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Kunst Feuilleton

Entfernte Nähe

Neue Positionen iranischer Künstler

Ein Projekt im Haus der Kulturen der Welt in Berlin
19.3. – 9.5.04
Es ist unmöglich eine Kultur in knapp zwei Monaten zu vermitteln. Es sind nur Stücke eines Mosaiks - wie genau man auch hinschaut, wie genau man auch analysiert und schlussfolgert und vielleicht sogar ein stückweit löst und zusammenbaut: es werden immer Bruchstücke bleiben, für Außenstehende noch mehr als für diejenigen, die innen stehen. Und dies gerade in bezug auf den Iran, dessen Geschichte für den Durchschnittseuropäer einem englischen Nebel gleicht, undurchsichtig, undurchdringlich, geheimnisvoll und auch etwas furchteinflößend.
Wer es wagt, der kann in diesem Projekt viel Neues entdecken, er ist eingeladen einen Tee zu trinken und in Ruhe zu beschauen. Um sich nicht zu verzetteln, denn das Programm ist mannigfaltig (einzusehen unter www.hkw.de), ist es sinnvoll, sich wirklich zu befassen; nicht nur Kultur zu shoppen, sondern sich etwas zu gönnen: Anregungen, Konfrontationen, Erlebnisse.

Die KünsterInnen sind zugänglich, KünsterInnen zum Anfassen, zum Fragen stellen, zum Teil sehr offene GesprächspartnerInnen, die viel von sich preisgeben, die Widersprüche haben. Sie sind im Prozeß des Positionierens. Immer wieder stellt sich die Frage der Identität, der Iranität und was sie bedeutet, der Widersprüche darin und so der “kontrollierten Schizophrenie“ (Daryush Shayegan), erwachsen aus der Vermischung der Kulturen im Iran, der ineinander verschränkten ethnischen, religiösen und modernen Identität. Aber auch erwachsen aus der Fluchtbewegung, dem Exil, dem Suchen nach einem neuen Leben, nach einem Land, in dem man irgendwann nicht mehr der Fremde ist, oder in dem man sich mit dem Schicksal einer zweiten Exilantengeneration abfinden muss.

Wer Zeit hat und in der Nähe ist, sollte sich die Ausstellung und zahlreiche Vorführungen nicht entgehen lassen. Ausstellung, Theater, Video, Jugendprogramm, Literatur und Musik versuchen, das Mosaik zu vervollständigen.

Teil I

Wir von der Kultura-extra Redaktion werden ebenfalls nur bruchstückhaft mit großen Lücken berichten können, immer mit der Vermutung etwas Großartiges verpasst zu haben:

Drei Bilder, die nun schon seit einiger Zeit bei uns mit der Ankündigung zu „Entfernte Nähe“ im Magazin zu finden sind und die die Biographie des Landes ganz gut umreißen werden im Folgenden besprochen. Dabei werden die Besprechungen des offiziellen Katalogs zur Ausstellung zu Grunde gelegt. In nächster Zeit werden wir einen Bericht über die erste Konferenz, die nicht ohne Widersprüche verlief, ins Netz stellen. Der Titel derselbigen hieß „Iranische Kunst darstellen und wahrnehmen“ und fand am 20. März statt. Wir werden unter anderem der Sache nachgehen, ob solche Konferenzen nicht doch nur elitäre Shows sind, die kritisches und selbstkritisches Bewusstsein vorgeben oder ob sich alle wirklich redlich bemühen.

Des Weiteren werden wir Euch natürlich eine Fotoauswahl von wirklich hervorragenden Exponaten der Ausstellung zeigen. Werke, die einen nicht mehr loslassen, die einen schockieren und die einem ein Lächeln ins Gesicht malen….Zu guter letzt bleibt noch die Ankündigung die „Entfernte Nähe“ weiterzuverfolgen und soweit es uns möglich ist Euch zu vermitteln.


Vorab zur Präsentation der Ausstellung:
Sie hat klare Strukturen, einfach, überschaubar und doch vielfältig. Vielleicht fordert sie dem Zuschauer etwas zu wenig ab. Vorteilhaft ist diese klare Präsentation natürlich für den Zweck der Vermittelbarkeit. Die Kunst wirkt zwar berichtend und erklärend, transportiert aber sowohl Fremdheit als auch Vertrautheit und ist so nicht nur eine kulturelle Repräsentation. Der Zuschauer selbst wird animiert, sich über sein eigenes Leben ein paar Gedanken zu machen. Es ist ein Ort, an dem man verweilen kann.

Falls an den Biographien der KünsterInnen Interesse besteht, sie sind unter www.hkw.de zu finden.


1. „GOD“, Abbas
Fotografie, Iran 2001



In der Ausstellung wird eine Auswahl von Schwarzweißfotografien aus der „Iran Diary“-Serie des Künstlers Abbas gezeigt. „Im Mittelpunkt der Darstellung des Schahregimes stehen die berüchtigten Feierlichkeiten in Persepolis, als internationale Künstler und Staatsoberhäupter zu einer glamourösen Feier von 2500 Jahren iranische Zivilisation eingeflogen wurden.“(Entfernte Nähe, Katalog). Nach der Feier gab es riesige Proteste, die im Zusammenhang gesehen wurden mit dem Beginn der Revolution 1979.
„Beim Fotografieren sehe ich schwarzweiß… Ich befinde mich währenddessen in einem Zustand der Gnade: Im vollen Bewusstsein für Licht und Bewegung nehme ich ein Ereignis in seinen politischen, sozialen, religiösen oder auch in seinen rein ästhetischen Dimensionen wahr. Zugleich entwickle ich eine Vorstellung vom Verhältnis zwischen Mensch, Natur und Tier. Mit Schwarzweiß fällt mir das leichter, weil Schwarzweiß nicht real ist. Die Farbe lenkt ab. Meine Fotografie ist eine Form des Denkens.“ (Abbas)


2. „Surveillance„“, Mitra Tabrizian
Fotografie, 1989



Ein Panorama der drei bedeutenden Perioden im Iran, wobei alle von den im Hintergrund dargestellten Protesten begleitet werden.
Links ein Treffen „1953, wie die CIA unter britischer Aufsicht einen Staatsstreich in Iran vorbereitet um Premierminister Mossadegh zu stürzen, der das iranische Öl verstaatlichen wollte. Der iranische Klerus, für den Mossadeghs demokratische Neigungen einem westlichen Konzept entstammt, unterstützte das britische Komplott, seine Regierung auszuradieren. Allerdings unterschätzten die Briten die Ambitionen der Amerikaner, welche die iranische Ölindustrie prompt unter ihre Kontrolle brachten.
Das Bild auf der rechten Seite illustriert ein anderes Händeschütteln 1979 – das, mit dem der Klerus an die Macht kam. Die amerikanische Politik war gespalten zwischen Unterstützung für den Schah und für dem Klerus. Die Amerikaner entschieden sich für den Klerus. Die linke, die den Schah absetzen wollte, verbündete sich mit der religiösen Rechten. Dieses Mal unterschätzten die Amerikaner die Ambitionen des Klerus. Das Bild in der Mitte fasst die Ereignisse von 1982 zusammen, als postrevolutionäre antiimperialistische und antikapitalistische Diskurse zur Wiederentdeckung des Islam als neue nationale Identität führten. Am Rande des Bürgerkriegs, während der Iran-Irak-Krieg das Leben Tausender junger Männer forderte, musste der Widerstand gegen den Fundamentalismus in den Untergrund gehen. Diesmal unterschätzen die demokratische Linke und die Liberalen, die sich mit dem iranischen Klerus verbündet hatten, die Ambitionen der Geistlichkeit. In jenem Jahr verloren iranische Frauen viele ihrer Rechte: Das Gesetzt zum Schutz der Familie wurde aufgehoben, Verschleierung zur Pflicht, Koedukation abgeschafft“. (Katalog)


3. „Kilid“, Shahram Entekhabi
Installation, 2004
Aluminium board, farbige Glühbirnen
In grün, weiß und rot, Schlüsselsammlung vom Künstler



„Kilid bezieht sich auf die Zeit während des Iran-Irak-Krieges, als Jugendliche mobilisiert und zur Räumung von Minenfeldern abkommandiert wurden. Man gab ihnen kleine Plastikschlüssel, mit denen sie das Tor zum Paradies aufschließen sollten, nachdem sie den Märtyrertod gestorben waren. Für Entekhabi wurde der Schlüssel zum Symbol für seine Flucht vor dem Tod und für das Leben im Exil als Architekt und Videokünstler, das er wählte. Die Glühbirnen sind eine nostalgische Erinnerung an öffentliche Plätze in Iran, die beleuchtet werden, wenn es Ereignisse und Zeremonien wie Hochzeiten, Nationalfeiertage oder den Tag eines Heiligen zu feiern gibt.“ (Katalog)

Ende Teil I.

w.p. - red / März 2004
Siehe auch: Entfernte Nähe || Teil 1 Website Haus der Kulturen der Welt, Berlin: www.hkw.de




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