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Rezension


Hörbuch: Dawn Clifton Tripp

"Mondgischt"

gelesen von Maren Kroymann

ISBN 3-936384-60-6

Dünensand, Trockengewitter, Klassenunterschiede und Liebe

Mit dem marehörbuch „Mondgischt“ von Dawn Clifton Tripp wird man in das Fischerdorf Westport Point „entführt“, das an der rauhen Küste Massachusetts liegt. Ein Kaff am Ende der Welt. Dort wird man über zehn Stunden lang festgehalten: Man erfährt vom Leben, Lieben und Leiden dreier Frauen: Elisabeth, Maggie und Eve. Ihre Schicksale, lokale Liebschaften und Dorfalltagsgeschichten werden ausführlich dargeboten. Anders als bei echten Entführungen taucht man auf - will es aber nicht. Bloß nicht zurück nach hier.

Es ist der Sommer 1913. Elisabeth beobachtet Sommerfrischler, alteingessene Yankiefamilien am Meer: Sie sitzen auf Jachten aus Teakholz, in weißen Zelten am Strand, feiern Grillfeste in Pavillons mit legerer Kleidung. So verbringen reiche, weiße AmerikanerInnen ihre Sommermonate. Im Winter ist der Ort menschenleer.

Elisabeth lebt für immer da. Sie hatte sich diesen Platz ausgesucht. Als arme irische Einwanderin lernte sie mit 21 Jahren Henry Low kennen, heiratete ihn, lebte mit ihm auf einer einsamen Insel.
Bei einem verliebten Segeltörn landen sie an der Küste Westport Point und Elisabeth verliebt sich in den sonnigen Flecken. Henry kauft ihr diesen Küstenstreifen, sie bauen ein Haus. Der Zoologe und Forscher geht wieder auf Entdeckungsreise – und kommt nicht wieder. Ein Jahr später kommt Sohn Charles zur Welt.

Elisabeth, nun eine alte Dame und Witwe, lebt allein in ihrem Haus auf „Scurdaw“, wie sie ihre neue Heimat, nach der alten in Irland, benennt, mit Büchern und Maggie. Ab und an erhält sie Besuch von Sohn Charles und Enkelin Eve.
Maggie ist sechs Tage die Woche ihre Haushälterin. Die junge, 16-jährige, schwarze Frau stammt wahrscheinlich aus Haiti. Um ihre Herkunft rankt sich ein Geheimnis, das nur der Ladenbesitzer Blackwood kennt. „Maggie, eine Frau, die mit den Scherben des Mondes spielt“, ist animalisch, eine Zauberin, Hexe, Heilerin. Sie riecht nach Butter, schneuzt sich die Nase im Hemd eines Mannes, „liebt den Geschmack von Gestohlenem“, kann in den Wolken lesen und Stürme vorhersagen. Sie wohnt im Rübenkeller hinter Elisabeths Haus.

Eve ist die Tochter von Alice und Charles, dem Sohn von Elisabeth. Ihre Mutter ist „einfach so“ gestorben und Eve hat sie gefunden. Seitdem benimmt sie sich sonderbar. „Schon früh weiß Eve, dass ihr Leben das Gewicht von Laub hat.“ Sie ist 7 Jahre alt in dem ersten Sommer nach dem Tod ihrer Mutter, beschmiert die Wände mit Essen. Ihr Vater Charles gibt seine Arbeit, Karriere und sein sonstiges Leben auf und widmet sich ganz der Tochter und fängt an Gedichte, Haikus und andere Sachen zu „inhalieren“.

Und da gibt es noch Jake und seinen Bruder Wes. Arme Fischerjungs, die täglich Schwerstarbeit leisten. Aufgrund von Klassenunterschieden gehen sie als Hilfsarbeiter bei Elisabeth ein- und aus. Doch Jake und Eve sind voneinander angetan, schon als Kinder.
So nimmt die Geschichte ihrern langen Lauf.

Bitter-süß, intim und merkwürdig verschroben werden die Lebenslinien dieser Frauen eingefangen. Die Stimme Maren Kroymanns verwebt die vielen einzelnen Textteile zu einer dichten Geschichte, die mit einem leidenschaftlichen Rendevouz von Eve und Jake im Bootshaus 1939 enden wird.

„Mondgischt“, die ungekürzte Fassung des Romans als Hörbuch liegt in der Übersetzung von Andrea Fischer, geboren 1969, ins Deutsche vor. Die Düsseldorferin hat unter anderem Romane von Michael Chabon, Stephen King und Dennis Lehane ins Deutsche übertragen.
Die 51-jährige Maren Kroymann ist seit über 20 Jahren als Sängerin, Schauspielerin und Entertainerin bekannt und lebt in Berlin.

Aus dem Verlagsprogramm „Leben mit dem Meer“ entstand der Roman „Mondgischt“ und das gleichnamige Hörbuch in Originallänge von 592 Minuten. Liest sich so charmant altmodisch amerikanische Belletristik, hört sich so US-Gegenwartsliteratur an?
„Mondgischt“. ist ein verwobener, sinnlicher Roman, der eine Welt von ExzentrikerInnen für andere ExzentrikerInnen aufbereitet. Ein Roman, der wahrscheinlich ruhigen und geduldigen Menschen besser gefällt als denen, für die Speed alles ist.
Dawn Clifton Tripp, geboren 1969, verheiratet, ein Kind, lebt in diesem kleinen Fischerdorf, dem sie mit ihren Büchern ein Denkmal setzt. Ihr erster Roman „Wasserzeit“ erschien ebenfalls im marebuchverlag.

„Mondgischt“, das marehörbuch, macht vieles: traurig, beschwingt und nachdenklich, glücklich, reiselustig und melancholisch. In erster Linie aber macht es süchtig! Denn Maren Kroymanns sanfte, leicht brüchige, spröde Stimme schraubt sich in den Gehörgang, setzt sich in der Seele fest, und läßt nicht mehr los. „Mondgischt“ macht so richtig süchtig nach zweierlei – nach mehr und Meer.

Hilde Meier

Dawn Cifton Tripp
Mondgischt
marehörbuch
Ungekürzte Fassung, Lesung
ca. 592 Minuten
8 CDs
29,90 Euro
ISBN 3-936384-60-6
Produktion Hessischer Rundfunk 2005
© 2005 marebuchverlag, Hamburg




ID 2343

Weitere Infos siehe auch: http://www.mare.de






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