Literatur - Porträts - Ashmania
John Ashman - ASHMANIA

Unzweifelhaft at High Noon

An den seltenen Tagen, an denen sich das nächtliche Koma vor 13.00 Uhr verabschiedete, glänzte ein derber Gemütszustand wie ein ständiger Schatten durch Anwesenheit. Natürlich war nicht nur die kontaktfreudige Tse-Tse-Fliege vom letzten durch fortschreitende Vereinsamung gebuchten Zwangsurlaub in Südost-Kenia daran schuld.

Doch zwei Minuten, ein paar hergerichtete Gedanken über girl + boykott und mehrere durch Hochdruck in den Weizenspoiler gepumpte Mulatten-Faxe später, wurde eines klar: Faxe hört immer geduldig zu, streitet nicht und sagt niemals nein. Echt leidensfähig. Niemand hätte das alles mitgemacht! Es neigte sich jedoch, unpassend pünktlich, hier am pixelgetreuen Hauptbahnhof – der wie eine rostviolette Trash-Tragödie durch radikale Originalität beeindruckte – unzweckmäßig dem Ende zu.

Nachfülloptionen – keine: mangels Zahlungsmittelanerkennung und unfruchtbarer Beschwörungsformeln. Wollte es diesmal ohne Fünf-Finger-Rabatt realisieren. Also, Münzvermehrungsaktion durch schweißtreibendes Sitzen gekoppelt mit zeremoniellem Gesäßhusten, um den Aktienkurs für Hopfen in die Höhe zu treiben. Danke – zumindest die Streifen hatten keinen Dienst!

Nach einer 4-Stunden-Obertonsinfonie mit dem gläsernen Didgeridoo – die leere Bierflasche senkrecht gehalten – gab’s 37 Cent, einen Neolampenbrand und eine Gratisdusche von Atoll, der Mischlingsdogge aus der kindersicheren Bio-Wurst-Bude von hinten rechts.

Rezeptfreies Glotzen von überall! Fühlte sich an wie eine pneumatische Darmspiegelung während einer Vierschanzentournee.

Zwangsvereinbartes Atmen, um dann das Trauma in der Fötusposition bei Burger King zu bewältigen. Gute Idee, eigentlich. Konnte es aber nicht noch einmal durchleben – lieber den Schmerz in Lysergsäure auflösen. Doch Lysergsäure war schon wieder nicht vorrätig in der Bahnhofsapotheke! Der Wunsch, hier und jetzt den individuellen 11. September zu realisieren und den Himmel über der Wüste live zu erleben, wurde mangels Flugzeug und unbequem sitzendem Sprengstoffgürtel nicht realisiert. War mal wieder kein Bombenwetter!
Doch manchmal ging auch das vorbei. Besonders wenn der wohlverdiente Duft von Lösungsmitteln ohne Umleitung in den blank geriebenen Geruchsschnorchel zog. Stück für Stück lösten sich so wichtige Informationen aus der Substanz. Dann wurde auch der Aufkleber 'Vorsicht Anfänger' vom Oberarm entfernt.

Unerhört kleidsam stauten sich ausrangierte Augenblicke. Dann endlich ein normales Déjà-vu! Weibliches Säugetier mit Going-Down-Xpression – wahrscheinlich selbstständige Kanaldeckeldesignerin. Sie trug einen spätmodischen Rucksack und kariesbraunes Haar nach dem Zufallsprinzip. Der Blick kletterte vierspurig an ihrem Beinkleid hoch. Dabei blieben Beißgestänge und verschiedene Fragen offen.

Vor Nachtblindheit und naturgetreuer Begierde: Will SIE (Name von der Redaktion geändert) ohne Hintergedanken in meine Befehlsgewalt – Adoption nicht ausgeschlossen! Vermittlung von zweideutig dreidimensionaler Verbalerotik durch akustisches Familienalbum. Zum Sprechen viel zu erregt, wollte nur noch öffentlichen Nahverkehr – obwohl innere Schönheit an erster Stelle steht!

Doch SIE elementar gelangweilt von dem orgastischen Notruf – welcher nur wildwuchernd die psychischen Anteile des Trieblebens repräsentierte.

Nicht mal prostituierbar war sie! Beschwerte ich mich in der Bahnhofsmission – schwer leidend unter einem Blutrausch im Schwellkörperbereich. Wieder mal nur selbst gemachtes Einhandsegeln? Überlegte lange, was zu tun ist – Denkfinsternis.

Zum Glück verzog der feurigfeuchte Typ hinter dem Reisverschluss keine Miene. Der spürte intuitiv, dass die Familienplanung noch nicht abgeschlossen war. Irgendwann wird wieder ein Haustier da sein. Zum Glück gibt’s dafür ja keinen Vaterschaftstest!


Angelo John Ashman, Hamburg 1. September 2005
siehe auch: www.ashmania.com

E-Mail: John Ashman

 

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