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Filme

Starttermin: 10. Juni 2004

„Spider“

(Kanada, Großbritannien, Frankreich 2002)

Regie: David Cronenberg

„The only thing worse than losing your mind is finding it again“ heißt es auf der Flash-Animation von www.spiderthemovie.com und stimmt schon auf das zentrale Thema des Films „Spider“ ein: Ist Wahnsinn vielleicht nur eine Frage der Wahrnehmung? Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman des britischen Autors Patrick McGrath, der auf dem Gelände einer Einrichtung zur Aufbewahrung und Therapie geisteskranker Gewalttäter aufwuchs. Sein Vater war dort Leiter der Medizinischen Abteilung. Bevor er Schriftsteller wurde, arbeitete McGrath auch selbst in einer psychiatrischen Klinik. Der Film spielt in den 80er Jahren, als in Großbritannien Massenentlassungen von psychisch Kranken stattfanden, die man auf diese Weise wieder in die Gesellschaft integrieren wollte. Einer von ihnen ist Dennis Cleg (Ralph Fiennes), der schon seit Kindertagen „Spider“ genannt wird, weil er sich so sehr für Spinnen und deren Netze interessiert. Er war seit seinem zehnten Lebensjahr in der Klinik und ist jetzt in einer Pension in der Nähe seines damaligen Wohnortes untergebracht. Nun hat er Gelegenheit, die Orte seiner Kindheit wieder aufzusuchen, und durchlebt noch einmal das Trauma der Ermordung seiner Mutter.

Szenenbild
Der Zuschauer erlebt die Ereignisse subjektiv durch die Augen des Kindes. Der Zehnjährige (Bradley Hall) hat eine innige Beziehung zu seiner Mutter (Miranda Richardson) und zunächst sieht es so aus, als ob er eine ganz „normale“ ödipale Phase durchmacht. Doch schnell erreicht er die Grenzbereiche seiner Psyche. Von nun an spielt sich der Film auf zwei Realitätsebenen ab: Auf der einen Seite sehen wir die Konflikte des Jungen mit seinem Vater und dessen Geliebter Yvonne (ebenfalls Miranda Richardson), zum anderen werden wir durch die Augen des erwachsenen Spider mit den wirklichen Vorgängen konfrontiert.

Szenenbild
Der Regisseur David Cronenberg ist für seinen eigenwilligen Filmstil bekannt und für Themen, die außerhalb der Norm liegen. Er kreiert eine besondere Art von Horror-Film, bei denen keine Special Effects, sondern die Abgründe der menschlichen Psyche den Gänsehaut-Effekt auslösen. Mit „Spider“ hat er zwar keine Dokumentation über Schizophrenie gedreht, doch dokumentarisch genau beobachtet. Der Film ist für einen Kinospielfilm sehr ausführlich, fast zu langatmig. Auch die Handlung geht nur sehr schleppend voran, genau wie der Gang des Protagonisten, der vor sich hin murmelnd meist ohne Blick durch die Straßen schlurft.
Durch das intensive Spiel von Ralph Fiennes („Der englische Patient“) wird der Film fast zu einer Fallstudie mit filmischen Mitteln. Spider trägt vier Hemden übereinander, seine Finger sehen eklig gelb aus von den vielen selbstgedrehten Zigaretten, die er raucht. Sein kostbarster Besitz ist ein kleines Notizbuch, in das er seine Tageserkenntnisse akribisch notiert. Dieses Büchlein versteckt er sorgfältig vor seiner Vermieterin Mrs. Wilkinson (Lynn Redgrave), zu der er eine immer feindlichere Einstellung gewinnt. Dann kommt der Tag, an dem Spider erneut ein Spinnennetz webt...

Szenenbild
David Cronenberg ist beeinflusst von den existentialischen Schriften von Camus und Sartre. Dazu passt die Kreatürlichkeit, mit der er die Figur des Spider inszeniert, einem Menschen, der sich als Fremder fühlt, dessen Geworfenheit in diese Welt zur Folge hat, dass alltägliche Handlungen für ihn zum Problem werden. Dabei bewegt Spider sich manchmal sehr nahe am Rande der „Normalität“. Sein Erinnerungsvermögen versucht, die Ereignisse der Vergangenheit zu verklären. Eine Freiheit, im Sinne Sartres, kommt ihm dabei allerdings nicht zu, das Spinnennetz, das er gewebt hat, wird zur Gefahr für ihn selbst.


h.f. - red. / 7. Juni 2004
ID 1006
Weitere Infos siehe auch: http://www.spiderthemovie.com






 

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