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Stiefkind des Monats - Februar 2002


Cats - Die Ratten von L.A.
(Cruising High)


USA 1975
Regie: John Bushelman
VMP Video


Ich muß da mal, was meine Person betrifft, so einiges klarstellen, wie mir scheint - jawohl, ich bin ein Freund der schönen Künste, was für mich gleichbedeutend ist mit Musik und eben Celluloid. Insbesondere auf letzterem Steckenpferd reite ich herum seit ich denken kann, und zwar im Galopp: Schon im präpubertären Alter schlich ich mich zu nachtschlafender Stunde desöfteren ganz heimlich, still und leise an den Fernseher, immer begierig, dort Dinge zu erspähen, die meine gestrengen Eltern mir unter Berücksichtigung meines kindlichen Gemüts ansonsten wohl eher vorenthalten hätten. Die Auswahl war zwar nicht eben reichlich, denn damals gab' s - man will es heute kaum mehr glauben - tatsächlich nur drei ungehindert empfangbare Programme zu sehen. In jenen fernen Tagen ward sie aber dennoch geboren, die Lust auf Abgefilmtes, und diesbezüglich will ich mich guten Gewissens als einen leidenschaftlichen Verfechter des Klassischen bezeichnen, weshalb ich auch noch immer die Arbeiten etwa eines Stanley Kramer oder Otto Preminger bewundere, von den darstellerischen Leistungen für mich in Ewigkeit unsterblicher, wahrhaftiger Stars wie beispielsweise Burt Lancaster, Robert Mitchum oder Lee Marvin einmal ganz zu schweigen. Später dann, als ich vermeintlich abgeschirmt von störenden Einflüssen meine humanistische Bildung hätte genießen sollen, da lungerte ich lieber in der Nähe berüchtigter Lichtspielhäuser herum, allmählich realisierend, daß es da sehr wohl noch ein anderes Kino gab, nämlich eines, vor dem nicht nur der eigene zutiefst beunruhigte Erziehungsberechtigte, sondern auch der Lehrkörper stets nachdrücklich warnte, randvoll mit bizarren Werken, welche Titel trugen wie "Junge Mädchen zur Liebe gezwungen", "Horrorsex im Nachtexpreß" oder auch einfach nur "Sadomania - Hölle der Lust".

Nun, da ich mich staatlich zertifiziert "Rechtsassessor" rufen darf, vereine ich diese gleichermaßen prägenden Einflüsse in Personalunion, und dabei geht' s mir prinzipiell gar nicht so schlecht. Warum ich das alles in teils epischer Breite dargelegt habe? Weil ich unbeschadet meiner Bewunderung - oder sagen wir: meines Verständnisses - für Filmchen fragwürdigen Inhalts auf meinen ausgedehnten Streifzügen in die Niederungen der Videothekenkrabbeltische noch jetzt bisweilen auf Dinger stoße, bei deren Anblick mir beinahe die Linsen verdampfen, und das trotz jahrelanger und stetiger Herabsetzung einer Schwelle, die ich gerne als "Niveau" bezeichne.

Der heutige Kandidat unseres monatlichen Schmuddeleckchens nennt sich "Cats - Die Ratten von L.A." - und ist in seiner Gesamtheit so unterirdisch, daß selbst hartgesottene Betrachter des Absurden bisweilen deutlich hörbar nach Luft ringen. Es geht um einen sich überwiegend ziemlich dämlich gerierenden, unglaublich beschissen aussehenden jungen Mann, der als bloßes Mitglied einer Jugendgang stattdessen gerne deren Anführer wäre, was ihm aber völlig zu Recht keiner zutraut. Eines Tages ergreift er die Gelegenheit zum Umsturz und schießt dem eigentlichen Boss gezielt ins Auge, ohne damit freilich Wesentliches für sein persönliches Fortkommen bewirkt zu haben, denn er wird noch immer - und zwar noch immer völlig zu Recht - ausgelacht. Die Alte seines im Knast einsitzenden Bruders begehrt er darüberhinaus, und das macht die Sache nicht einfacher, zumal jene mittlerweile zarte Bande zu einem Mexikaner geknüpft hat, der zwar ein harter Kerl, aber nicht eben feuerresistent ist. Eine Keilerei mit dem frisch aus der Haft Entlassenen folgt dann auch noch, und am Ende ist unser Held tot, nachdem man ihn in eine Falle hat tappen lassen. Zurück bleibt nur ein gelegentlich in die Handlung eingebauter Polizeibeamter, der angesichts der Auswüchse juveniler Gewaltbereitschaft besorgt die Stirn furcht - und ein sich gelegentlich aus der Handlung verabschiedet habender Zuschauer, dem immerhin aufgefallen sein müßte, daß von mit "Micky Maus"-T-Shirts bekleideten Heranwachsenden ein lähmendes Gefühl der Bedrohung so ohne weiteres nicht ausgehen möchte.

dd - red / 24. März 2002


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