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Filmbesprechung


Seit 1. Dezember 2005 im Kino

„Drum – Wahrheit um jeden Preis“

Featurefilm nach realen Personen und Begebenheiten

(Südafrika/USA/Deutschland 2004)
Regie: Zola Maseko
Drehbuch: Jason Filardi
Starttermin: 01.12.2005

Sophiatown ist eine multikulturelle Enklave mitten im Südafrika der 50er Jahre, obwohl das Apartheid-Regime das Zusammenleben von Schwarzen und Weißen streng reglementiert. Doch in diesem Township ist trotz der offiziellen Rassentrennung und dem Alkoholverbot eine Art Zusammenleben von Schwarzen, Indern und Weißen entstanden. Es ist die Flucht in eine andere Realität, die mit den unmenschlichen Zuständen irgendwo da draußen nichts zu tun haben will. Bei Musik, Techtelmechteln und illegalem Alkohol lebt man dort eine multikulturelle Gemeinschaft, die einen einzigartigen Musikstil hervorbringt. Einheimische afrikanische Klänge werden mit Jazz- und Swingrhythmen gemischt, die Musik der Amerikaner Duke Ellington, Count Basie und Louis Armstrong wird afrikanisiert. In den Shebeens, den südafrikanischen Jazz-Lokalen, wird diese neue Mischung als Tanzmusik gespielt.


Jazz und Swing: Die Sängerin Dara Macala (Bonnie Mbuli) ©Kinowelt


Zu den Stammgästen der Shebeens gehören auch die Mitglieder des Zeitungsmagazins „The African Drum, Magazine of Africa for Africa“. Die Zeitung ist die modernisierte Form der afrikanischen Buschtrommel und berichtet über die neuesten Entwicklungen und Ereignisse. Einer der führenden Journalisten der Zeitschrift ist der Schwarze Henry Nxumalo (Taye Tiggs) Es kommt der Tag, an dem ihm das Kratzen an der Oberfläche zu schal wird. Henry Nxumalo verwandelt sich vom Sportreporter zu einem Enthüllungsjournalisten, der das Leben der Schwarzen unter der Apartheid dokumentiert und anprangert. An seiner Seite steht der junge deutsche Fotograf Jürgen Schadeberg (Gabriel Mann), der die Missstände mit seiner Kamera auf seine einzigartige Weise im Bild festhält. Nxumalo schreibt in seinen Berichten über authentische Erfahrungen. So heuert er als Tagelöhner auf einer Farm an, und erlebt die Gewaltausübung dort am eigenen Leibe. Er lässt sich auch wegen eines geringfügigen Delikts inhaftieren, um im Knast Material für eine große Reportage über die erniedrigenden Bedingungen und Misshandlungen zu sammeln, die die schwarzen Gefangenen ertragen müssen. Kein Wunder, dass er sich nicht nur Freunde macht. Geschützt, wird er ein wenig durch die Aufmerksamkeit der Weltpresse, die seine Artikel immer wieder zitiert, darunter das renommierte Time Magazine. So entwickelt sich das Magazin „Drum“ trotz seines weißen Besitzers und Chefredakteurs Jim Bailey zum Sprachrohr der unterdrückten schwarzen Bevölkerung. Der Journalist und der Fotograf werden zu den Augen und Ohren Südafrikas.


Bei der Arbeit am Boxring: Jürgen Schadeberg (Gabriel Mann) und Henry Nxumalo (Taye Diggs) ©Kinowelt

Die Ereignisse spitzen sich zu, als die Bewohner von Sophiatown enteignet werden. Angeblich soll eine Neubebauung stattfinden. Die Recherche Nxumalos ergibt aber, dass das Township dem Erdboden gleichgemacht werden soll. Die Ordnungshüter werden aber auf die drohende Gefahr eines Enthüllungsartikels aufmerksam, weil sich Nxumalo unter einem Vorwand Zutritt zum städtischen Archiv besorgte und die Abrisspläne gestohlen hat. Damit ist er zum Schweigen verurteilt. Also sucht er nach anderen Möglichkeiten. Er will eine kleine Demonstration, die der junge Anwalt Nelson Mandela anführen will, zum Anlass für eine Reportage nehmen und die Pläne auf diese Weise publik werden lassen. Mandela ist vorsichtig, signalisiert aber sein stilles Einverständnis. Am betreffenden Tag stehen die Polizeitruppen schon bereit. Die Evakuierung wird mit Gewalt vorgenommen, die Häuser zerstört...

Sophiatown, kurz vor der Zwangsräumung ©Kinowelt


Der Film basiert auf wahren Begebenheiten. Mitte der Fünfziger Jahre wird mit Sophiatown die letzte Enklave der schwarzen südafrikanischen Kultur zerstört. Der Journalist Henry Nxumalo wird 1955 erstochen in Sophiatown aufgefunden. Der Mordfall wird nie aufgeklärt. Der deutsche Fotograf Jürgen Schadeberg (Jahrgang 1931) verlässt Südafrika Anfang der 60er Jahre, weil die Repressalien der Sicherheitspolizei seine Arbeit unmöglich machen. Er kehrt erst 1985 wieder nach Südafrika zurück und betätigt sich als Dokumentarfilmer. Seine Fotos aus den Fünfziger Jahren sind heute noch so berühmt, dass sie immer noch ausgestellt werden, zur Zeit im Museum Bochum. Die Zerstörung von Sophiatown verfehlte aber die beabsichtigte Wirkung des Apartheid-Regimes. Anstatt den Widerstand gegen die Rassentrennung zu brechen, hat sie dem Widerstand Nahrung gegeben.


Helga Fitzner
ID 2159
„Drum – Wahrheit um jeden Preis“
(Südafrika/USA/Deutschland 2004)
Featurefilm nach realen Personen und Begebenheiten
Regie: Zola Maseko
Drehbuch: Jason Filardi
Starttermin: 01.12.2005

Weitere Infos siehe auch: http://www.drum-derfilm.de






 

FILM Inhalt:

Rothschilds Kolumnen

BERLINALE

DOKUMENTARFILME

DVD

EUROPÄISCHES JUDENTUM IM FILM
Reihe von Helga Fitzner

FERNSEHFILME

HEIMKINO

INTERVIEWS

NEUES DEUTSCHES KINO

SPIELFILME

TATORT IM ERSTEN
Gesehen von Bobby King

UNSERE NEUE GESCHICHTE


Bewertungsmaßstäbe:


= nicht zu toppen


= schon gut


= geht so


= na ja


= katastrophal

 


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