Jörg Juretzka
Der Willy ist weg
Rotbuch, Hamburg 2001
286 S., 22.90 DM
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Jörg Juretzka: Der Willy ist weg
Dieser Privatdetektiv im westlichen Ruhrgebiet der 80er Jahre lebt etwas anders als seine Kollegen. Denn obwohl Kristof Kryszinski versucht, sich aus den Kleinkriegen und Schlägereien der "Stormfuckers" herauszuhalten, gehört er zu dieser Rockergang. Das sind "große, breite, haarige, ledergewandete, an delikaten und weniger delikaten Stellen tätowierte und gepiercte, einander zu unverbrüchlicher Loyalität verschworene Männer". Gemeinsam wohnen sie beim Fabrikanten-Sohn Willy Heckhoff in dessen ererbter Mülheimer Villa. Um die Weihnachtszeit beschäftigt sich Kryszinski gerade mit der wiederholten Sabotage an den Werbeträgern einer Hamburger-Kette, als nach der unkonventionellen Stormfucker-Weihnachtsfeier Willy vermisst wird. Die horrend hohe Lösegeldforderung kommt bald.
In "Der Willy ist weg" von Jörg Juretzka ist die kriminalistische Handlung nicht ganz so wichtig. Vor allem dient sie Groteske und Komik im szenischen Detail. Milieu und Atmosphäre stehen im Vordergrund, wenn Kryszinki sich auf die Suche nach Willy macht. Egal ob es zu verfeindeten Neonazi-Rockern geht oder die Dialoge voll trockenen Humors gleichsam von Mülheims Straßen aufgegriffen scheinen. In Juretzkas Welten spielen Rocker die Reise nach Jerusalem, aber auf die harte Art. Da heißen Männer Schisser, Hoho und D.O. Und da nimmt Willy wahllos Liebschaften beiderlei Geschlechts für wenige Nächte und himmelt Dagmar Berghoff per wöchentlichem Liebesbrief aus der Ferne an.
Ralf Koss / 01. September 2001
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