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Feuilleton

Kinostart: 13. Mai 2004

Musik für Hochzeiten und Begräbnisse (Norwegen 2002)

Originaltitel: Musikk for bryllup og begravelser - Drama; Laufzeit 97 Minuten

Buch + Regie: Unni Straume; Darsteller: Lena Endre, Bjorn Floberg, Rebecka Hemse, Petronella Barker, Goran Bregovic

Filmplakat
Im Vordergrund der von Unni Straume erzählten Geschichte geht es um Sara (Lena Endre) - eine Schriftstellerin, die fern von Menschen in einem großen Haus am See lebt, das zunächst als ein Sinnbild der Isolation und Verlorenheit erscheint.

Das Haus, das ursprünglich Ihr Ex-Ehemann und Star-Architekt Peter (Björn Floberg) für sie und den gemeinsamen Sohn entworfen hat, ist gekennzeichnet vom kühlen und nüchternen Stil gradliniger Moderne. Kein Gegenstand, keine Farbe, kein Licht und nicht mal ein Schatten ist dem Zufall überlassen. Doch seine perfekt durchdachte Architektur wird nicht die Stätte des Familienglücks, sondern ein Ort der Verlassenheit und Trauer, als sein Sohn die Treppen im Keller des Hauses hinabstürzt und stirbt. Der Verlust des gemeinsamen Kindes belastet das Paar so sehr, dass sie ihn nicht überwinden können und sich trennen. Er geht. Sie bleibt zurück - in dem Haus, das einem Mausoleum gleicht. Doch: Sie verändert! Sie verändert sich, ihr Umfeld und viele Elemente, die aus ihrem Leben schon ausgeschieden schienen.

Peter (Björn Floberg)

Mit dem Erfolg ihres autobiographischen Buches, in dem sie ihre Erlebnisse beschreibt, kehren neue Gefühle und ein Hunger nach Leben zurück und sie versucht, Wege aus ihrer bisherigen Situation zu ertasten. Sie nimmt Bauchtanzunterricht, vermietet den Keller des Hauses an einen charmanten serbischen Musiker Bogdan (Goran Bregovic), der dort mit seiner Band, bestehend aus trinkfesten Zigeunermusikern, probt und sich irgendwie durchs Leben schlägt - ohne den Hang zur Perfektion, doch mit sehr viel Liebe zur Musik.

Eines Tages taucht Peter, der mittlerweile mit einer anderen Frau ein neues Leben begonnen hat, unerwartet an der Stätte seines Entwurfs für das perfekte Leben auf und möchte noch einmal dort übernachten, da er am nächsten Morgen im nahegelegenen Krankenhaus untersucht werden soll. Er registriert sehr schnell, dass nichts mehr so ist wie es einmal war. Sara hat neue soziale Kontakte geknüpft und viele Details im Haus verändert. In diesen Räumen scheinen seine strengen Lebens- und Gestaltungsregeln keinen Platz mehr zu haben und er ist enttäuscht darüber, dass Sara ohne seinen Anspruch an die perfekte Inszenierung des Lebens glücklicher scheint. Diese Begegnung macht auch für beide die schmerzhafte Erinnerung an den Verlust des Kindes wieder lebendig.

Doch Sara ahnt nicht, dass mit Peter auch das zweite Unglück vor ihrer Tür steht. An dem Ort, an dem die Familie eigentlich ihr Glück hätte genießen sollen, starb nicht nur der Sohn, nun stirbt auch der Vater und Ehemann. Diesmal ist es kein Unfall. An der selben Stelle, an dem der Sohn starb, schießt Peter sich in den Kopf und Sara findet ihn am nächsten Morgen in der gleichen Körperhaltung vor, wie sie ihren Sohn vor Jahren auf dem Boden des Kellers vorgefunden hat. Ein Schock - sowohl für Sara als auch für die neue Ehefrau, das Model Helen (Petronella Barker), und die Geliebte Kaja (Rebecka Hemse) ihres Ex-Mannes.

(v. r. nach l.) Helen (Petronella Barker), Sara (Lena Endre) und Kaja (Rebecka Hemse)

Die Begegnung mit diesen Frauen lässt Sara Vergangenes und Gegenwärtiges in einem neuen Licht erscheinen. Es entwickelt sich eine sehr interessante Beziehung zwischen den Frauen, die alle den gleichen Mann liebten und durch seinen Tod reifer und unabhängiger werden.

Begleitet von der ausdrucksstarken Musik Goran Bregovics, entspinnt Unni Straume ein Psychogramm vergangener Beziehungen und Verletzungen, durchzogen von emotionaler Leere und Wehmut. Wie Sara, die in der sie umgebenden strengen Architektur des Minimalismus äußerlich geordnet, aber innerlich verwüstet ist, so sind auch die anderen Akteure gefangen in einem strengen Korsett der Selbstbeherrschung und der emotionalen Leere.

Dieser Film zeigt, dass das Leben leider weder inszenierbar noch berechenbar ist. Es verlangt den Menschen aber Kraft, Geduld und ein hohes Maß an Improvisationstalent ab, um mit Verlusten (über)leben zu können und die Liebe zum Leben nicht zu verlieren.

Die Musik war in dieser Geschichte ein Weg, mit Melodien und Klängen die Worte zu finden, die dem Menschen in manchen Momenten im Leben fehlen und dabei Hoffnung, aber auch Identität geben können.



Goran Bregovic

Goran Bregovic ist bisher vor allem als Filmkomponist und Musiker in Erscheinung getreten. Durch die Musik für Emir Kusturicas Filme wie „Time of the Gypsies“ oder Chereaus „La Reine Margot“ oder Veit Helmers „Tuvalu“ ist er zu einem der führenden Komponisten des Balkans geworden. Und nun erfolgt in Unni Straumes Film auch noch sein Leinwanddebüt als Darsteller.

Unni Straume

Unni Straume, geboren in Molde, lebt seit vielen Jahren in Italien und ist heute eine der führenden Regisseurinnen Norwegens. Nach ihrem Abschluß an der Filmschule arbeitete sie einige Jahre an diversen Dokumentationen. Mit diesen sehr persönlichen und poetischen Werken war sie auf zahlreichen internationalen Kurzfilmfestivals vertreten.
Ihr erster Film „To a Stranger“ (1990) war in schwarz-weiß gedreht und wurde ein internationaler Erfolg. 1993 wurde ihr Kurzfilm „Derailment“ in die offizielle Auswahl von Cannes aufgenommen und im folgenden Jahr wurde ihr zweiter Spielfilm „Dreamplay“ mit dem Preis der Norwegischen Kritik ausgezeichnet. „Thrane’s“ ist ihr dritter Spielfilm und ein Teil der Filmsammlung im Museum for Modern Art in New York.
m. r. - red. / 5. Mai 2004
ID 971
Weitere Infos siehe auch: www.alamodefilm.de






 

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