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Rezension

Alex Capus - "Léon und Luise"

Roman
Hanser Verlag, 2011
ISBN: 978-3-446-23630-1


Der 17-jährige Léon verrichtet seinen Arbeitseinsatz in einem kleinen Ort weit weg von zu Hause. Dort lernt er Luise kennen, die wie er zum Arbeiten dahin gezogen ist. Mit ihrem Temperament beeindruckt sie ihn dermaßen, dass in ihm große Gefühle geweckt werden. Sie fahren zusammen an die See und verbringen eine Nacht zusammen. Doch ihr Glück währt nicht lange. Bereits auf dem Rückweg geraten sie zwischen die Fronten des Ersten Weltkrieges. Beide werden schwer verletzt in unterschiedliche Hospitäler gebracht. Léon glaubt, dass Luise tot ist. Luise erfährt zwar, dass Léon überlebte, doch ihr wird in ihrem Arbeitsort fälschlicherweise gesagt, dass Léon nicht nach ihr gefragt hätte und fortgegangen ist. So geht sie ihren Weg, während Léon heiratet und Kinder bekommt.

Durch Zufall treffen sie sich 1928 in Paris wieder. Léon ist inzwischen Polizeichemiker, Luise arbeitet bei einer Bank. Die Gefühle sind bei beiden noch da. Nach einer gemeinsamen Nacht kehrt Léon jedoch zu seiner Frau zurück. Er ist zu pflichtbewusst, als dass er sie verlassen würde. Sie brechen den Kontakt ab.

Der Zweite Weltkrieg bricht aus und die Deutschen besetzen Paris. Da erhält Léon von Luise Post. Sie musste Paris verlassen und einen Goldtransport der Bank, für die sie arbeitet, begleiten. Während Léon und seine Familie im besetzten Paris versuchen, über die Runden zu kommen, ohne dem Feind zu helfen, erhält er immer wieder Nachricht von Luise, die inzwischen in Afrika auf das Kriegsende wartet und von ihrem Alltag erzählt.

Als der Krieg aus ist, kehrt Luise nach Paris zurück und sucht ihn bzw. seine Frau auf. Léon und Luise beginnen ein Doppelleben auf einem Boot zu führen, das von Léons Frau bis zu ihrem Tode toleriert wird. So ist es dem Liebespaar vergönnt, mit ihrem Schiff dem Meer entgegen zu fahren, symbolisch einer gemeinsamen Zukunft entgegen.


* * *


Gefühlvoll beschreibt Capus in seinem Buch „Léon und Luise“ eine Liebesgeschichte voller Sehnsucht und unerreichbarer Wünsche vor der Kulisse zweier Weltkriege. Und das Schönste ist, dass diese Geschichte nach seiner Aussage tatsächlich so ähnlich passiert ist: Sein Großvater war Polizeichemiker am Quai des Orfèvres und hatte „eine lebenslange Freundin seines Herzens“, die Capus – wie im Buch - nur einmal gesehen hatte: 1986 bei dem Begräbnis seines Großvaters. So taucht Capus auch zwei Mal in diesem Buch auf. Das erste Mal bei dem eben genannten Begräbnis und später schreibt er von dem Kind, welches „auf meinem Namen getauft wurde“.

Doch was ist es, das diese Liebesgeschichte so faszinierend macht? Liegt es daran, dass es den beiden nicht vergönnt ist, zusammen zu bleiben und die Widrigkeiten des Lebens auf der einen Seite und ihre Charaktereigenschaften auf der anderen ihrem Glück im Wege stehen? Zunächst verhindert der Erste Weltkrieg ein gemeinsames Leben. Als sie sich dann wiederfinden, kann Léon trotz seiner tiefen Gefühle für Luise seine Familie nicht verlassen. Nicht, weil er seine Frau lieben würde. Nein, es wäre nicht richtig sie und die Kinder zu verlassen. Und er ist es gewohnt, das Richtige zu tun. Das ist auch der Grund, warum seine Frau nach dem Zweiten Weltkrieg sein Doppelleben toleriert: Das Gesicht wird gewahrt, der Schein bleibt erhalten.

Doch die Faszination entsteht an einer anderen Stelle. Alex Capus schafft es, eine wundervolle Atmosphäre um diese Liebe zu entwerfen, die den Leser mit auf eine nostalgische Reise mitnimmt. Wer denkt da nicht automatisch an die Zeiten seiner ersten Liebe zurück und fragt sich, was wohl passieren würde, wenn er oder sie erneut in das eigene Leben treten würde? Hat man eine solch starke Liebe bereits gelebt? Oder wartet man noch auf sie?

Es fällt bei „Léon und Luise“ schwer, etwas zu finden, was man kritisieren kann. Alex Capus beweist, dass er sein Handwerk versteht. So ist die friedliche Idylle, in der sich die Protagonisten kennen lernen , ein extremer Gegensatz zum Kriegsschauplatz, der sie wieder trennt. Die Geschichte fesselt bereits von Beginn an. Die Charaktere sind wunderbar gezeichnet und ihre Handlungen bleiben nachvollziehbar. Der Erzählstil ist flüssig, mitreißend, unaufdringlich witzig und doch intellektuell ansprechend. Zeitsprünge sind nachvollziehbar und treiben die Geschichte voran.

So bleibt die einzige Enttäuschung, dass das Buch leider nach nur 320 Seiten zu Ende ist.


Sara Hoeft - red. 3. April 2011
ID 00000005130
Alex Capus, "Léon und Louise"
Roman
Erscheinungsdatum: 07.02.2011
Fester Einband, 320 Seiten
Mit Lesebändchen
Preis: 19.90 € (D) / 29.90 sFR (CH) / 20.50 € (A)
ISBN 978-3-446-23630-1
Hanser Verlag



Siehe auch:
http://www.hanser-literaturverlage.de





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