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Rezension 4


Herbert, Matthias

Und es fängt wieder an zu schneien

Novelle
engl. Broschur: Pfungstadt (Kranichsteiner Literaturverlag)
1999

152 Seiten
DM 24,80 (zu beziehen über den Kranichsteiner Literaturverlag)

 

Liebe in Zeiten der Gegenwart

Erstlingswerke, um ein solches handelt es sich hier nur bedingt, werden von der Kritik meist kaum beachtet und der Autor muss sich seinen literarischen Rang im Wortsinn erschreiben; sollte dies gelungen sein, wird es dann gelegentlich "wiederentdeckt", eine nunmehr größere Zahl von Lesern stellt dann oft verblüfft fest, dass wesentliche Themenkreise, zentrale Gedanken alle schon in nuce im Anfang enthalten waren, ganz gleich, wie weit sich der Schriftsteller stilistisch weiterentwickelt hat.
Matthias Herbert debütierte im letzten Jahr mit der Novelle "Und es fängt wieder an zu schneien", erschienen im noch jungen Kranichsteiner Literaturverlag. Als Verfasser zahlreicher Krimis und Drehbücher (u.a. für "Ein Fall für Zwei") ist Herbert längst kein unbeschriebenes Blatt mehr, die Resonanz auf seinen Versuch in einem anderen Genre blieb jedoch unter Wert. Wer bei einem professionellen Thriller-Autor auf eine affekt-geladene Spannung hofft, wird freilich enttäuscht werden, wobei die für eine Novelle unverzichtbare "Unerhörte Begebenheit" keineswegs fehlt.
Aus der Sicht des namenlos bleibenden alter ego wird man in eine Beziehungssituation versetzt, die schon zu Beginn nicht zur Zufriedenheit der Beteiligten verläuft. Über viele Momentaufnahmen hindurch, dem Detail verpflichtet, ja den alltäglichsten Wahrnehmungen ausgesetzt, erfährt der Leser dasselbe Gefühl der Ohnmacht und Verzagtheit, welche auch den Erzähler allzu oft daran hindert, anders zu handeln.
Die Atmosphäre der Novelle gerät letztlich ins Traumhafte, was ich erzähltechnisch für eine beachtliche Leistung halte; die Beziehung scheitert am Unvermögen, das autistisch anmutende isolierte eigene Erleben zu durchbrechen, eigentlich an der Unzulänglichkeit der Kommunikation.
Dies Buch sei all jenen empfohlen, bei denen die "erste Liebe" schon ein wenig her ist und Lesern, welche einen Riecher für das noch nicht vollentfaltete Potential eines Schriftstellers haben und denen es Freude macht, die Entwicklung eines Autors zu verfolgen, solange dieser noch am Leben ist.
Fast unnötig hinzuzufügen, dass es auch ein Bändchen ist, welches man gerne in der Hand hält - ein Verdienst der liebevollen Gestaltung des Kranichsteiner Literaturverlags.
Man kann sich zur Herbstmesse auf ein neues Buch von Matthias Herbert freuen!

m.m. - red / 01.08.2000



Biografie:


Foto: Jörg Schindler
Matthias Herbert

Matthias Herbert wurde 1960 in Darmstadt geboren.
Nach dem Abitur 1979 wurde er Polizist, was er nach nur drei Jahren aber wieder aufgab. Bedeutend für seinen weiteren Werdegang war die Zeit nur, weil er während seiner kurzen Beamtenlaufbahn mit dem Schreiben anfing.
Während er danach in Mainz Germanistik, Publizistik und Buchwesen studierte, bekam er einen unbedeutenden Literaturpreis und beschloss daraufhin, Schriftsteller zu werden.

Das Resultat dieses Entschlusses war, dass er sich fortan als Kraftfahrer, Bäcker, Buchclubwerber und in anderen Wirtschaftszweigen seine Miete sichern musste.
Erste Erfolge hatte er endlich im kommerziellen Bereich als Verfasser von Illustrierten-Krimis. Rundfunkarbeiten und eine Einladung zu einem Drehbuchseminar der Bertelsmann-Stiftung folgten, so dass er seit 1988 als freier Schriftsteller leben kann.
Matthias Herbert hat mehr als 120 Drehbücher verfasst ("Ein Fall für Zwei", "Tatort", "Schwarz greift ein", "Doppelter Einsatz" u. a.). Werke von ihm wurden bislang mehrfach für den Grimme-Preis nominiert, die Serie ´Doppelter Einsatz´, zu der er mehr als 40 Drehbücher beigetragen und sie somit maßgeblich mitgestaltet hat, wurde 1999 als beste Serie mit dem Deutschen Fernsehspielpreis geehrt.
Matthias Herbert zählt zu den renommiertesten Fernsehautoren Deutschlands.
Er betreibt heute ein eigenes Stoff-Entwicklungs-Unternehmen, das sich Mord & Totschlag Filmdramaturgie nennt.
Seine literarischen Ambitionen hat er daneben nie aufgegeben. Er verfasste verschiedene Theaterstücke, arbeitete mit dem Kinder- und Jugendtheater ´Grüne Soße´ in Frankfurt zusammen, veranstaltete Literaturworkshops und -Feste und betreute mehrere Jahre eine Gruppe junger Autoren.
Neben einer großen Zahl von Kurzgeschichten, von denen ca. 50 auch im Rundfunk präsentiert wurden, hat er den Roman Herbst-Zeit verfasst, den er heute nicht mehr veröffentlichen möchte, und arbeitet, wenn es die Film- und Fernseharbeit gerade einmal zulässt, an seinem Roman "Citizen Ship".
Die Novelle 'Und es fängt wieder an zu schneien' ist seine erste Buchveröffentlichung.
 
siehe auch / Literatur:
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