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Gegen ewige Kindheit

Vor 100 Jahren starb in Leipzig die Frauenrechtlerin Auguste Schmidt
Von Ernst Probst

Ihr Name und ihr Lebenswerk sind heutigen Mädchen und Frauen kaum noch geläufig. Dabei war die Lehrerin, Feministin und Schriftstellerin Auguste Schmidt (1833-1902) eine der bedeutendsten bürgerlichen Frauenrechtlerinnen Deutschlands. Die couragierte und redegewandte Schlesierin gehörte zu den Gründerinnen des "Allgemeinen Deutschen Frauenvereins", des "Vereins deutscher Lehrerinnen und Erzieherinnen", des "Allgemeinen Deutschen Lehrerinnen-Vereins" sowie des "Bundes Deutscher Frauenvereine". Am 10. Juni jährt sich ihr Todestag zum hundertsten Male. Auguste Schmidt wurde am 3. August 1833 als Tochter eines preußischen Artilleriehauptmanns in der schlesischen Metropole Breslau geboren. Ihr Vater ermöglichte seinen drei Töchtern eine gute Berufsausbildung. Eine Schwester machte später eine künstlerische Karriere als Konzertsängerin, Auguste und eine andere Schwester besuchten in Posen erfolgreich ein Lehrerinnenseminar. Nach ihrem bestandenen Abschlussexamen im Alter von 17 Jahren arbeitete Auguste zunächst als Lehrerin in Posen und anschließend an einer Privatschule in Oberschlesien. Danach erhielt sie an der städtischen höheren Magdalenenschule in Breslau eine Anstellung als einzige wissenschaftliche Lehrerin. Mit 28 Jahren stieg Auguste Schmidt, die inzwischen das Schulvorsteherinnenexamen absolviert hatte, zur Direktorin der "Latzelschen höheren Privattöchterschule" in Leipzig auf. Ihr Unterricht gefiel später der Leiterin des "Steyberschen Erziehungsinstituts" so gut, dass diese sie als Lehrerin für Literatur und Ästhetik einstellte. Zu ihren Schülerinnen gehörte Clara Zetkin (1857-1933), die sich später als Politikerin einen Namen machte. Bei ihrer pädagogischen Arbeit wurde Auguste Schmidt von ihren verwitweten Schwestern unterstützt, mit denen sie zusammenlebte. Ab 1864 besuchte die Journalistin und Schriftstellerin Louise Otto-Peters (1819-1895) jeden Freitag das Haus von Auguste. 1865 gründeten Auguste Schmidt, Louise Otto-Peters und Henriette Goldschmidt (1825-1920) den "Leipziger Frauenbildungsverein". Beim ersten deutschen Frauenkongress in Leipzig im Oktober 1865 hob Auguste Schmidt zusammen mit ihren Mitstreiterinnen Helene Lange (1848-1930) und Marie Löper-Houselle (1837-1916) den "Allgemeinen Deutschen Frauenverein" (ADF) aus der Taufe. Bei der Gründungsversammlung des ADF hielt Auguste Schmidt eine Rede, in der sie die Auffassung vertrat, die Frauenbewegung müsse weniger den Widerstand egoistischer Männer als vielmehr die Teilnahmslosigkeit von Frauen fürchten, die sich in dem Zustand ewiger Kindheit und Unterordnung glücklich und zufrieden fühlten. Sie meinte, das Problem der Frauen läge vor allem im Nichterkennen der eigenen Situation. Von 1866 bis 1920 gab sie zusammen mit Louise Otto-Peters die Zeitschrift des ADF mit dem Titel "Neue Bahnen" heraus. 1869 beteiligte sich Auguste Schmidt zusammen mit der Lehrerin Marie Calm (1831-1887) aus Kassel an der Gründung des "Vereins deutscher Lehrerinnen und Erzieherinnen". 1890 hob sie in Friedrichroda zusammen mit Helene Lange den "Allgemeinen Deutschen Lehrerinnen-Verein" (ADLV) mit aus der Taufe. Von 1894 bis 1899 fungierte sie als Vorsitzende des "Bundes Deutscher Frauenvereine" (BDF), zu dessen Gründerinnen sie ebenfalls gehörte. Ihr Engagement in der Frauenbewegung ließ Auguste Schmidt wenig Zeit, um ihr Talent zur Schriftstellerei zu beweisen. Zu ihren literarischen Werken gehören die Novellen "Tausendschön" und "Veilchen", die beide 1868 erschienen, sowie die Erzählung "Aus schwerer Zeit", die 1895 herauskam. Ab 1895 zeichnete sie für die Zeitschrift "Neue Bahnen" alleine verantwortlich. Im Alter von 66 Jahren zog sie sich 1900 aus dem öffentlichen Leben zurück. Auguste Schmidts Engagement galt vor allem der Mädchenbildung und der Gleichberechtigung der Frauen. Sie starb am 10. Juni 1902 im Alter von 68 Jahren in Leipzig. Nach ihrem Tod sind die Bücher "Auguste Schmidt als Frauenrechtlerin" (1904) und "Auguste Schmidt" (1933) erschienen.

Ernst Probst / Mai 2002
Ernst Probst, Im See 11, 55246 Mainz-Kostheim
Telefon 06134/21152, Fax 06134/26665, E-Mail verlagernstprobst@web.de

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