Filme, Kino & TV
Kunst, Fotografie & Neue Medien
Literatur
Musik
Theater
 
Redaktion, Impressum, Kontakt
Spenden, Spendenaufruf
Mediadaten, Werbung
 
Kulturtermine
 

Bitte spenden Sie!

Unsere Anthologie:
nachDRUCK # 4

KULTURA-EXTRA durchsuchen...

Feuilleton

Milano, Via Palestro 14

Spazi atti – Fitting Spaces

PAC _ Padiglione d’Arte Contemporanea

Dienstag bis Samstag: 9.30 – 17.30 Donnerstag: 9.30 – 21.00 Sonntag: 9.30 – 19.30

Vom engsten Raum des Körpers bis hin zu den Weiten des Weltalls – auf diese Erfahrungsreise begibt sich wer den Padiglione d’Arte Contemporanea (PAC) in Mailand betritt.

„Crash Testing“ von Marzia Migliora beginnt mit einem auf dem Boden ausgestreckten Körper der langsam den Raum erobert unter Anleitung eines Textes des amerikanischen Psychotherapeuten Milton Erickson, ein Text der den äußerst komplizierten Mechanismus und das feine Zusammenspiel an Bewegungen beschreibt die uns am Ende eine wegen ihrer Alltäglichkeit normalerweise unbeachtete Handlung ausführen lassen: sich vom Boden erheben und sich fortzubewegen.

Die kineästhetische Kontrolle über den Körper ist die Grundlage für den Menschen um seine anderen Sinne auszubilden, und diese Sinne werden nun in den weiteren Werken angesprochen. Massimo Bartolinis architektonischer Eingriff verwandelt einen Raum des Museums in eine Maschine, die uns in „Mixing Parfums“ die Welt der Düfte in ihrer ganzen Sinnlichkeit präsentiert, während Marzia Migliora uns einem imaginären Duell in all seiner Aggressivität aussetzt, ein Duell, das dank eines ausgeklügelten Soundsystems uns in seinen Bann zieht.


Massimo Bartolinis, Mixing Parfums

“Vedere o essere visti“ (Sehen oder gesehen werden) ist der Titel eines Gemäldes von Luca Pancrazzi. Ganz in unscheinbaren Grautönen gehalten, gibt es den Blick aus dem Atelierfenster des Künstlers wieder. Dieses Spiel des Drinnen-draußen wird nun noch weiter potenziert durch eine riesige durchsichtige Luftblase aus Kunststoff, die den Zugang zum Gemälde versperrt und es nur andeutungsweise wie in weiter Ferne erahnen lässt.


Luca Pancrazzi, Veder o essere visti

Mit Mario Airò werden die Grenzen des Raumes überwunden um in eine kosmische Dimension einzutreten. Sein „Il gioco di perle di vetro Nord-Sud-Est-Ovest“ ( Das Glasperlenspiel Norden-Süden-Westen-Osten“) besteht aus eines Reihe von Diapositiven, die von Notenlinien durchsetzt sind, wobei deren Sterne in Töne umgesetzt werden und somit – in Anlehnung an die platonische Idee der Sphärenmusik – den Versuch darstellen, die kosmische Harmonie wiederzugeben. Auch seine Lichtinstallation „Forse che le stelle stanno a guardare“ (Vielleicht blicken die Sterne auf uns herab) atmet dieselbe mystische und entrückte Atmosphäre.

Mario Airò, Forse che le stelle stanno a guardare

Weiter geht die metaphorische Reise mit den surrealen Wohnwägen die Loris Cecchini uns präsentiert. Ihrer Funktionalität beraubt, schweben sie zwischen Realität und Fantasie, von dem sie umgebenden Raum mit ihren unheimlichen Schatten Besitz ergreifend.
Im Gegensatz zu den expansiven Werken von Loris Cecchini, steht eine Serie von dreidimensionalen Landschaften von Luca Pancrazzi, die auf Grund ihrer extremen Miniaturisierung und Mimesis riskieren, übersehen zu werden: die winzigen Plastiken sind in fiktive Säulen eingebaut, die völlig jenen des Museumsraumes ähneln.
Eine andere Art von Unscheinbarkeit hat Alberto Garutti gewählt. Seine Werke werden erst dann sichtbar, wenn die letzten Besucher das Gebäude verlassen haben und alle Lichter erloschen sind. Einige Stühle und Bänke die zum Mobiliar des PAC gehören und wegen ihrer ästhetischen Irrelevanz am Tage nie beachtet werden, verwandeln sich in der Nacht in phosphoreszierende Kunstobjekte. „Che cosa succede nelle stanze quando gli uomini se ne vanno?“ (Was passiert in den Räumen, die die Menschen verlassen haben?) – mit dieser Frage werden wir aus dem Museum entlassen. Und um dieses Kunstwerk, das unsichtbar bleiben muss, trotzdem zu erleben, bleibt uns nur die Vertiefung in ein literarisches Gegenstück zu Garuttis Werk: die wunderbare Beschreibung des verlassenen Hauses in Virginia Woolfs Roman „Zum Leuchtturm“.


Sylvia Schiechtl, 14. Dezember 2004
ID 00000001484
Spazi atti – Fitting Spaces
PAC _ Padiglione d’Arte Contemporanea
Via Palestro 14, Milano
Dienstag bis Samstag: 9.30 – 17.30
Donnerstag: 9.30 – 21.00
Sonntag: 9.30 – 19.30
Tel: 02/76009085 (MO – Fr)
02/76020400 (SA/SO)

Weitere Infos siehe auch: http://www.pac-milano.org






  Anzeigen:




KUNST Inhalt:

Kulturtermine
TERMINE EINTRAGEN

Rothschilds Kolumnen

AUSSTELLUNGEN

BIENNALEN | KUNSTMESSEN

INTERVIEWS

KULTURSPAZIERGANG

MUSEEN IM CHECK

PORTRÄTS

WERKBETRACHTUNGEN
von Christa Blenk



Bewertungsmaßstäbe:


= nicht zu toppen


= schon gut


= geht so


= na ja


= katastrophal


Home     Datenschutz     Impressum     FILM     KUNST     LITERATUR     MUSIK     THEATER     Archiv     Termine

Rechtshinweis
Für alle von dieser Homepage auf andere Internetseiten gesetzten Links gilt, dass wir keinerlei Einfluss auf deren Gestaltung und Inhalte haben!!

© 1999-2024 KULTURA-EXTRA (Alle Beiträge unterliegen dem Copyright der jeweiligen Autoren, Künstler und Institutionen. Widerrechtliche Weiterverbreitung ist strafbar!)