand. Dann kam sehr lange Zeit nichts.

Und nun kommt Eugen Rugen, der eine fulminante Lebensbeichte abliefert (für die er im Herbst 2011 den deutschen Buchpreis bekam), welche 1A in das deutsch-deutsche Erinnerungspotpourri der Gegenwartsliteratur mit Tellkamp (Der Turm), Wawerzinek (Rabenliebe) und Altwasser (Letztes Schweigen) als Patres spiritualis passt

Doch Ruge hat die bessere Story.

Ruges Alter Ego Alexander Umnitzer wurde in eine Familie hineingeboren, deren Lebenswege die gesamte Erdkugel umziehen – vom Osten (seine Eltern: Ural, Straflager) bis zum Westen (seine Großeltern: Mexiko, Exil) – was für eine ostdeutsche Familie nicht gerade alltäglich war. Er selbst wurde in einem Straflager im Ural geboren, in das sein Vater Kurt Umnitzer nach dem Überfall auf die Sowjetunion deportiert worden war. Sein Großvater Wilhelm Powileit und sein Vater Kurt Umnitzer sind überzeugte Kommunisten beziehungsweise glaubten – mit leisen Zweifeln – an den sozialistischen Weg. Sie gehörten zur Nomenklatur und genossen all die Annehmlichkeiten, die ihresgleichen zustand. Aber niemand spielt hier Klavier, und niemand liest Weltliteratur. Es ist eine eher triste Welt, in der allenfalls nach dem Genuss einiger Gläschen Wodka gesungen und geschunkelt wird. Der Vater wird als unermüdlich arbeitender Historiker und kopflastiger Intellektueller geschildert, der Frau und Sohn tyrannisiert. Alexanders Eltern lernten sich im Ural kennen. Irina, seine Mutter, stammt von dort. Hier, in der DDR, scheint sie aber eher unglücklich zu sein. Die Frauen sind überhaupt die Verliererinnen der Geschichte, was Eugen Ruge an Alexanders Großmutter Charlotte Powileit herausstellt, indem er sie fragen lässt, warum immer die Männer – und nicht sie – Karriere machten. Altbekannte Fragen, altbekanntes Schweigen...

Am Ende kreist alles um den Tag, an dem der demente Wilhelm Umnitzer seinen achtzigsten Geburtstag feiert. Der 1. Oktober 1989 wird aus Sicht von sechs Familienmitgliedern (aus vier Generationen) erzählt. Am 1. Oktober 1989 beginnt das Kleinbürgeridyll zu zerfallen. Die DDR geht unter und Alexander Umnitzer haut in den Westen ab.

Eugen Ruges Roman In Zeiten des abnehmenden Lichts ist chronologisch aufgebaut, wobei der eigentliche Handlungsstrang durch das Einführen weiterer Zeit- und Erzählebenen (1. Oktober 1989, 2001) mehrfach in seiner Struktur aufgelöst wird. Dabei entwickelt sich beinahe das gesamte Geschehen des Romans aus einer Dialogprosa heraus, was die Handlungsabläufe strafft und den Romanumfang erstaunlich kurz hält. Nach 432 Seiten stellt sich die Frage, ob Eugen Ruges skurriles DDR-Oberschichten-Universum der Familie Umnitzer dazu taugt, dem geneigten Leser (West) die Lebensrealität (Ost) nahe zu bringen?

Die Antwort: Früher war mehr Unterschicht!!


Arthur S Janetz - 7. Januar 2012
ID 00000005623
Eugen Ruge – "In Zeiten des abnehmenden Lichts"
Roman, 432 S.
Verlag Rowohlt, Reinbek
Euro 19,95 (D) / 20,60 (A) / sFr 28,50
ISBN 978-3-498-05786-2



Siehe auch:
http://www.rowohlt.de





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