Feuilleton


d a m e n w a h l

Buch, 160 Seiten, 2006

Frauen und ihre Liebe zum Auto

ISBN: 3-89769-917-6

Nicht jede Frau befördert unentwegt und ausschließlich Schuhkartons!


Ihre Liebe wird oft mit Spott bedacht. Sie sind Radio-Moderatorin, DJane, Schauspielerin und Privat-Detektivin. Die Partnerinnen heißen Bif, Lord Sinclair, Pferdchen und Bassi. Für den Bildband „damenwahl – Frauen und ihre Autos“ haben sie sich gemeinsam mit 36 weiteren illustren Pärchen aus Fleisch und Blech auf Celluloid bannen lassen.

„Ich sah, dass viele Frauen leuchtende Augen bekamen, wenn sie über ihr erstes, ihr aktuelles oder über ihr Traumauto sprachen,“ so beschreibt die Fotografin Sharon Adler ihre Motivation, aus dem ursprünglich geplanten Coffeetablebook ein Porträtwerk zu machen, das die facettenreiche Beziehung „Frau – Auto“ bildlich wie texterisch einfängt. Entstanden ist eine kurzweilige „auto-phile“ Sammlung nüchterner bis inniger Beziehungskisten.

So werden erfolgreiche Geschäftsführerinnen vorgestellt, die im Frühjahr vor der Qual der Wahl zwischen Sommer- und Winterlimousine stehen. Aber auch Mikrounternehmerinnen, die sich von Autowrack zu Rostlaube hangeln. Und last not least Autoliebhaberinnen, die ihre Romanzen im Klein- bis Mittelklassewagen-Milieu ausleben. Gerade das kontrastreiche Gemisch von Maschinen ungleicher Preisklassen und Frauen aus grundverschiedenen Lebenswelten macht den besonderen Reiz von „damenwahl“ aus: Berühmte Stars wie die Tatort-Kommissarin Ulrike Folkerts, die Designerin Jette Joop, die Journalistin Lea Rosh oder die Sängerin Suzanne Vega posieren hier Seite an Seite mit bisher weniger prominenten, aber ebenso „auto-vernarrten“ Frauen.

Foto Sharon Adler: Judy Winter


Interview mit Sharon Adler, Fotografin und Herausgeberin von „damenwahl - Frauen und ihre Autos“

Nicht jede Frau befördert unentwegt und ausschließlich Schuhkartons!


Kultura-Extra: Für Dein frisch gedrucktes Fotobuch „Damenwahl – Frauen und ihre Autos“ posierten so unterschiedliche Frauen wie die Designerin Jette Joop, die Lebenskünstlerin Elektra, die Tatort-Kommissarin Ulrike Folkerts und die Rennwagenfahrerin Jutta Kleinschmidt. Alle hatten die Möglichkeit, sich mit dem Auto ihrer Wahl ablichten zu lassen. So kam es zu bunten „autophilen“ Aufnahmen mit Traktor, Oldtimer, Ente und Jeep. Welches Modell wäre wohl im Mehrheitsbeschluss von den Damen gewählt worden, wenn es ein Gruppenfoto gegeben hätte?

Sharon Adler: Schwer zu sagen. Ich denke, dass die Wahl eines Autos so individuell wie die Frau selbst ist. Möglicherweise wäre die Wahl auf den YCC gefallen, das von einem reinen Frauenteam bei VOLVO von Frauen für Frauen konzipierten Autos. Allerdings wird es dieses Wunderauto leider nicht zu kaufen geben, da es nur als „Konzept-Auto“ entstanden ist. Heute steht das Unikat im Designmuseum von Göteburg – „ein Stück Autozukunft, das schon wieder Geschichte ist,“ kommentierte ein Kollege leider zutreffend.


Fotos Sharon Adler: Alice Brauer
Kultura-Extra: Der pompöse YCC würde auf der Straße sicher nicht so leicht als „Frauenauto“ eingestuft, denn er hat so gar nichts vom knuffigen Kleinwagen. Frauen betonen oft ihre pragmatische Beziehung zum Wagen. „Es muss mich fahren“ lautete der Arbeitstitel Deines Buches denn auch. Hast Du den Titel geändert, weil Du im Laufe der vielen Interviews erkannt hast, dass der „weibliche Auto-Pragmatismus“ doch nicht so verbreitet ist?

Sharon Adler: Während meiner Arbeit sind mir mehr und mehr Facetten der Frau-Auto-Verbindung aufgefallen: Ich bin inzwischen überzeugt, dass die meisten Frauen sowohl auf pragmatische Aspekte – wie Laderaum und Verbrauch – aber auch auf Design, Eleganz und Komfort Wert legen. Wäre es nicht so, würde Susann Schronen, die Geschäftsführerin des Art Directors Club, keinen BMW Z4 fahren und die Architektin Tamara Grüngras wäre ohne ihren Karmann Ghia, BJ 1971, nach Australien ausgewandert. Rein praktische Autos gibt es dort schließlich auch...


Kultura-Extra: Die tiefe Verbundenheit vieler Frauen zu ihren „Gefährten“ spielt in Deinem Buch ja auch eine große Rolle. Um so erstaunlicher scheint mir, dass einige der abgelichteten Damen vor allem den Sexappeal betonen. Haben sie sich dabei nur an herkömmlichen „Frauen & Auto“-Bildern orientiert? Oder gibt es bei dem Thema tatsächlich eine erotische Komponente, die nicht allein Männerphantasien entspringt?



Fotos Sharon Adler: Sandra Nedeleff

Sharon Adler: Da es sich bei den von mir fotografierten Frauen nicht um Models handelt, kann man ihnen wohl kaum unterstellen, sie würden hier Pirelli-mäßig posen. Diese Frauen sind STOLZ auf ihr Auto, möglicherweise kommt hier ein sinnliches Verhältnis zum Ausdruck. Die Sängerin und Autorin Mo Asumang betrachtet ihren Benz 280 SEC z.B. als „Verlängerung ihres Körpers“. Das klingt ein wenig nach Phallus-Phantasien, ist aber weniger sex- als sinnesorientiert gemeint – eher eine weibliche Interpretation von Erotik also.

Kultura-Extra: In den Forschungs- und Entwicklungszentren der Automobilhersteller arbeiten vor allem Männer. Du hast in den letzten Jahren über fünfzig Interviews geführt und daneben sicher Hunderte von Gesprächen mit KollegInnen, FreundInnen und Bekannten zum Thema „Frauen und Autos“. Welche Ratschläge würdest Du Autoherstellern für die Entwicklung und Vermarktung DES weiblichen Autos geben?

Sharon Adler: Viele meiner Interviewpartnerinnen haben sich enttäuscht darüber geäußert, dass ihre Wünsche und Bedürfnisse, weder im Design noch in der Ausstattung oder auf den Werbeschienen der Autoindustrie berücksichtigt werden. Nicht jede Frau befördert unentwegt und ausschließlich Schuhkartons!
Bei der Entwicklung müsste wesentlich stärker auf eine zweckdienliche, möglichst multifunktionale Ausgestaltung des Stauraums und auf sinnvolle Ablageflächen geachtet werden. Beim Design wünschen sich Frauen mehr Charme, Eleganz und Witz, denn für sie spielen Flirt- und Kommunikationsfaktoren eine wichtige Rolle. Außerdem sind Frauen in puncto Sicherheit anspruchsvoller und erwarten innovativere Ansätze, z.B. einen überzeugenden Seitenaufprallschutz.
Und ein Wort an die Marketingabteilungen: Frauen werden laut Kompetenzzentrum „frau und auto“ der Hochschule Niederrhein schon in wenigen Jahren die Hälfte der Kaufentscheidungen in diesem Segment treffen. Außerdem weisen sie eine höhere Kundentreue gegenüber Automarken auf als Männer. Hier lautet das Stichwort „Gendermarketing“: Frauen haben andere Bedürfnisse als Männer und die Forderung nach gleicher Berücksichtigung der geschlechtsspezifischen Unterschiede muss in der Wirtschaft und in der Werbeindustrie ankommen.

Kultura-Extra: Noch ein abschließender Blick in die Zukunft: Hast Du schon eine neues Frauen-Foto-Projekt in Planung? „Frauen und ihre Computer“ zum Beispiel? Oder „Frauen und ihr Werkzeugkasten“?
Sharon Adler: Nein, am liebsten würde ich das Autofrauenprojekt weiterführen. Es gibt noch so viele spannende Frauen und außergewöhnliche Autos, die von mir fotografiert werden wollen. So viele persönliche Geschichten rund um das Thema Frau und Auto, die es wert sind, erzählt zu werden. Ich würde Angela Merkel z.B. gern fragen, was sie vom „Flirtfaktor“ hält, ob ihr Mann ein guter Beifahrer ist und wo sie ihren persönlichen Krims-Krams lässt. Dabei würde ich sie mit meiner Nikon F2 in ihre Heimat begleiten und sie vor den Kreidefelsen ablichten, vor dem Kaiserinnenstuhl natürlich...

Das Interview führte Ilka Fleischer


Ilka Fleischer, 10. Juli 2006
ID 2543
Adler, Sharon
Damenwahl / Buch
160 Seiten, vierfarbig, gebunden
ISBN: 3-89769-917-6
Das erste Buch über Frauen und ihre Liebe zum Auto
14,90 EUR
Lardon Media AG


Adler, Sharon
Damenwahl / Box
Buch »Damenwahl«, 160 Seiten, vierfarbig, gebunden
Dazu: eine Dose mit 250 ml »Coffee to go«
Format: 21 x 26 x 7 cm
ISBN: 3-89769-570-7
Das erste Buch über Frauen und ihre Liebe zum Auto
22,00 EUR
Lardon Media AG

Weitere Infos siehe auch: http://www.lardon-media.com