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Stiefkind des Monats - Januar 2002


Die Rückkehr der Wildgänse
(The Return Of The Wild Geese)


Italien/BRD 1985
Regie: Larry Ludman (Fabrizio de Angelis), UFA-Video.


Ein Grüppchen erbärmlicher Versager, die mit ihrer Umgebung allesamt nicht im mindesten zurechtkommen und hierfür als bequeme Erklärung bei jeder sich bietenden Gelegenheit vor Selbstmitleid zerfließend ihre Vietnamkriegsveteraneneigenschaft anzuführen wissen, möchte im ehemaligen Einsatzgebiet nach noch immer gefangengehaltenen amerikanischen Patrioten suchen, ein von offizieller Seite vehement bestrittenes Faktum, sollen sich zum einstigen Feind zwischenzeitlich aufgenommene diplomatische Beziehungen doch dadurch nicht unnötig verkomplizieren. In Laos trifft man zunächst auf den mit wertvollen Ratschlägen bereitstehenden Verbindungsmann, einen französischen Priester, der Gewalt für legitim hält, sofern' s nur die Richtigen trifft - er wird von Donald Pleasence dargestellt, welcher im Zeitpunkt der Entstehung dieses Filmchens schon längst jeglichen Anspruch bezüglich der Qualität des Leinwanderscheinens aufgegeben hatte und privat, so behaupten jedenfalls böse Zungen, ein despotischer Trinker gewesen sein soll, was zumindest seine bemerkenswert defizitäre Rollenauswahl erklären würde, denn groß Drehbücher lesen im Dauerrausch geht ohnehin nicht mehr. Nachdem der asoziale Haufen kurzfristig Unterschlupf in einem Eingeborenendorf gefunden hat, dessen Bewohnerschaft gebrochenes Gastarbeiterdeutsch spricht, gelangt er zu einem schwerbewachten Lager, in dem sich all das bewahrheitet, was immer schon vermutet wurde. Mancher der nach dem obligatorischen Feuerzauber Befreiten will unter Hinweis auf seine prinzipiell komfortablen Beherbergungsverhältnisse dann aber gar nicht mitgehen, und das verwundert die selbsternannten Retter, die ohnehin nicht zu den Hellsten gehören, schon ziemlich. So treten sie die Heimreise eben nur mit einigen wenigen an, deren Zahl aufgrund kommunistischer Umtriebe in der Folge auch noch ordentlich dezimiert wird. Am Ende schließlich sehen sich die Überlebenden in ihren krausen Verschwörungstheorien bestärkt, denen zufolge bereits damals für das militärische Unterliegen der USA in Südostasien einzig und alleine "die Politiker" verantwortlich waren.

Im Brackwasser amerikanischer Propagandahetze wie "Missing In Action" und insbesondere "Rambo 2 - Der Auftrag" schoß einst belichteter Auswurf wie dieser hier gleich fauligen Pilzen aus urindurchtränktem Grund, und diesbezüglich kann man sich leider nur noch allzu deutlich des häufigen Anblicks tarnfarbenbehoster Schauspielneandertaler entsinnen. Daß es tatsächlich einige Niveautreppchen tiefer geht, beweist vorliegende italienisch-deutsche Koproduktion des Regietalents Fabrizio de Angelis, der das Herz des intellektuell eher unbescholtenen Kinogängers bereits mit Feingeistigem wie "Thunder", "Giant Killer" oder "Sag' nie wieder Indio" erfreute, Werke, die heute bevorzugt von Kabelsendern wie "RTL 2" zu nachtschlafender Stunde gezeigt werden, also dann, wenn selbst vergeblich der Onanie gefrönt habende Frührentner vom zuvor reichlich konsumierten Softsexterror ermattet ins versiffte Leinen gesunken sind. Ach ja - nicht nur hinsichtlich der Rolle des martialischen Gottesmannes, auch sonst war Schmalhans Besetzungsmeister, sind hier doch außerdem noch beispielsweise Christopher Connelly und Manfred Lehmann zu erspähen. Ersterer hat meines Wissens nur zweimal im Leben was einigermaßen Sinnvolles geleistet, nämlich aufgrund seiner Mitwirkung in Enzo G. Castellaris bereits an anderer Stelle lobend erwähnten "The Riffs - Die Gewalt sind wir" - und als Erzeuger seiner ungleich hübscheren, wenn auch nicht wesentlich talentierteren Tochter Jennifer; letzterer gab das aussichtslose Unterfangen, als Schauspieler ernstgenommen werden zu wollen, glücklicherweise irgendwann mal - und wie ich hoffe endgültig - auf und verdient seine Brötchen jetzt als Werbesprecher, so er nicht gerade Stars wie etwa Bruce Willis synchronisiert.

dd - red / 22. Januar 2002


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