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Stiefkind des Monats - Dezember 2001


Söldner Attack

Italien 1983, Regie: Fernando Di Leo. VPS Video.

Ein ehemals der CIA angehörender glatzköpfiger Mohr, der nach einem Auftrag, bei dessen Ausführung es ersichtlich italienische und größtenteils übergewichtige Kinder aus vietnamesischer Geiselhaft zu retten galt, ohne weitere Diskussion den Dienst quittierte, dreht nun im "Goldenen Dreieck" zwischen Thailand, Laos und Kambodscha krumme Dinger, indem er vom KGB gelieferte Waffen an Guerillas weiterveräußert und den dabei anfallenden Erlös in Rauschgift reinvestiert. Eines Tages bekommt er Besuch von einem ungewöhnlich haarigen Geheimagenten, mit dem er mal eng zusammenarbeitete und der seitens seiner Vorgesetzten die Order erhalten hat, dem Abtrünnigen eine aus kaufmännischer Sicht zwar nur schwerlich nachvollziehbare, im Ergebnis aber wohl bessere Offerte zu unterbreiten. Deshalb ist er dschungeltauglich bekleidet angereist, also in Jeans und Turnschuhen, wenn auch ohne jeglichen Plan und vor allem waffenlos. Das ist aber nicht so wichtig, denn er läßt sich eh gleich gefangennehmen und verlangt in der Folge eigentlich nur recht nervtötend ein kühles Bier zu trinken, während man ihn zwecks absolut adäquater Unterbringung gefesselt an die nächste Scheunendecke hängt. Zu seinem Erstaunen trifft er ausgerechnet hier, im Lager des Schurken, auf seine picklige Freundin, welche sich als kommunistisches Luder outet und ihn jetzt scheinbar nicht mehr so toll findet wie früher. Befreien tut ihn schließlich eine einheimische Prostituierte, die sich aus völlig unerfindlichen Gründen in diesen ausgemachten Deppen verschossen hat, und dann wird jeder umgelegt, nur nicht der untreue Neger. Der ist am Ende nämlich wieder in die alte Einheit aufgenommen, ganz so als sei zwischenzeitlich nichts Außerordentliches vorgefallen.

Ja, lieber Leser, sowas ist tatsächlich mal produziert worden, auch wenn mir das angesichts der reichlich nebulösen Handlung jetzt keiner so recht glauben will - obwohl ich auf die Erwähnung anderer Urlaubsbekanntschaften des Helden, wie zum Beispiel eines kölsch radebrechenden Düsseldorfer Päderasten, der einiges über den Anbau von Mohnblumen zu ahnen scheint, in weiser Voraussicht verzichtet habe. Die Hauptrolle in diesem abbruchreifen Werk hat eine mediterrane Kreatur namens Harrison Muller inne, die im richtigen Leben natürlich niemals so hieß und sich auch durch ein grottiges Endzeitfilmchen dilettierte, dessen Titel mir momentan glücklicherweise entfallen ist - selten zuvor jedenfalls hatte der Zuschauer die Gelegenheit, eine solche, ohne jegliche Leinwandpräsenz agierende Knallcharge zu sehen. Der scheinbare Bösewicht wurde mit Woody Strode besetzt, der ungelogen tatsächlich mal unter der Anleitung von Meisterregisseuren wie John Ford, Richard Brooks, Sergio Leone oder wenigstens doch Willam Lustig spielen durfte, bis er später dann endgültig auf dem Niveau des celluloiden Schnittabfalls angelangt war - in all seinen Szenen scheint er sich gänzlich resignierend vage jener verhältnismäßig goldenen darstellerischen Zeiten zu entsinnen. Und als Krönung des Ganzen gibt' s schließlich noch eine Schlägerei zu besichtigen, die derart hölzern und unbeholfen in Szene gesetzt worden ist, daß einem die Theater-AG-Probevorstellungen der ortsansässigen Sonderschule im Vergleich dazu wie Meilensteine der Bühnenkunst erscheinen.

dd - red / 06. Dezember 2001


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